Groß Lafferde, der Lafferder Busch und der Herzynische Wald
Es ist allgemein bekannt, dass der Namensbestandteil „La“ auf die Lage des Ortes innerhalb eines Waldgebietes zurückzuführen ist.
Von dem namensprägenden Walde ist heute nur noch ein kümmerlicher Rest, der Lafferder Busch, in einer Größe von zirka 47 Hektar vorhanden. Vor der Buschverkoppelung im Jahre 1912 waren es noch rund 100 Hektar.
Der jetzt noch vorhandene Buschstandort ist uralt, obwohl die derzeitige Vegetation einen ganz anderen Eindruck erweckt.
Das Holz wurde nachweislich seit mindestens 1300 (laut notarieller Liste der Nutzungsberechtigten) von unseren Vorfahren intensiv genutzt. Sie schlugen es in achtjährigem Umlauf, weil sie meinten, dass der Holzertrag dann am größten sei. Deshalb gab es im Lafferder Busch auch keinen Hochwald.
Es ist kaum vorstellbar, dass der heutige Busch vor 2000 und mehr Jahren Teil eines großen Urwaldgebietes war, in dem Wildpferde, Auerochsen, Bären, Wölfe, Luchse, Rentiere, Elen und Elentiere (auch Elo oder Schelo genannt) lebten.
Dieses riesige Waldgebiet wurde der „Herzynische Wald“ (Hercynischer, Herkynischer Wald) genannt. Fast alles über ihn verbirgt sich im Dunkel der Vergangenheit.
Der Herzoglich-Braunschweigische Forstschreiber E.J.G. Leonhard bezeichnete im Jahre 1825 den Herzynischen Wald als den größten Europas, der am Rheine anfing, durch einen großen Teil von Deutschland nach Nordosten verlief und sich durch Preußen und das nördliche Polen bis nach Russland hinzog.
Schon Aristoteles erwähnte in seiner „Archäologica“ einen Herzynischen Wald.
Laut Julius Cäsar erstreckte er sich vom oberen Rhein bis zu den Karpathen und über sämtliche deutschen Waldgebirge (Der Gallische Krieg, 6. Buch, Nr. 25 -28). Auf der Grundlage von Cäsars Angaben wurde eine Gesamtfläche von 337.500 Quadratkilometern geschätzt (lt. Wikipedia). Das entspricht der Fläche der heutigen Bundesrepublik Deutschland (357.168 km²) ohne Bundesland Sachsen-Anhalt (20.450 km²).
Spätere Geographen, die vom Herzynischen Bergsystem sprachen, verstanden darunter eine Gesamtbezeichnung für Wesergebirge, Harz, Thüringer Bergland, Sächsisches Bergland, Lausitzer Bergland, Böhmerwald, Riesengebirge, Glatzer Hochland (lt. Kleines Konversations-Lexikon).
E.J.G. Leonhard wies auf die vielen im niedersächsischen Raum vorhandenen Orte hin, die mit „Rode“ enden und mit dazu beitrugen, das großflächige Waldgebiet zu zerstückeln. So nannte er den Schwarzwald, den Thüringer Wald, den Böhmerwald und den Harz die großen Überbleibsel dieses einst riesigen Herzynischen Waldes. Der Harz könnte von letzterem sogar seinen Namen haben (herzynisch, harzynisch = Harz).
Die Herkunft des Namens „Herzynisch“ ist nicht eindeutig. Einige leiten ihn vom keltischen „erchynn“ (= hoch, erhaben), andere von „perkunia“ (von indogermanisch „perkus“ = Eiche) ab. Letzterem entspricht auch die altgermanische Ableitung „firgunna“.
Die lateinische Bezeichnung „Hercynia silva“ ist eine römische Ableitung eines antiken keltischen Namens. Gemeint sind damit die östlich des Rheins und nördlich der Donau gelegenen Mittelgebirge, also die zentral-europäischen Mittelgebirge, besonders die böhmischen Randgebirge und der Harz und das von den Feldzügen des Drusus und Tiberius bis zur Elbe (Magdeburg) betroffene germanische Gebiet (siehe Meyers Universal-Lexikon).
Nach all diesen Beschreibungen ist mit sehr großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass der im Harzvorlande liegende Lafferder Busch einst Bestandteil des Herzynischen Waldes war.
(Quellen: Kleines Konversationslexikon; Meyers Universal-Lexikon; Wikipedia; Julius Cäsar, Gallischer Krieg; E.J.G. Leonhard, Die Harzburg und ihre Geschichte; Adolf Nülle, von der Holzbewirtschaftung des Groß Lafferder Busches)
Bürgerreporter:in:Wilhelm Heise aus Ilsede |
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