Schuster bleib bei deinem Leisten
Der alljährlich am letzten Mittwoch im September und dem folgenden Donnerstag stattfindende Lafferder ist Treffpunkt für Besucher aus nah und fern. Hier werden alte Kontakte aufgefrischt und neue geknüpft.
Karl Koch kommt schon seit 25 Jahren hierher. So auch 2016. Im Wasserturm sah er die recht spärliche Sammlung von Schuhmacherwerkzeugen. Wir kamen ins Gespräch.
Karl Koch war Schuhmacher und besitzt noch eine komplette Werkstatt. Die wollte ich mir gern ansehen und er gab mir seine Adresse. Leider hatte ich die verschlampt und den Namen vergessen.
Kürzlich, in Tübingen, fand ich im Kofferraum meines Autos einen kleinen Zettel. Welche Überraschung. Er enthielt die verschollene Anschrift samt Telefonnummer!
Jetzt konnte ein Besuch stattfinden.
Vorab: Es gibt Jäger und Sammler. Karl Koch gehört zu den Sammlern. Bewundernswert, was er und seine Frau im Laufe der Jahre an historischen Gegenständen zusammengetragen haben.
Sein Vater, Schuhmachermeister Karl Koch sen., hat den Betrieb im Jahre 1932 gegründet. Damals gab es in dem 750-Seelen-Dorf drei oder vier Schuhmacherwerkstätten. Ein Zubrot verdiente er als Fleisch- und Trichinenschauer. Noch bis zu seinem Tode im Alter von 77 Jahren beschäftigte er sich in seiner Werkstatt.
Karl Koch jun. erlernte das Schuhmacherhandwerk in den Jahren 1951 bis 1954. Vor dem Kriege beschäftigte der Lehrbetrieb 7 bis 8 Personen, später nur noch 2.
Im Jahre 1951 gab es in seinem Dorf noch zwei Schuhmachereien.
Durch den wirtschaftlichen Wandel der Nachkriegszeit wurde vielen Handwerksbetrieben die Lebensgrundlage entzogen. Auch die Orthopädie-Schuhmacherei reichte nicht aus. Deshalb entschloss sich Karl Koch jun. nach 17-jähriger Tätigkeit das Schuhmachergeschäft aufzugeben und hauptberuflich im Kalibergbau zu arbeiten. "Geschustert" wurde nur noch nebenbei. Jetzt, im Alter von 81 Jahren, gehört auch das der Vergangenheit an.
Geblieben ist eine vollständige, sorgsam aufgeräumte Schuhmacherwerkstatt. Die Werkzeuge liegen und hängen griffbereit. Es könnte jederzeit wieder gearbeitet werden.
Bürgerreporter:in:Wilhelm Heise aus Ilsede |
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