Die Spielbälle des Herkules im Bergpark Wilhelmshöhe: Verloren? Oder wohl verwahrt?
Der Mythos des in der römischen Überlieferung Herkules genannten Herakles ist wohl einer der bekanntesten Heldenmythen. Ihm widmete Landgraf Karl in Kassel - zusammen mit dem italienischen Architekten Giovanni Francesco Guerniero - zu Beginn des 18ten Jahrhunderts mit dem Bau des Oktogon und seinen sich über 320 Meter erstreckenden Wasserkaskaden ein weltweit bedeutendes Denkmal.
"Der Herkules", der von der Spitze des barocken Bauwerks aus weit über die Stadt zu seinen Füßen hinausblickt, ist seitdem das Wahrzeichen der nordhessischen Metropole. Das unterhalb des Herkules gelegene Schloß Wilhelmshöhe baute - wie der Name besagt - der Sohn von Landgraf Karl, Wilhelm IX, der spätere Kurfürst (und als solcher Wilhelm I).
Hier zur mythologischen Geschichte des Herkules:
Als unehelicher Sohn von Zeus und Alkmene war Herkules von Geburt an den eifersüchtigen Nachstellungen Heras ausgesetzt. Dennoch: Bereits als Säugling offenbarte sich seine halbgöttliche Kraft als er zwei Schlangen erwürgte, die ihn im Auftrag Heras töten sollten. Als Herkules als Heranwachsender jedoch seinen Lehrer Linus erschlug, wurde er von König Amphitriyon als Rinderhirte auf den Kithairon geschickt.
Zum Dank für einen gewonnenen Kampf gegen die Steuereintreiber des Erginos, König von Orchomenus, erhielt Herkules später dann von Thebens König Kreon dessen Tochter Megara zur Frau - und von den Göttern kostbare Geschenke; so z.B. von Hermes ein Schwert, einen goldenen Panzer von Hephaistos. Dennoch vertraute Herkules lieber seiner herkömmlichen Kampfmethode und verwendete als Waffe weiterhin - neben seiner "bloßen Muskelkraft" - die Keule.
Zeit seines Lebens verfolgte ihn die zutiefst verletzte Hera. Sie schlug ihn, - so erzählt es der Mythos - , eines Tages "mit Irrsinn". In einem seiner hierauf erfolgenden, "unkontrollierten Anfälle" erschlug er seine Frau und seine drei Kinder - er hielt sie für die Kinder seines Widersachers König Eurystheus...
Als Herkules seine Tat vergegenwärtigte befiel ihn tiefes Entsetzen und er fragte das Orakel von Delphi um Rat. Dieses riet ihm, zwölf Jahre Dienst bei Eurystheus zu tun und die ihm in dieser Zeit übertragenen Aufgaben vollständig zu erfüllen. So könne er seine Schuld sühnen. Herkules folgte diesem Rat und trat in die Dienste eines seiner ärgsten Feinde. Tatsächlich trug Eurystheus ihm unmöglich zu bewältigende Aufgaben auf. Sie wurden in ihrer Erfüllung zu den legendären "Zwölf Heldentaten des Herkules":
I. Der Löwe von Nemea:
Im Tal von Nemea wütete ein unverwundbarer Löwe. Als erste Aufgabe trug ihm Eurystheus auf, diesen zu töten. Herkules versuchte zunächst vergeblich, das wilde Tier mit Pfeil und Bogen - beides Geschenke des Apollon - zu erlegen. Als auch der Jagdangriff mit seiner Keule erfolglos war, erwürgte Herkules den Löwen mit seinen blossen Händen. Sein Fell verarbeitete er zu einem Umhang, der ihn vor feindlichen Pfeilen schützte und unverwundbar machte. Den Löwen selbst versetzte er als Zeichen seines Sieges als Sternbild an den Himmel.
