Interview mit dem Bürgermeister von Krumbach Hubert Fischer

Der Stadtrat auf dem Bauhof
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Wir trafen uns mit dem Ersten Bürgermeister der Stadt Krumach, um mit ihm über das vergangene Jahr zu reden. Mit uns zog er Bilanz und sprach über das FLEXIBUS-Projekt, den Literaturherbst und die Entwicklung Krumbachs zum Kneippkurort.

Sie sind Erster Bürgermeister der Stadt Krumbach seit 1. Mai 2008, welches Zwischenfazit ziehen Sie von Ihrer bisherigen Amtszeit? Welche Ziele haben Sie bereits umgesetzt? Welche stehen noch auf Ihrer Agenda? Welche Wahlversprechen haben Sie umgesetzt?
Es gab und gibt sehr viel zu tun. Im ersten Jahr war es ein Schwerpunkt die Fertigstellung bereits begonnener Projekte voranzubringen, wie z.B. das Feuerwehrhaus in Edenhausen, das Jugendzentrum in der Hans-Lingl-Straße und den Dorfplatz Niederraunau. Dringlich war auch die Durchführung von Straßenbaumaßnahmen im Gewerbegebiet Niederraunau und in der Dr.- Rothermel-Straße. Im konzeptionellen Bereich, wo Grundlagen für die weitere Arbeit geschaffen werden, möchte ich auf das erstellte Verkehrsgutachten genauso wie auf den der LEADER-Förderantrag „Gesundheitszentrum südliches Mittelschwaben“ verweisen. Darüber hinaus konnte mit Einführung des bayernweit einmaligen FLEXIBUSSES nicht nur der ÖPNV in der Stadt Krumbach sondern auch in den Nachbargemeinden erheblich verbessert werden. Zugleich ist dieses Projekt, genauso wie die Arbeit für das schnelle Internet, ein Beispiel für die gute Zusammenarbeit mit den Umlandgemeinden. Beim Thema Wirtschaft und Einzelhandel sind wir, meines Erachtens, auf einem guten Weg. Auch wenn sicher noch so manche Gesprächsrunde stattfinden wird um die unterschiedlichen Gedanken und Ansätze in die gleiche Richtung zu bringen, so ist doch der allgemeine Wille, eine Lösung zu finden, deutlich spürbar.
Die großen und kapitalintensiven Ziele, wie die Sanierung der städtischen Immobilien und vor allem der Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen und der Schulen, werden uns noch viele weitere Jahre begleiten. Aber mit der bereits begonnenen Sanierung der Grundschule und den Entwurfsplanungen für das städtische Kinderzentrum, den Kindergarten „Maria Hilf“ und die Kinderkrippe im evangelischen Kindergarten sind wir schon weit über rein symbolische Akte hinaus gekommen.

Die Wirtschafts- und Finanzkrise hat die Automobilindustrie mit voller Wucht getroffen, der Umsatz war eingebrochen. Betroffen ist auch Aksys mit einem Standort in Krumbach. Um das Unternehmen wieder fit für die Zukunft und attraktiv für potenzielle Investoren zu machen, arbeiten Insolvenzverwalter und Geschäftsführung gemeinsam weiter am Restrukturierungsprogramm. Wie beurteilen Sie die Situation?
Ich glaube, dass die Zukunftsaussichten für all die Firmen gut sind, die sich bislang mit Qualitätsprodukten positioniert haben. Deshalb glaube ich fest an die Zukunft des AKSYS-Werkes in Krumbach. Auch von Seiten des Insolvenzverwalters und Anderen habe ich bisher nur Positives über die Fortführung der Arbeit im Krumbacher Werk gehört.

Dieter Behrends (CSU) erklärte kürzlich, dass bezüglich der Gestaltung von den Bahnübergängen in Krumbach Gespräche mit der Bahn schwierig seien. Welche Umgestaltungen sind geplant? Wo sehen Sie die Ursachen für die Schwierigkeiten?
Gespräche mit der Bahn sind deshalb schwierig, weil die Bahnorganisation in sehr viele Bereiche aufgeteilt ist und man dadurch viel Geduld aufbringen muss, um den bzw. die „richtigen“ Ansprechpartner für Verhandlungen vor Ort zu bekommen.

