Die Kultur – ein Stück Lebensqualität
Für den Bezirk Schwaben ist die Bayerische – Schwäbische Kultur ein wichtiger Bestandteil. Von Krumbach aus forscht und berät die Trachtenberaterin Monika Hoede im Landauer Haus rund um die Trachtenkultur in ganz Bayerisch-Schwaben. Die musikalische Kultur wird Schwaben weit aus dem Hürbener Wasserschloss durch die Beratungsstelle für Volksmusik von Christoph Lambertz betreut und beraten. Das Archiv für Volkmusik des Landesvereins für Heimatpflege erforscht, sammelt und dokumentiert im alten Krumbacher Rathaus die musikalische Volkskultur. Wir trafen uns im Landauer Haus zu einem Gespräch über ihre Schwerpunkte und Aufgaben.
Myheimat: Welchen kulturellen Auftrag und welche Aufgabe haben Sie zu erfüllen, wo liegen Ihre Schwerpunkte?
Christoph Lambertz: Die Beratungsstelle für Volksmusik ist Ansprechpartnerin für alle Belange der traditionellen Musik. Dies gilt sowohl für das Volkslied wie auch für den Volkstanz in Bayerisch – Schwaben. Ziel ist es und soll es sein, überlieferte Musizierpraxis zu vermitteln und mit neuem Sinn zu füllen. Wir wollen auch deren Weiterentwicklung begleiten und fördern.
Dagmar Held: Das Archiv für Volksmusik dient, wie auch die Volksmusikberatungsstelle, mit der wir sehr eng und intensiv zusammenarbeiten, als Ansprechpartner in Bezug auf traditionelle Musik. Wir sammeln, bewahren und erschließen Zeugnisse unserer musikalischen Volkskultur wie Lieder, Tänze und Instrumentalstücke. Sie werden dokumentiert, wie wir sie von Gewährsleuten erhalten, ob vorgesungen oder in Notenschriften, und bearbeiten das gesammelte Material wissenschaftlich.
Monika Hoede: Die Trachtenkulturberatung erforscht und dokumentiert im Bezirk Schwaben die hiesige Tracht. Wesentlichen Anteil dabei hat die Arbeit der Weitergabe des Erforschten mit dem Ziel, möglichst vielen eine persönliche Beziehung zur Kleidungskultur zu ermöglichen.
Myheimat: Frau Hoede, Sie leiten nun seit 10 Jahren die Trachtenkulturberatung, wie stark wird diese von Interessenten frequentiert?
Monika Hoede: Wir haben im Jahr an die 500 Besuchern die so wohl beraten werden möchten als auch an unseren breit gefächerten Kursen teilnehmen. Auf dem schwäbischen Trachtenmarkt aber auch bei Ausstellungen, die in ganz Bayerisch – Schwaben stattfinden, zählen wir immer wieder an die 2000 Besuchern.
Myheimat: Die Volksmusikpflege ist etwas meist für die ältere Generation. Wie führen Sie junge Menschen wieder an die Volksmusik heran?
Christoph Lambertz: Diese Frage ist so nicht ganz richtig! Es werden immer wieder verschiedene Angebote für die verschiedensten Gruppen angeboten. Jugendliche kann man zum Beispiel sehr gut mit Instrumentalkursen auf der Instrumentalschiene abholen. Schwerpunkt ist sicherlich die traditionelle Musik, dennoch sind wir offen für Neues. In Kindersingstunden lasse ich gerne mal die Kinder das Lied vom „Bruder Anton“ umdichten, wo es dann eben einen Pizza – oder Döner – Tag gibt.
Dagmar Held: In Zusammenarbeit mit der Volksmusikberatung bieten wir gerade für Jugendliche spezielle Seminare an. Hervorzuheben wäre hier das Familienwochenende in der Wieskirche mit immer wieder an die 100 Personen. Wir besuchen auch Schulen und Kindergärten und im Hürbener Wasserschloss findet alle zwei Monate das Kindersingen statt. Als weitere Aufgabe sehen wir auch die Fortbildung von Multiplikatoren wie Kinderpfleger/innen, Erzieher/innen und Lehrer/innen.
Myheimat: Das Archiv für Volksmusik archiviert Notenmaterial, welchen Stellenwert haben diese für die nächsten Generationen?
