„Das Geschäftsleben gehört in die Innenstadt“
Johann Baum organisierte von 1988 bis 1999 die große Gewerbeausstellung KRU. In seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Gewerbe- und Handelsvereins Krumbach machte er sich jahrelang für die Interessen des Einzelhandels in der Kammelstadt stark. Mit myheimat sprach der 68-jährige Seniorchef des Schuhhauses Baum über die bevorstehende KRU 2007, eine vorausschauende Gewerbepolitik, die Aufgaben eines möglichen City-Managers und ein lebendiges Geschäftsleben in der Innenstadt.
myheimat: Vom 19. bis zum 22. Oktober 2007 findet wieder die große Gewerbeausstellung KRU statt. Eine Leistungsschau dieser Größenordnung bringt viele potenzielle Kunden nach Krumbach. Im Jahr 2004 kamen zwischen 40.000 und 50.000 Besucher. Welche wirtschaftliche Bedeutung hat diese Gewerbeschau für Krumbach?
Baum: Die Bedeutung der Gewerbeausstellung KRU kann gar nicht hoch genug angesetzt werden. Es werden Geschäfte getätigt und erhebliche Umsätze erzielt. Dabei ist es besonders wichtig, dass viele Aussteller mit den dazu gewonnenen Kunden über Jahre hinweg Kontakt halten. Somit lässt sich eine gewisse Nachhaltigkeit beobachten. Das ist für die Aussteller sehr wichtig.
myheimat: Sie haben jahrelang die „KRU“ organisiert. Wie viel Aufwand steckt hinter einer derartigen Veranstaltung?
Baum: Die KRU in ihrer jetzigen Form gibt es seit 1982. Ursprünglich fand die Gewerbeausstellung alle 3 Jahre statt. Für die Organisatoren und Aussteller war der Aufwand jedoch so groß, dass man dazu überging, die Veranstaltung alle 4 Jahre stattfinden zu lassen. Jede der Ausstellungen hat etwa eine „Vorlaufzeit“ von einem Jahr. Die Zelte müssen frühzeitig geordert werden. Von der Detailplanung bekommen die meisten Besucher nichts mit. In den letzten Monaten vor dem Start ist die KRU beinahe ein Vollzeitjob. Hinzu kommt, dass man auch in der Zeit nach einer solchen Gewerbeausstellung noch mit Abrechnungen und Abwicklungen befasst ist. Insgesamt ist man also gut eineinhalb Jahre beschäftigt. Deshalb ist der vierjährige Abstand aus meiner Sicht auch sinnvoll. Wichtig ist auch ein gutes Organisationsteam. Eine weitere Besonderheit unserer Ausstellung ist der kostenlose Eintritt. Somit sind auch mehrfache Besuche möglich.
myheimat: Auf welche Besonderheiten muss der Organisator einer Gewerbeschau dieser Größenordnung im Vorfeld achten? Ein ausgewogener Branchenmix mit Industrie-, Handwerks- und Dienstleistungsbetrieben sollte vorhanden sein, oder?
Baum: Ja, ein ausgewogener Branchenmix ist wichtig. Das hat man aber nur begrenzt in der Hand. Man ist stark davon abhängig, welche Gewerbetreibenden sich mit ihren Betrieben anmelden. Ein Grundprinzip, das wir immer eingehalten haben: Die KRU ist in allererster Linie für Aussteller aus der Region gedacht. Nur gelegentlich machten wir Ausnahmen.
myheimat: Die Gewerbesteuereinnahmen der Stadt Krumbach sind in den letzten Jahren – im Vergleich zu anderen bayerischen Kommunen – relativ „bescheiden“. Als autobahnferner Standort tut sich die Stadt schwer, ansiedlungswillige Firmen nach Krumbach zu locken. Wie kann man diesen Zustand verändern?
Baum: Das hängt in erster Linie von der Gewerbeflächen ab, die man anbieten kann. In diesem Zusammenhang muss man sagen, dass Krumbach zu teuer ist. Eine weitere Rolle spielen geographische Gegebenheiten. In unserem kleinen „Kammeltal“ stehen keine ausreichenden Flächen für das Gewerbe zur Verfügung. Vielleicht wurde es von städtischer Seite in den vergangenen Jahren auch versäumt, eine aktive, vorausschauende Gewerbepolitik zu betreiben.
myheimat: Zwischen B 16 und Bahnlinie entsteht ein neues Gewerbegebiet. Inwieweit könnte dieses Gebiet zu einer Belebung des wirtschaftlichen Lebens in der Region beitragen?
Baum: Ich kann mir gut vorstellen, dass dieses neue Gewerbegebiet zur Belebung des wirtschaftlichen Lebens beiträgt.
myheimat: Für 7 Monate wird jemand für den Bereich Marketing mit Schwerpunkt „Krumbach auf dem Weg zur Kneippstadt“ eingesetzt. Wäre ein professionelles Stadtmarketing nicht dauerhaft wünschenswert? Was halten Sie von einem City-Manager?
Baum: Davon halte ich sehr viel. Es muss eine Schnittstelle zwischen Stadt und heimischer Wirtschaft geschaffen werden. Ein kompetenter Ansprechpartner, der sich um die Jahrmärkte und wirtschaftlichen Belange kümmert, wäre sehr wichtig. Die betreffende Person könnte dann auch neue Ideen einbringen.
myheimat: Wenn man durch deutsche Innenstädte bummelt, beschleicht einen schnell das Gefühl, dass man durch „blutleere“, „entkernte“ Zentren läuft, in denen kaum noch lebendiges Geschäftsleben stattfindet. Lässt sich diese Entwicklung überhaupt noch aufhalten?
Baum: Wenn man die Entwicklung betrachtet, muss man nüchtern feststellen, dass es in Krumbach bereits jetzt schon ein Überangebot an großflächigem Einzelhandel in den Randgebieten gibt. Das Geschäftsleben gehört aus meiner Sicht aber in die Innenstadt. Es gibt nichts Schlimmeres, als leerstehende Geschäfte im Zentrum sehen zu müssen. Gastronomie, gesellschaftliches Leben und Geschäfte haben ihren Platz im Zentrum.
myheimat: Werden Sie dieses Jahr die Gewerbeschau KRU besuchen?
Baum: Natürlich bin ich dabei. Unser Schuhhaus hat einen eigenen Stand. Auch der Lions-Club ist bei der KRU vertreten. Als Berater im Hintergrund war ich auch für die KRU 2007 immer ein Ansprechpartner. Die KRU eignet sich im Übrigen auch für einen netten Familienbummel.
myheimat-Team:Joachim Meyer aus Friedberg |
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