Der böse, böse Wolf
Aus Aufzeichnungen des Baurates a.D. Adolf Nülle geht hervor, dass um das Jahr 1850 herum in Groß Lafferde im Bereich des Lafferder Busches, ein Wolf gesichtet wurde. Man hat auf ihn geschossen, ohne ihn zu treffen. Seitdem gibt es in Groß Lafferde keine Wölfe mehr.
Der Wolf (Canis Lupus) galt von jeher als Plage und Nahrungskonkurrent des Menschen. Dort, wo er zu viele Haustiere riss, wurde er existenzbedrohend.
Deshalb versuchte man seit Jahrhunderten, ihn auszurotten.
Trotz Verringerung der Waldflächen und zunehmender Siedlungsdichte behauptete er sich. Der grausame Fang mit Wolfsangel oder Wolfskuhle konnte seinen Bestand nicht ernsthaft gefährden.
Im Amt Peine ist die Wolfsplage so groß gewesen, dass sich die Hildesheimische Regierung 1652 vernlasst sah, energisch einzugreifen. Der Jägermeister Alhard Gottschalk Schilder erhielt unterm 22. Mai 1652 folgende Nachricht: "Demnach das schädliche Thier, der Wolf, im Amte Peine dergestalt Überhand nimmt, dass er innerhalb wenig Tagen 16 Kühe zernichtet hat; weiterem Unglück aber, soviel wie möglich vorzubeugen, die Schuldigkeit erfordert, so wollet ihr mit Wildwagen 8 Stück Wolfsgarn an den Drost Herm. Christ. Mandelsloh unaufhaltsam nach Peine schaffen". Unter Wolfsgarn sind lange, mehrere Meter hohe Maschengeflechte zu verstehen, die aufrecht befestigt wurden um die Wölfe dort hinein zu treiben und dann zu erlegen.
Obwohl die jetzt einsetzenden Wolfsjagden erfolgreich waren, verblieb noch soviel Raubzeug, dass schon am 16. Januar des Jahres 1655 der Oberforstmeister Schilder wieder berichten musste, dass "im Amte Peine, wo sich die Wölfe außerordentlich vermehrt, notwendig eine Wolfjagd abgehalten werden müsse". Dem Antrag gab die Regierung sofort statt.
Solche Wolfsjagden fanden mehrfach statt, ohne den Bestand des Wolfes enrsthaft zu gefährden. Das änderte sich erst mit der Verbreitung der Feuerwaffen.
Seit jener Zeit galten im Amte Peine die Wölfe als ausgerottet. Dagegen haben sich in Gegenden mit großen Waldbeständen diese Räuber noch viele Jahre gehalten. Der letzte Wolf im Hannoverland soll im Jahre 1872 bei Celle erlegt worden sein.
Als mythisches Tier wurde der Wolf häufig von den Heraldikern in Wappen abgebildet (z.B. in unserer Gegend Stadt Peine, Landkreis Peine, Ortschaft Klein Ilsede, Gemeinde Wendeburg, Stadt Wolfsburg),
So positiv wie in der Gründungssage der Stadt Rom wird der Wolf selten dargestellt. Iin der griechischen Mythologie (z. B. Göttin Hekate in Wolfsbegleitung, Verwandlung von Lykan durch Zeus in einen Wolf) und in der germanischen Mythologie (z.B. Wölfe Geri und Freki, Skoll oder Hati, Managarm, Fenriswolf) genießt er nicht den besten Ruf.
Auch in der Bibel gilt er als reißendes Tier (z.B. Jes. 11,6; Hes. 22,27; Mt. 7,15, Mt. 10,16; JH 10,12; Apg. 20,29).
Die Märchen von Rotkäppchen und dem Wolf oder von dem Wolf und den 7 Geißlein passen in dasselbe Schema.
In der Fabel Reinecke Fuchs kommt er als "Isegrim" ebenfalls zur Geltung. Hermann Löns schrieb den Roman vom Wehrwolf und die Nationalsozialisten missbrauchten den Wehrwolf gegen Ende des 2. Weltkrieges für ihre abartige Freischärlerbewegung "Wehrwolf".
In der Literatur (z.B. Krieg und Frieden, Ruf der Wildnis) und in zahlreichen Filmen kommt der Wolf immer wieder vor.
Der Wolf galt also von jeher als problematisch (ganz anders der aus ihm herausgezüchtete Hund). Dennoch soll er nach dem Willen der Naturschützer in unserer Gegend wieder heimisch werden.
Die Probleme aber sind seit Jahrhunderten unverändert. Trotz der (noch) geringen Population gibt es immer wieder Meldungen von gerissenen Nutztieren. Im Gegensatz zum flüchtigen Wild sind Nutztiere (Haustiere) leichte Beute. Das lernen die Wölfe schnell. Schafzüchter klagen über erhebliche Verluste, die trotz zeit- und kapitalaufwendiger Schutzmaßnahmen unvermeidbar sind und, wenn man ihnen Glauben schenkt, mitunter ihre Existenz bedrohen.
Es ist auch immer wieder von fehlgeprägten Wölfen zu hören, die in der Nähe menschlicher Siedlungen ihr Unwesen treiben. Sie gehen zwar generell den Menschen aus dem Wege, es ist aber erwiesen, dass sie in Einzelfällen bei Stresssituationen oder unter Tollwut Menschen angreifen.
Sicherlich brauchen auch Wölfe einen Lebensraum. Aber ob das ausgerechnet in unserer dichtbesiedelten, stark bebauten, von Verkehrswegen durchzogenen deutschen Kulturlandschaft und unter großem Einsatz von Zeit und Geld sein muss, darf bezweifelt werden.
Einen wirklichen Lebensraum, in dem sich der Wolf artgerecht entfalten kann, gibt es hier nicht. Da sind andere Länder besser geeignet.
Bürgerreporter:in:Wilhelm Heise aus Ilsede |
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