Dagmar Held: Wichtig ist es dass man seine eigenen Wurzeln kennt. Gerade die einfachen Strukturen der Überlieferungen ermöglichen auch unmusikalisch vorgebildeten Menschen musikalisch aktiv zu werden. Dabei ist es ganz wichtig dass man selber gestaltet und nicht nur gestalten lässt. Und somit wird altes Notenmaterial aus den Archiven immer wieder bei den verschiedensten Menschen und Gruppen einen hohen Stellenwert auch in der fernen Zukunft erfahren.
Myheimat: 10 Jahre Trachtenkulturberatung im Landauer Haus in Krumbach. Mit welchen Aktivitäten haben Sie dieses Jubiläum gefeiert?
Monika Hoede: Vor 10 Jahren wurde mit der Einweihung des Landauer Hauses der schwäbische Trachtenmarkt in Lebens gerufen. Er sollte dazu dienen das Haus für die Öffentlichkeit zu eröffnen. Da er damals so gut ankam wurde dieser jährlich weiter abgehalten, wurde zu einer bewährten Tradition und stand natürlich auch im Jubiläumsjahr im Mittelpunkt. Mit einer Ausstellung und einer Broschüre dokumentierten wir Schwerpunktthemen der letzten 10 Jahre. Die Trachtenberatung allgemein existiert ja schon länger und zog 1990 mit ins Hürbener Wasserschloss ein.
Myheimat: Im kommenden Jahr wieder ein Jubiläum. 20 Jahre Archiv für Volksmusik und Volksmusikberatung in Krumbach, wie werden Sie dieses Jubiläum feiern?
Christoph Lambertz: Im Jubiläumsjahr wird es wieder ein Schlossfest geben, das 20. Hürbener Schlossfest, nach dem dieses 2009 ausgefallen war. Auch bei der Afa in Augsburg werden wir vertreten sein und uns mit allen anderen Bezirkseinrichtungen am Stand des Bezirks Schwaben mit Musik und Tänzen präsentieren. Mit einem großen Konzert wollen wir dieses Jubiläum am 15. Oktober im Krumbacher Stadtsaal allerdings so richtig feiern.
Dagmar Held: Dieses Konzert wollen wir mit alten Freunden und Wegbegleiter feiern und gestalten. Ein weiter Bogen wird gespannt von den Anfängen mit Gewährsleuten, wie den Kesseltaler Sängern, denen wir sängerisch viele Impulse zu verdanken haben bis hin zu innovativen und inspirierten Musikanten, die uns stets unterstützt haben und sich von unseren Ideen begeistern ließen.
Myheimat: Welche Aktivitäten werden 2010 auf ihrem Programm stehen:
Monika Hoede: Geplant sind 2010 Themenschwerpunkte. Sie werden bei der Gründerzeittracht liegen, also was um 1900 getragen wurde und auch beim Werktagsgewand. Es werden diesbezüglich auch wieder eine Reihe von Fort – und Weiterbildungskursen statt finden. Was ich neulich in der New – York – Times über „Tweed-Rides“ las soll auch in Bayerisch Schwaben Anklang finden, und so möchten wir ein „Häsradeln in Schwaben“ bei besonderen Anlässen durchführen. Interessenten dürfen sich hier gerne bei mir melden.
Myheimat: Wie sehen Sie die künftigen Entwicklungen der bayerischen – schwäbischen Kultur, werden auch künftig dafür öffentliche Mittel vorhanden sein?
Christoph Lambertz: Es gibt in Bayern den bayerischen Musikplan, der in den 70iger Jahren ins Leben gerufen wurde und im Moment aktualisiert wird, der dies regelt. Über diesen Plan wurden die Beratungsstellen flächendeckend erweitert. Bleibt zu hoffen dass die Aktualisierung keine allzu großen Einschnitte mit sich bringt.
Monika Hoede: Auch die Trachtenkulturberatung ist mit sehr wenig Personal ausgestattet, mit geringen Haushaltmittel wird viel bewegt. Im Rahmen des Jubiläums wurde von Seiten der Politik erwähnt dass Einsparungen nicht geplant sind.
Dagmar Held: Wir sind ja nicht personell überbesetzt, hat doch jede einzelne Stelle nur eine inhaltlich fachlich arbeitende Person. Die Kultur ist ein Stück Lebensqualität, die man auch als kleinen Luxus darstellen könnte, der wiederum jedoch sehr billig ist, auf die Haushaltsmittel bezogen. Würde es uns und unsere Kulturen nicht mehr geben würde sehr viel fehlen.
Myheimat: herzlichen Dank für ihre Zeit und das informative Interview.
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