II. Die Hydra von Lerna:
Als zweite Aufgabe sollte Herkules eine Hydra töten. Dieses neunköpfige Ungeheuer hauste im argolischen See bei Lerna und vernichtete alles mit seinem giftigen Atem. Er schaffte es zunächst, ihr mehrere Köpfe abzuschlagen - jedoch für jeden abgeschlagenen wuchsen zwei neue Köpfe nach. Erst, als sein Gefährte Iolaos die frischen Wunden mit einem brennenden Holzscheit ausbrannte, wuchsen ihr keine neuen Köpfe mehr. Da kam der Hydra jedoch ein riesiger Krebs im Kampf zu Hilfe. Schliesslich gelang es Herkules, beide zu besiegen und er schlug der Hydra das letzte, unsterbliche Haupt ab und vergrub es. Seine Pfeile vergiftete er mit ihrem Blut. Auch diese beiden, Hydra und Krebs, sind seitdem am Himmel als Sternbilder zu sehen.
III. Die Hirschkuh von Keryneia:
Seine dritte Aufgabe führte Herkules nach Arkadien, wo er eine der Göttin Artemis geweihte Hirschkuh fangen sollte. Nachdem er sie ein Jahr lang gejagt hatte gelang es ihm sie zu stellen, und mit einem Pfeil zu verwunden. Als er sie nach Mykene brachte, begegnete ihm Artemis und stellte ihn für seinen Frevel zur Rede. Herkules konnte sie jedoch besänftigen und bezeichnete Eurystheus als den wahren Schuldigen.
IV. Der Eber von Erymanthos:
Auch seine vierte Aufgabe führte Herkules nach Arkadien, zum Berg Erymanthos. Dort hauste ein wilder Eber, den er lebend zu König Eurystheus bringen sollte. Er trieb den Keiler durch tiefen Schnee und fing endlich das erschöpfte Tier mit Netzen. Als er den Eber zum Hofe Eurystheus brachte, flüchtete sich dieser zunächst aus Angst in ein Fass.
V. Die Ställe des Augias:
Danach sollte Herkules an einem einzigen Tag die Ställe des Augias ausmisten. Augias war ein Sohn des Sonnengottes Helios und besass an die 3000 Stück Vieh. Als Lohn sollte Herkules ein Zehntel der Tiere bekommen. Er löste diese Aufgabe, indem er die Flüsse Alpheios und Peneios um- und durch die Stallungen leitete; diese nahmen den ganzen Mist mit. Daraufhin verweigerte Augias Herkules den versprochenen Lohn.
VI. Die Vögel von Stymphalos:
Im Sumpf Stymphalos lebten menschenfressende Vögel mit Krallen und Schnäbel aus Eisen; sie schossen mit ihren Federn auf ihre Feinde. Herkules sechste Aufgabe war, diese zu erlegen. Athene kam ihm zu Hilfe und händigte ihm Kupferscheiben aus, die Hephaistos geschmiedet hatte. Mit diesen klapperte er so laut, dass die Vögel erschreckt aufflatterten und er einen nach dem anderen mit Pfeil und Bogen tötete.
VII. Der Stier von Kreta:
Des Weiteren sollte Herkules einen wilden Stier einfangen, den König Minos dem Poseidon opfern sollte. Dieser hatte den Stier jedoch behalten und an dessen Stelle ein anderes Tier hingegeben. Poseidon war darüber so erzürnt, dass er den Stier "mit Wahnsinn schlug" und dieser grossen Schaden verursachte. Mit einiger Mühe konnte Herkules das Tier lebend einfangen und verbrachte es zu Eurystheus. Dieser wollte das Tier der Hera opfern, die jedoch das Opfer, da es letztlich ein Geschenk des Herkules war, zurückwies. Hierauf ließ Eurystheus den Stier wieder frei.
