Autobahnmaut und Wegegeld

Haus Nr. 66 wurde abgerissen. Im Fachwerkbau rechts war die Erhebungsstelle.
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  • Haus Nr. 66 wurde abgerissen. Im Fachwerkbau rechts war die Erhebungsstelle.
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In mehreren europäischen Ländern ist Autobahnmaut gang und gäbe, auch für manche Alpenstraßen wird Maut erhoben.
Dem bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) und dessen parteipolitischem Mitstreiter Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt genügt die LKW-Maut auf deutschen Autobahnen nicht. Sie wollen gegen alle noch so plausiblen und einleuchtenden Widerstände die Autobahnmaut für PKW einführen.
Sollte die EU trotz aller Unkenrufe dem Vorhaben zustimmen, so wird vielerorts befürchtet, dass die Maut zu einem bürokratischen Monster werden könnte, welches unter dem Strich mehr Schaden als finanziellen Nutzen bewirkt.

Eine Stammesweisheit der Dakota-Indianer besagt: Wenn Du entdeckst, dass Du ein totes Pferd reitest, steige besser ab. Unsere Politiker haben im Umgang mit toten Pferden ganz andere Strategien.

Schon in früheren Jahrhunderten versuchte man durch Sonderabgaben Geld zu beschaffen.

Adolf Nülle beschrieb am 17.12.1927 die Chausseegeld/Wegegelderhebung in Groß Lafferde zu Beginn des 19. Jahrhunderts:

Zur Unterhaltung von Wegen und Straßen wurde früher eine Abgabe nach dem Motto erhoben „Wer den Vorteil hat, muss auch die Lasten tragen“. Man errichtete an den Straßen in Abständen von etwa 2 Postmeilen (ca. 15 km) Wegegelderhebungsstellen.
Die Wegegelderhebung wurde von der Obrigkeit an Pächter vergeben. Diese führten den Pachtbetrag an die Chausseeverwaltung ab und konnten den Rest behalten.

Zwischen Peine und Groß Lafferde befand sich eine Gelderhebungsstelle in Gadenstedt. Eine andere war in Groß Lafferde im Haus Nr. 66. Das Haus ist inzwischen abgerissen. Es stand auf dem jetzigen Hundeikerplatz hart am Straßenrand genau gegenüber der Einmündung der Peiner Chaussee (jetzt etwa die Einmündung der B 444 in die B 1). Hier wurde Wegegeld erhoben für die Richtungen Groß Lafferde – Feldbergen, Groß Lafferde – Bettmar (BS), außerdem für die aus Richtung Hildesheim kommenden und nach Peine fahrenden Fuhrwerke.
Es war ein Schlagbaum vorhanden, der aus dem Haus heraus quer über die ganze Straßenbreite herabgezogen werden konnte und somit den Weg versperrte. Der Schlagbaum in Groß Lafferde stand so, dass die Zufahrt von der Peiner Chaussee (jetzt B 444) ins Dorf freiblieb. Die in Richtung Hildesheim ziehenden mussten Wegegeld bis Feldbergen zahlen und konnten dann den Schlagbaum passieren.

Der ganze Vorgang spielte sich in etwa so ab:
Der Fuhrmann trat ans Fenster der Erhebungsstelle, reichte den fälligen Betrag hinein und bekam einen Wegegeldzettel (Quittung). Andere fuhren möglichst dicht heran. Der Erheber hielt ihnen eine lange, mit einer Blechdose versehene Stange entgegen, in welche sie das Wegegeld legten. Denn zog der Erheber die Stange zurück, entnahm der Dose das Geld und reichte die Quittung auf gleiche Weise hinaus.
Bei bekannten Fuhrleuten wurde die Quittung sofort hinausgereicht und dann das Geld entgegengenommen.

Bei Dunkelheit brannte neben dem Fenster eine Laterne. Nachts sollte die Straße durch den heruntergezogenen Schlagbaum versperrt sein. Aus Bequemlichkeit und um nachts nicht aufstehen zu müssen, zog der Erheber den Schlagbaum nicht immer herunter. Die Fuhrleute konnten dann ungehindert weiterfahren und der Erheber hatte den Schaden.

Die Wegegeldtaxe war auf einer Plakattafel der Gelderhebungsstelle offen ausgehängt. Die „Hannoversche Wegegeldtaxe“ aus dem Jahre 1825 gab folgende Beträge an:
Schafe, Schweine, Ziegen und Kälber 1 Pfennig
Füllen, Esel und Hornvieh 2 Pfennig
Pferde 4 Pfennig
für jedes Postpferd 12 Pfennig
für jedes Vorspannpferd bei schweren Frachtwagen bis zu 19 Pfennig.
Vor vollbeladenen Frachtwagen waren oft 5, sechs und mehr Pferde gespannt.
Lastwagen mit besonders breiten Reifen zahlten weniger.

Viehtriebe und Fuhrleistungen im Interesse der Landwirtschaft waren vom Wegegeld befreit.

Der Schlagbaum in Groß Lafferde wurde im Jahre 1872 beseitigt, seine Bestandteile öffentlich versteigert.

Haus Nr. 66 wurde abgerissen. Im Fachwerkbau rechts war die Erhebungsstelle.
Übersichtskarte mit den alten Chausseebezeichnungen.
Bürgerreporter:in:

Wilhelm Heise aus Ilsede

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