Die Centinal-Eiche

Die Centinal-Eiche, gepflanzt 1913
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Auf dem Thie, im Bereich des jetzigen Kinderspielplatzes, wächst eine Eiche. Sie hat in 1,5 Metern Höhe einen Stammumfang von 277 Zentimetern (23.04.2022). Das ist für eine Eiche wahrlich nicht rekordverdächtig, aber man fragt sich doch, wie alt sie wohl sein mag und warum sie einst gepflanzt wurde.

Da sie auf dem Thie steht, liegt die Vermutung nahe, dass sie an Gerichtsverhandlungen und Bauerndinge erinnern soll. Unsere Altvorderen hielten derartige Versammlungen unter freiem Himmel unter Eichen und Linden ab (Gerichtslinde). Diese Vermutung trifft hier nicht zu.

Franz Burgdorf sen. (*1909 †1994) erzählte, dass die Eiche im Jahre 1913 gepflanzt wurde.
Hundert Jahre zuvor wütete die Völkerschlacht bei Leipzig (16. bis 19.10.1813). Sie war eine der blutigsten Schlachten der Befreiungskriege und trug in erheblichem Maße zur Befreiung Europas vom napoleonischen Joch bei. Ohne sie wäre die spätere deutsche und europäische Geschichte anders verlaufen.
Deshalb pflanzte man im Jahre 1913 zur Erinnerung an das hundert Jahre zurückliegende Ereignis die Eiche als Jubiläumsbaum (centinal steht in diesem Fall für 100 Jahre).

Um auf die Bedeutung dieses Baumes aufmerksam zu machen und damit dessen Ursprung nicht in Vergessenheit gerät, hatte Franz Burgdorff sen. dort eine Gedenktafel anbringen lassen. Sie war von Günter Buller (*1935 †2016) geschaffen worden. Ihre Inschrift lautete:

       Diese Eiche wurde gepflanzt 1913 zur Erinnerung an den Befreiungskrieg 1813.
                                          Man nannte sie Centinal-Eiche.

Seit geschätzten 10 Jahren war diese Tafel verschwunden. Alle Nachforschungen blieben erfolglos. Jetzt konnte Patrick Baumann, Vorsitzender des Heimat- und Kulturvereins Groß Lafferde, verkünden, dass sie bei Aufräumarbeiten wiederentdeckt wurde. Sie soll restauriert und erneut an der Eiche befestigt werden.

Die Eiche ist inzwischen in das Baumkataster der Gemeinde Ilsede aufgenommen worden und trägt die Bezeichnung Ilsede 004251.

Hoffen wir, dass der stattliche Baum uns noch lange erhalten bleibt, denn er erinnert an eine kriegerische Zeit, die zur Befreiung vom napoleonischen Joch führte. Der Baum hat den verheerenden 1 Weltkrieg (1914-1918) unbeschadet überlebt und ebenso den willkürlich vom Zaun gebrochenen, verbrecherisch geführten 2. Weltkrieg (1939 – 1945). Jetzt muss er erleben, dass die Ukraine unter einem ebenso verwerflichen russischen Angriffskrieg zu leiden hat. Putin macht´s möglich.
Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt (Schiller, Wilhelm Tell).

Wenn man so will, ist diese Eiche ein Kriegsmahnmal. Passend dazu steht wenige Meter entfernt das Kriegerdenkmal von 1870/1871.

Bürgerreporter:in:

Wilhelm Heise aus Ilsede

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