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Kindheitslexikon: Fasching

"Ich bin dr kleene Könich,
gäbt mr nich zu weenich,
lasst mich nich so lange steh'n,
ich muss ooch widder weitergeh'n!"

Dies sagten in den 1950-er Jahren in unserer Gegend in Deutschland Kinder am Rosenmontag und Faschingsdienstag, wenn sie kostümiert in kleinen Gruppen von Haus zu Haus gingen, klingelten, um diesen Spruch vorzutragen. Die Leute gaben dann meist ein paar Bonbons oder Plätzchen, womit die Kinder zufrieden waren, denn sie zogen ja weiter und so kam einiges zusammen. Im Schreibwarengeschäft Jäger in unserer Stadt bekamen sie Bleistifte und Radiergummis.
Ebenfalls üblich bei diesem Ritual: "Rums-Wiedebums, 's is Fasenacht! Heute wird Krawall gemacht!" Untermalt wurde der Gesang dabei von Töpfen, Topfdeckeln, Schnarren oder Ähnlichem.

Die Gestalt des "Erbsbären" war in meinem mitteldeutschen Wohnort Kölleda nach dem Krieg eigentlich schon kein Thema mehr. Eine zugezogene Kölledaerin ließ sie aber zu zwei Faschingsumzügen Mitte der 1950-er Jahre wieder aufleben. Frau Stolze, Verkäuferin zuerst in der Milchhalle in der Schillerstraße, nachdem diese dann geschlossen wurde, im "Konsum" in der Bahnhofstraße 44, ging beziehungsweise "tanzte" bei diesen Umzügen zur großen Freude der Beteiligten und zum Jubel der zahlreichen Zuschauer an den Straßenrändern als "Erbsbär" mit. Sie war total von oben bis unten mit langem Getreidestroh und Strick/Bindfaden verkleidet beziehungsweise fest eingewickelt. Körper, Arme, Beine, am Kopf war nur eine kleine Luke zum Herausschauen und Atmen. Damals standen alle Getreidesorten noch auf sehr langen Halmen, da die Bauern das Stroh als "Einstreu" oder "Streu" für alle Ställe und zum Teil als Futter brauchten. Ein dicht gewickeltes Strohkostüm war extrem schwer, so dass der "tanzende" Bär sich nur sehr schwerfällig bewegen konnte und dadurch stets sehr erheiternd wirkte!
Das Ziel des Erbsbären: Die Vertreibung des Winters und der bösen Geister.

Wir machen einen Sprung in meine Kindheit. An diese Faschingskostüme kann ich mich noch erinnern:
1982 trug ich irgendein umgeschustertes altes Mantelfutter als Bärenkostüm. In jenem Jahr nahm ich unter anderem an einer Schulfaschingsfeier im damaligen Jugendklub unserer Stadt teil.
1983 war ich ganz klassisch Cowboy.
1984 römischer Soldat.
1987 Pirat.
1988 Lumpensammler.
Ab der Siebten Klasse kann ich mich an keine Faschingsfeier mehr an unserer Schule entsinnen, in dieser Zeit verlor sich das irgendwie.

In all den Jahrzehnten, seitdem wir ein Fernsehgerät besaßen (1966 – für Insider: ein Staßfurt.) verfolgten wir mit Interesse die Übertragungen der verschiedenen Elferratssitzungen im Westfernsehen, vor allem in den Karnevalshochburgen am Rhein. Unter anderem dadurch waren wir stets auf dem aktuellsten Stand, was die Politik in der Bundesrepublik betraf. Sehr gut erinnern kann ich mich noch, wie Gottlieb Wendehals mit seinem "Polonäse Blankenese" die Faschingssaison 1982 beherrschte. Zum Brüllen fand ich jedes Mal das "Colonia Duett" Hans Süper und Hans Zimmermann. Und bei Margit Sponheimer habe ich heute das subjektive Gefühl, dass sie ihr legendäres "Am Rosenmontag" seit den Zeiten der Napoleonischen Kriege singt.
Auch die Übertragung der Karnevalsumzüge am Rhein sahen wir uns jedes Jahr an.

Krapfen nannte man in unserer Gegend Pfannkuchen. (Meine Großmutter nannte sie manchmal auch "Fangkuchen".) Zur Zubereitung gäbe es zu sagen, dass sie an der Außenhaut mit Kristallzucker statt wie in anderen Regionen mit Staubzucker bestreut waren. Und: Ihre Marmeladenfüllung war nicht annähern so geizig wie die bei heutigen industriell hergestellten Krapfen!
Nach der Wiedervereinigung schien sich aber auch hier das geläufigere Wort "Krapfen" durchzusetzen. Als Kind jedoch kannte ich diese Bezeichnung nur aus in Bayern spielenden Filmen. Wir sagten "Pfannkuchen".

Während meiner Zeit als Journalist in Niederösterreich berichtete ich in jener Zeit des Jahres sehr viel über so genannte Gschnas-Veranstaltungen, Faschingsabende mit einem sehr reichhaltigen Buffet. Diese wurden in der Regel von jenen Vereinen und Gruppierungen veranstaltet, welche zur Vereinslandschaft von fast jeder niederösterreichischen Ortschaft dazugehören, die zwei großen Parteien, Katholische Frauenbewegung, Dorferneuerungsverein, Feuerwehr, Caritas. Der Erlös des Abends wurde traditionsgemäß irgendeinem gemeinnützigen Zweck gewidmet, vereinsintern oder für die Gemeinde. Meine Aufgabe war es dann stets, die Veranstalter mit dem obligatorischen Riesenscheck in der Hand bildlich festzuhalten und auch sonst ein bisschen was über aktuelle Aktivitäten zu berichten.

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