VIII. Die Pferde des Diomedes:
König Diomedes - Sohn des Ares, König der Bistonen - hatte vier fleischfressende Pferde, an die er fremde Reisende verfütterte, die sich an seinen Hof verirrten. Diese Tiere sollte Herkules zu Eurystheus bringen. Es gelang ihm, die Pferde einzufangen. Auf dem Rückweg verfolgten ihn jedoch Diomedes und seine Leute. Während Herkules mit seinen Verfolgern kämpfte zerfleischten die Pferde seinen Begleiter und Freund Abderus, den er bei den Pferden zurückgelassen hatte. Daraufhin verfütterte Herkules - nachdem er die Bistonen besiegt und Diomedes getötet hatte - letzteren an seine eigenen Pferde. Dadurch wurden die Tiere zahm und folgten ihm willig.
IX. Der Gürtel der Amazonenkönigin Hippolyta:
Hippolyta besass einen besonderen Gürtel; wohl ein Geschenk des Kriegsgottes Ares an die ruhmreiche Amazonenkönigin. Admete, die Tochter des Eurystheus wollte diesen Gürtel für sich besitzen und so beauftragte ihr Vater den Herkules, besagten Gürtel zu beschaffen. Mit einer Schar Freiwilliger machte Herkules sich nach Pontos, dem Sitz der Amazonen, auf. Königin Hippolyta empfing den Helden freundlich, war sein Ruhm doch bereits auch bis zu ihr vorgedrungen. Sie war sogar bereit, ihm den Gürtel freiwillig zu überlassen. Hera jedoch hetzte die Amazonen - verkleidet als eine der ihren - auf und es kam zum Kampf. Dabei tötete Herkules die Amazonenkönigin und nahm den Gürtel an sich.
X. Die Rinder des Geryoneus:
Geryoneus war der König der Balearen, ein Riese mit drei Köpfen, sechs Armen und Beinen. Er war sehr reich und berühmt für seine Rinderherden. Diese zu beschaffen trug Eurystheus dem Herkules auf. Um zu seinem Ziel zu gelangen, bedrohte Herkules zunächst den Sonnengott Helios und dieser überließ ihm tatsächlich seine goldene Schale, mit der er allabendlich den Ozean überquerte. Somit konnte Herkules zur Insel Eurytheia übersetzen. Dort angekommen, erschlug er den Rinderhirten Eurytion, einen Riesen, und dessen zweiköpfigen Hirtenhund. Geryonneus setzte daraufhin dem Helden nach und stellte ihn. In den darauf folgenden Kampf griff sogar Hera auf der Seite des Königs ein. Herkules tötete ihn dennoch und verletzte selbst die Göttin. Zurück in Griechenland übergab er die Herde dem Eurystheus, der sie Hera opferte.
XI. Die Äpfel der Hesperiden:
Die Hesperiden bewachten einen Apfelbaum, der goldene Früchte trug. Dieser Baum war das Hochzeitsgeschenk Gaias an Zeus und Hera. Drei dieser goldenen Äpfel zu holen, war eine weitere Aufgabe des Herkules. Er machte sich auf die Suche doch wusste er nicht, wo dieser Baum zu finden war. Es waren die Flussnymphen, die ihm verrieten, dass Nereus, der greise Meeresgott, den Standort wisse. Nachdem er Nereus besiegt hatte, gab ihm dieser auch die notwendige Auskunft. Am Ziel angekommen konnte Herkules den Garten der Hesperiden dennoch nicht betreten. So beauftragte er Atlas mit dem Diebstahl, denn dieser durfte als Vater der Hesperiden den Garten ungehindert betreten. Atlas stützte jedoch seit jeher das Himmelsgewölbe mit seinen Schultern und übertrug Herkules diese Aufgabe für die Zeit des Diebstahls. Als er dann mit den Äpfeln zurückkehrte, warf er sie Herkules vor die Füsse - dann weigerte er sich, die Last des Himmels wieder auf seine Schultern zu nehmen. Herkules gab sich zum Schein geschlagen. Er bat aber den Atlas noch einmal, kurz das Gewölbe zu stützen damit er sich sein Schulterpolster zurechtrücken könne. Sobald Atlas die Last übernommen hatte, nahm Herkules die Äpfel auf und machte sich davon. Zurück in Griechenland gab er die Äpfel Eurystheus. Dieser schenkte sie Athene, da er mit den Früchten nichts anzufangen wusste. Athene wiederum brachte die Äpfel in den Garten der Hesperiden zurück.