Ein Problem in Krumbach ist die Versorgung aller Haushalte mit DSL bezüglich der Ortsteile Attenhausen und Edenhausen an. Im Frühjahr 2009 sollte der Vertrag mit der Telekom abgeschlossen worden sein. Wie ist der Stand der Dinge? Wann können die Ortsteile mit einem Internetzugang rechnen?
Im April 2009 wurde mit der Telekom ein Vertrag geschlossen, in dem das Unternehmen zusichert binnen 12 Monaten eine DSL-Versorgung von Attenhausen und Edenhausen aufzubauen. Auf telefonische Nachfrage im Oktober wurde bestätigt, dass es bei dieser Vereinbarung bleibe.

Seit 2006 veranstaltet die Stadt Krumbach den Literaturherbst. Sie sind Schirmherr dieser Veranstaltung. Welches Fazit ziehen Sie vom diesjährigen Literaturherbst? Ist diese Patenschaft ein Herzensprojekt von Ihnen? Sie beteiligen sich auch an der Lesewelt Augsburg. Warum ist Lesen so wichtig in der heutigen Zeit?
Ich bin ehrlich begeistert was die Veranstalter beim jährlichen „Literaturherbst“ auf die Beine stellen. Dabei meine ich nicht nur die Vielzahl sondern insbesondere das hohe Niveau vieler Veranstaltungen. Es freut mich aufrichtig, dass ich der Schirmherr des Literaturherbstes, der von so vielen ehrenamtlichen Helfern getragen wird, sein darf. Lesen fordert den Geist, regt die Fantasie an und trainiert das Gehirn. Das Gelesene dringt somit tiefer in das Bewusstsein ein als es den Bildern und Filmen beispielsweise des Fernsehens oder aus dem Internet gelingen könnte. Es setzt somit einen Gegenpol zur Oberflächlichkeit und Schnelllebigkeit der heutigen Zeit.

In der Rotkreuzstraße soll das neue Seniorenzentrum „St. Michael“ des Roten Kreuzes entstehen, in der Bahnhofstraße der Aloisiuspark mit 36 seniorengerechten Wohnungen. Beteiligt sich die Stadt an diesen Investitionen? Wie ist die Situation für die Senioren bisher in Krumbach? Gibt es bereits Seniorenheime? Wie gut ist die Erreichbarkeit von etwa Apotheken und Supermärkten mit öffentlichen Verkehrsmitteln?
Die Stadt Krumbach ist selbstverständlich bei allen größeren Projekten auf die eine oder andere Weise beteiligt. Aber sie kann dabei nicht als Investor auftreten. In Krumbach gibt es bereits ein breites Angebot an Seniorenwohnungen bzw. Alten- und Pflegeheimen. Doch auch bei diesen Einrichtungen ist es nach einiger Zeit erforderlich, die Räumlichkeiten nach modernen Gesichtspunkten zu gestalten. Zur Erreichbarkeit von Apotheken u.a. möchte ich auf die Möglichkeit hinweisen unseren FLEXIBUS zu nutzen.

Die Verschönerung der Karl-Mantel-Straße geschah bis jetzt nur provisorisch. Welche Umbauten sind noch geplant? Entstehen mit den Umbaumaßnahmen auch neue Parkplätze?
Die grundlegende Umgestaltung der Karl-Mantel-Straße kann erst nach Fertigstellung der Verbindungsstraße Gärtnerweg – Schlachthausstraße erfolgen. Deshalb werden wir uns bis dahin mit den Ergebnissen des Bürgerworkshops bezüglich der rückwärtigen Erschließung und den innerstädtischen Parkplätzen befassen.

