Hilfe? Nein Danke!

Falsch verstandene Tierliebe kann gefährlich werden

djv Berlin - Spät fällt der Winter dieses Jahr doch noch über Deutschland herein. Eine weiße Schneedecke legt sich über die ersten grünen Vorzeichen des Frühlings. Das sibirische Kälte-Hoch „Cooper“ bringt ganz Deutschland auch in den kommenden Tagen frostige Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Was uns Menschen zittern und bibbern lässt, versetzt die Pflanzenfresser unter den Wildtieren unserer Wälder in einen Energiesparmodus.

Rehe, die jetzt bewegungslos in Gruppen – sogenannten Sprüngen – am Waldrand stehen, machen auf den Menschen häufig einen zutraulichen oder gar hilfesuchenden Eindruck. Doch dieser Eindruck täuscht! Um Energie zu sparen, schränken heimische Pflanzenfresser wie Reh und Hirsch ihre Mobilität stark ein und ruhen an windgeschützten Stellen am Waldrand oder auf dem Feld. Nähert man sich dem sonst so scheuen Tier, bleibt es vermeintlich ruhig stehen. „Diese Situation bedeutet Stress – Alarmstufe Rot, sozusagen – viel Energie wird verbrannt“, warnt Torsten Reinwald, Pressesprecher des DJV. Eine Flucht wird nur hinausgezögert, weil sie noch mehr Energie verbrauchen würde. Nicht nur das Tier, auch die Natur leidet darunter: Das durch Erholungssuchende beunruhigte Wild beginnt auf der Suche nach Fressbarem die Rinden von Baumstämmen zu schälen oder Triebe abzuknabbern. In der Folge können Bäume stark geschädigt werden.

Auch wenn das Wild noch so zutraulich wirkt: Abstand halten ist ein Muss. Damit ist den Tieren – auch im Winter – am meisten geholfen. Wildtiere können übrigens sehr wohl unterscheiden, ob sich Menschen auf Wegen nähern oder querfeldein. Auf Wegen werden Wanderer, Skifahrer oder Radfahrer nicht als Gefahr wahrgenommen. Deshalb sollten Freizeitsportler und Spaziergänger auf den Wegen bleiben. Hunde sollten immer im direkten Einflussbereich von Frauchen oder Herrchen sein.

Wildtiere benötigen weder menschlichen Kontakt noch Brot- oder Küchenreste, um über den kalten und kargen Winter zu kommen. Was im ersten Moment als hilfreiche Geste erscheint, ist grundlegend falsch. Gerade Pflanzenfresser wie Reh und Hirsch sind an den natürlichen Nahrungsmangel im Winter hervorragend angepasst: Sie fasten und um Energie zu sparen, bewegen sie sich kaum. Die Fütterung von Wildtieren ist in Deutschland zumeist auf Notzeiten beschränkt, die von den Behörden ausgerufen werden. Sollten die Witterungsbedingungen in den Wintermonaten mit hohen Schneelagen und Frost tatsächlich extrem werden, schreiten Jäger und Förster ein und füttern artgerecht.

Bürgerreporter:in:

Karl-Heinz Huber aus Langenfeld

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