XII. Der Kerberos:
Eurystheus war entsetzt, dass Herkules eine Aufgabe nach der anderen löste und sich sein Ruhm zudem von Aufgabe zu Aufgabe steigerte. Um seinen Feind endgültig aus dem Weg zu schaffen, trug er ihm auf, den Wächter zur Unterwelt - Kerberos - zu ihm zu bringen. Eumolpus, der Musiklehrer Herkules wies ihn hierfür in die notwendigen Mysterien ein. Mit Hilfe von Hermes gelangte Herkules daraufhin zunächst ins Gebirge Tainaron und von dort in die Unterwelt. Pluto wollte dem Helden Kerberos aber nur überlassen, wenn es diesem gelänge, den Wachhund ohne Waffen zu besiegen. Es gelang Herkules tatsächlich, Kerberos mit blossen Händen bis zur Bewusstlosigkeit zu würgen und so schleppte er den Hund bis zu Eurystheus. Bei dieser Gelegenheit befreite er auch Theseus aus der Gewalt Plutos. Erneut versteckte sich Eurystheus ängstlich - diesmal in einer Vase. Da Herkules mit dem Hund nichts weiter anzufangen wusste, brachte er ihn zurück in die Unterwelt. Von seiner Schuld aber hatte er sich mit Erfüllung der zwölf Aufgaben befreit.
Weitere Heldentaten überliefert der Mythos. So z.B. diesen:
Als Herkules sich in Deianeira, die Tochter des Königs Oineus verliebte, musste er zunächst den Nebenbuhler Acheloos, einen Flussgott, im Zweikampf besiegen. Hernach heiratete er Deianeira und tötete u.a. Ethon, den Adler, der täglich den im Kaukasus an den Felsen geschmiedeten Prometheus strafte, indem er dessen sich stetig nachwachsende Leber fraß.
Herkules nahm an der kriegerischen Fahrt der heldenhaften Argonauten teil und kämpfte auch weiterhin gegen Ungeheuer, Riesen und Kentauren.
Einer dieser Kentauren war Nessos, ein Fährmann, der sich an Deianeira während einer Überfahrt vergehen wollte. Herkules, der bereits übergesetzt hatte, tötete Nessos mit einem Pfeil. Im Sterben sann der Kentaur auf Rache und gab Deianeira den bösen Rat, mit seinem Blut ein Gewand des Herkules zu tränken. Er versprach ihr, sie könne sich so auf ewig dessen Liebe versichern.
Tatsächlich überkam Deinaneira die Eifersucht als Herkules von einem Kriegszug gegen König von Oichalia dessen Tochter Io als Gefangene mit zurückbrachte - und sie gab Herkules das manipulierte Kleid. Sobald Herkules es angezogen hatte, brannte das Gift des Kentauren wie Feuer auf seiner Haut aber er konnte sich dessen nicht mehr entledigen. Als Deinaneira erkannte, was sie getan hatte, nahm sie sich das Leben.
Herkules aber ging zum Berg Oite und errichtete dort seinen eigenen Scheiterhaufen. Als keiner seiner Freunde Feuer anlegen wollte, da kam sein Vater Zeus ihm zu Hilfe und sandte Blitze, um die Totenstätte zu entfachen.
Herkules wurde hernach in den Olymp entrückt, wo er später noch Hebe, -seiner dritten und wohl auch letzten Frau -, begegnete.
Bürgerreporter:in:Reinhild Paula Margarethe Kuhn (geb. Weber-Lucks) aus Kassel |
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