Kindheitslexikon: Kölleda – Ortsname und Straßennamen
Ortsname
Verschiedene Theorien kursieren über den Ursprung des Namens "Kölleda".
Eine davon besagt, der Name käme von dem Ausdruck "goll" ("Sumpf"), da die Ortschaft nachgewiesenermaßen auf historischem Sumpfgelände errichtet wurde.
Wie mir etwa meine Großmutter berichtete, war der sumpfige Untergrund noch in den Zwanziger/Dreißiger Jahren ein Problem, als das Bahnhofsviertel, in dem wir lebten, gebaut wurde. Daher machte es die Stadtverwaltung zur Auflage, dass auf jeder neuen Eigenheimparzelle mindestens eine Birke stehen musste. Dies war eine sinnvolle Maßnahme gegen Überschwemmung auf den Grundstücken. Birken sind extrem Wasser verbrauchende Pflanzen. Als dann im Laufe von Jahrzehnten die Birken Stück für Stück wieder von den Grundeigentümern entfernt wurden, war auch prompt das Hochwasser im Keller da.
Letzte Reste von Sumpfgebieten befanden sich nach der Errichtung unseres Stadtviertels beim Bahnhof, wie mir ebenfalls meine Großmutter berichtete. Dort hörte man noch eine Weile die Frösche quaken.
Eine weitere Theorie bezieht sich auf den keltisch-irischen Ausdruck "kelle die", später latinisiert "Culdei", zu Deutsch "Männer Gottes". Hier hört man schon eine deutliche phonetische Verwandtschaft heraus. Die Angelsachsen bezeichneten so die christlichen Missionare Irlands. Aus deren Reihen einige Vertreter die Region im 7. Jahrhundert christianisierten.
Wieder eine andere Theorie geht auf eine alte Chronik zurück, welche die Siedlung als "Colonia ad Onestrutum" ("Köln an der Unstrut") bezeichnete.
Am ungewöhnlichsten ist sicherlich die Theorie von Dr. K. Stuhl, einem Professor aus Würzburg. In einem Aufsatz für den "Heimat-Kalender für den Kreis Eckartsberga", Ausgabe 1929, Seiten 48 bis 51, schlägt er einen Bogen zur Pferdezucht:
"(…) Hatte das Pferd einen runden, weißen Flecken vor der Stirne, nannte man es "ene Kolle" (Bremisch-Niedersächsisches Wörterbuch, unter dem Worte "Blesse"). Danach hat nun zweifellos die Stadt Kullide, Collide, jetzt K ö l l e d a ihren Namen bekommen. Der Pferdename "Kölle" begegnet nochmals in der Flurbezeichnung "Kölleberg" auf Griefstedter Gemarkung.
An die alte Rossezucht erinnern da noch der "Roßplatz", der Hauptplatz der Stadt, und die auf ihm an fünf Dienstagen abgehaltenen Roßmärkte und das Gasthaus zum "Weißen Roß". Auch Eckartsberga besitzt ein solches. In der Flurbezeichnung "Pferdegebind" (die Gebinde waren gebannte, von der Allgemeinbenutzung ausgeschlossene Felder) lebt die Erinnerung an den alten rossezüchtenden Edelhof des Ministerialgeschlechtes der Herrn von Kölleda fort. Weitere, nicht mehr verstandene Rossezuchtnamen der Umgebung sind
B a c k l e b e n = Roßleben, Vogelsberg = Fohlenberg ("Vogel" war von alters eine ganz allgemeine Benennung eines jungen Pferdes. Es ist eine Ableitung von Vocke, junges, noch saugendes Tier, thüringisch Vockegarten = Fohlengehege.) und S t ö d t e n = Hengste. Englisch steed, Hengst gehört zu Stute, eigentlich Pferdeherde.
