Wegewarte
Nach wochenlanger Trockenheit ist der Rasen verdorrt. Nur regelmäßiges Gießen hätte dem Einhalt gebieten können.
Der gemeinen Wegwarte (Cichorium intybus) macht die größte Trockenheit nicht viel aus.
Über ihre tiefreichende Pfahlwurzel kann sie sich mit dem lebenswichtigen Nass versorgen.
Wenn andere Blumen schon längst vertrocknet sind, entfaltet sie ihre schönen, hellblauen Blüten jeden Morgen aufs Neue.
Die robuste, anspruchslose Pflanze ist weit verbreitet. Man findet sie wildwachsend an Weg- und Grabenrändern.
Ihre Kulturformen sind Chicoree, Fleischkraut, Radicchio, Schnittzichorie und nicht zu vergessen: die Wurzelzichorie. Letztere enthält Bitterstoffe, die dem Ersatzkaffee (Zichorienkaffee, Muckefuck) zugesetz wurden.
Um die Wegwarte ranken sich zahlreiche Mythen.
Der unvergessene Heidedichter Hermann Löns (*1866 †1914) schrieb folgendes Gedicht, das von Fritz Jöde (*1887 †1970) vertont wurde:
Es steht eine Blume,
Wo der Wind weht den Staub,
Blau ist ihre Blüte,
Aber grau ist ihr Laub.
Ich stand an dem Wege,
Hielt auf meine Hand,
Du hast deine Augen
Von mir abgewandt.
Jetzt stehst du am Wege,
Da wehet der Wind,
Deine Augen, die blauen,
Vom Staub sind sie blind.
Da stehst du und wartest,
Daß ich komme daher,
Wegewarte, Wegewarte,
Du blühst ja nicht mehr.
Bürgerreporter:in:Wilhelm Heise aus Ilsede |
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