Sie erwähnten, im Rahmen der Verschönerung der Karl-Mantel-Straße, welche von Bürgern initiiert wurde, dass die Stadt Krumbach gerne bereit ist, Projekte von Bürgern zu unterstützen. Welche neuen Bürgerprojekte sind in Planung? Welches war der außergewöhnlichste Projektvorschlag? Wie stark ist die Eigeninitiative der Krumbacher ausgeprägt?
Ob eine Stadt als „lebendige Stadt“ wahrgenommen wird hängt in entscheidendem Maße davon ab, wie aktiv ihre Bürger sind. Und die Krumbacher Bevölkerung ist in hohem Maße in ganz unterschiedlichen Bereichen aktiv. Es gib viele Aktionen des Einzelhandels und der Vereine, bei denen sich unsere Bürger weit über das übliche Maß hinaus engagieren. Aber eben auch Aktionen wie „Krumbach räumt auf“, Baumpflanzaktionen oder die Wiederherstellung alter Feldkreuze. Neben der Mitarbeit sind aber auch immer wieder Bürger bereit neue Impulse mit Finanzmitteln zu unterstützen. Ich erinnere an die gespendeten Gelder für neue Parkbänke im Stadtgarten.

Ein Projekt der Stadtverwaltung ist die Ernennung Krumbachs zur Kneippstadt. In welchen Richtungen wurde 2009 für dieses Ziel gearbeitet? Sollen neue Kranken- und Kurhäuser entstehen?
Krumbach zum Kneippkurort zu entwickeln ist kein Projekt der Stadtverwaltung sondern ein Projekt der am Leitbildprozess beteiligten Bürger. Und ich sehe darin die Chance in den nächsten 20 Jahren ein weiteres Standbein für die Entwicklung Krumbachs zu schaffen. Im vergangenen Jahr wurden die Kooperationsmöglichkeiten der einheimischen Gastronomie mit dem Krumbad ausgelotet. Auch das LEADER-Projekt „Gesundheitszentrum südliches Mittelschwaben“ geht in diese Richtung.

Im letzten myheimat-Interview sprachen Sie den städtischen Wohnungsbau und die Sanierung von Schulen und Kindergärten als Projekte für 2010 an. Wie weit sind die Planungen fortgeschritten? Wurden schon Gebäude saniert bzw. sind neue entstanden?
Um die städtischen Wohnungen sanieren zu können brauchen wir starke Partner. Die Baugenossenschaft Krumbach, welche auch die Wohnungen für die Stadt verwaltet, wird wohl im Jahr 2010 mit einer ersten Sanierung beginnen können. Wir haben bezüglich der verschiedenen Möglichkeiten, die immensen Investitionen stemmen zu können, bereits Gespräche mit dem Kommunalen Prüfungsverband und möglichen Investoren geführt.
Die Grundschulsanierung läuft, auch Dank des Konjunkturprogramms, bereits seit diesem Sommer. Die Gespräche mit der Regierung von Schwaben bezüglich der Förderung der Investitionen in die Kindergärten und Kinderkrippen waren sehr vielversprechend. Deshalb möchte ich die Entwurfspläne möglichst noch im Winter zur Begutachtung der Förderfähigkeit vorlegen.

Worauf freuen Sie sich 2010 am meisten im Krumbach? Was haben Sie sich 2010 für Krumbach vorgenommen?
Ich würde mich riesig freuen, wenn uns der prognostizierte Steuerrückgang nicht an der Umsetzung so wichtiger Projekte wie der Erstellung unseres Kinderzentrums hindern würde. Auch möchte ich bei der Sanierung unserer Ortsstraßen und der Kanal- und Wasserleitungen vorankommen. Ich bin mir bewusst, dass das alles keine „Hurra-Projekte“ sind, aber es sind die wirklich wichtigen Dinge unserer täglichen Daseinsvorsorge. Und für diese Dinge kann letztendlich nur die Kommune sorgen. Aber neben dem Essentiellen muss auch immer noch Raum für die Stimmung und die Feste sein. Dabei vertraue ich ganz auf unsere Bürger und Vereine, die sich in vielfältiger Weise engagieren und somit Leben in ihre und unsere Stadt Krumbach bringen.

Bürgerreporter:in:

Juan Carlos Oliver-Vollmer aus Augsburg

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