Als Pferdeweide diente auf Kölledaer Flur auch das "Geböse" (Gebeuße), so nach den zur Opferung der sog. Jahresbuße, Besserung (= Sühnung), ehedem bestimmten Rossen genannt. Anderswo z. B. in Würzburg nannte man "Beußen" die an Martini geschlachteten, vorher auf der Eichel- und Bucheckernmast im Walde gemästeten Eber. Vgl. den Juleber oder Sühneber des heidnischen Nordens."
Soweit die Theorien …
Der offizielle Beiname Kölledas lautet "Pfefferminzstadt", da die Pfefferminze in vergangenen Jahrhunderten mal ein sehr dominierendes landwirtschaftliches Anbauprodukt war.
Wie Zeitzeugen aus jener längst vergangenen Epoche berichteten, soll im Herbst während der Pfefferminzernte es in der ganzen Stadt sehr intensiv aus sämtlichen Stadtbauernhöfen nach dieser Pflanze gerochen haben.
Eine Erinnerung an diese Tradition zu Beginn des 21. Jahrhunderts sind ein Schau-Pfefferminzbeet im Garten des Heimatmuseums sowie eines auf dem Bahnhof.
Ein historisch überlieferter Vers in der Stadt besagt:
"Zwischen Pfefferminze und Arnika
liegt das kleine Städtchen Kölleda."
Kölleda hat daneben auch noch einen Spitznamen, nämlich "Kuh-Köln". Zur Entstehung dieses Ausdrucks wird bis in die Gegenwart eine Sage erzählt:
Einstmals soll ein vornehmer Reisender, der lange vor einem Stadttor auf Einlass warten musste, in dieser Zeit die zahlreichen Rinderherden am Stadtrand von Kölleda ausgiebig betrachtet haben. Auf die Frage, wie diese Stadt wohl heiße, vor deren Toren er so lange warten müsse, nannte man ihm deren Namen. Worauf der Reisende erwidert habe, dass der Name "Kuh-Cölln" im Unterschied zu Köln am Rhein recht gut passe für diese Stadt.
Straßennamen
Eine Aufzählung von Straßennamen, die aus ideologischen oder sonstigen Gründen während der Zugehörigkeit Kölledas zum sozialistischen Staatenbund andere Namen trugen als während der bürgerlichen/nationalsozialistischen Ära davor.
Vorsozialistische Ära
Sozialistische Ära (1945 – 90)
Ab ungefähr 1990/91
Adolf-Hitler-Platz.
Zunächst Stalinplatz, dann Jahnplatz.
Jahnplatz.
Adolf-Hitler-Straße.
Bahnhofstraße.
Bahnhofstraße.
Albert-Träger-Straße/während des Nationalsozialismus Horst-Wessel-Straße.
Albert-Träger-Straße.
Albert-Träger-Straße.
Auenstraße/Ab 1. November 1941 Prof.-Hofmann-Straße.
Prof.-Hofmann-Straße.
Prof.-Hofmann-Straße.
Brückenstraße.
Straße der DSF.
Brückenstraße.
Hopfendamm.
Dr.-Stockmann-Straße.
Hopfendamm.
Langer Weg.
Straße des Friedens.
Langer Weg.
Paul-Berck-Straße (Vermutlich in ihrer Anfangszeit.).
Heimfriedstraße.
Heimfriedstraße.
Salzstraße/Hindenburgstraße.
Ernst-Thälmann-Straße.
Salzstraße.
Die Straße in Kölleda, in der ich bis zum Jahr 1992 lebte, trug den Namen Albert-Träger-Straße. (Die Falschschreibung mit "ä" hat sich im Laufe von Jahrzehnten stark eingebürgert.)
Deutscher Parlamentarier und Verfasser patriotischer Gedichte des 19. Jahrhunderts. War von 1862 bis 1875 als Rechtsanwalt und Notar in Kölleda tätig. Eine Gedenktafel für ihn befindet sich an der Fassade der Adresse Roßplatz 39.
Bürgerreporter:in:Christoph Altrogge aus Kölleda |
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