Vierzehn Meter lang, drei Meter hoch und fünf Tonnen schwer

In den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts war ein Kapellenwagen auch in meinem Geburtsort Lanzingen.
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  • In den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts war ein Kapellenwagen auch in meinem Geburtsort Lanzingen.
  • hochgeladen von Hans-Christoph Nahrgang

Es ist immer wieder schön, in alten Fotoalben zu blättern und dabei ein Foto neu zu entdecken. Mehrfach hat man sich dieses Foto in den vergangenen Jahren schon angesehen und dann wieder zu den Anderen gelegt.

Vor ein paar Wochen hatte ich u.a. auch das hier veröffentlichte Foto wieder einmal heraus gekramt. In einem Gespräch über das Foto fiel auf einmal auch der Begriff "Speckpater". Durch dieses Wort begann ich, mich näher mit dem Foto zu beschäftigen.

Die Aufnahme entstand Mitte der fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts in meinem Geburtsort Lanzingen. Mit den sogenannten "Kapellenwagen" bemühten sich katholische Geistliche, Heimatvertriebene in der deutschen Diaspora zu erreichen. Sie waren oft in andersgläubigen Gemeinden untergekommen und häufig ohne eigene Kirche.

Die "Kapellenwagen" waren umgebaute Autobusse, vierzehn Meter lang, drei Meter hoch und fünf Tonnen schwer. Während sich der Altar an einer ausklappbaren Vorrichtung befand, war in dem Fahrzeug selbst auch eine Ecke als Beichtmöglichkeit vorgesehen. Im Jahre 1950 wurden die ersten beiden "Kapellenwagen" geweiht, und im Laufe der Jahre waren insgesamt 35 dieser fahrenden Kirchen im Einsatz.

Initiator war der Prämonstratenser - Pater Werenfried van Straaten aus der Abtei Tongerlo in Belgien. Im Jahre 1947 löste sein Zeitungsartikel eine Hilfswelle in Belgien aus. Um den größten Hunger der Vertriebenen in Deutschland zu lindern, sammelte er zunächst bei den Bauern seines Heimatlandes Speck. Diese Aktion brachte ihm den Beinamen "Speckpater" ein.

Sein lebenslanges Engagement galt den notleidenden Menschen und der Kirche in Not. So nennt sich auch sein weltweit tätiges Werk, das inzwischen Spendengelder an Kirchen in über 140 Nationen verteilt und seinen Sitz in Königstein/Ts. hat. Im Jahr 2010 war in verschiedenen Städten eine Ausstellung mit dem Thema "60 Jahre Fahrzeuge für Gott" zu sehen. Sie zeigte neben den "Kapellenwagen" auch, dass dieses Hilfswerk bis heute Fahrzeuge jeglicher Art für die weltweite Seelsorge finanziert.

Pater Werenfried van Straaten wurde am 17. Januar 1913 in Mijdrecht bei Amsterdam geboren und verstarb am 31. Januar 2003.

Durch dieses Foto habe ich so die Lebensgeschichte eines Mannes kennen gelernt, der kurz nach Ende des 2. Weltkrieges sich als Ausländer für uns Deutsche einsetzte.

Weitere Informationen über Leben und Wirken von Pater Werenfried van Straaten und das Hilfswerk "Kirche in Not" finden Sie unter www.kirche-in-not.de !

In den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts war ein Kapellenwagen auch in meinem Geburtsort Lanzingen.
Mit den sogenannten "Kapellenwagen" bemühen sich katholische Geistliche, heimatvertriebene in der deutschen Diaspora zu erreichen. | Foto: Kirche in Not
Bürgerreporter:in:

Hans-Christoph Nahrgang aus Kirchhain

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