Wirtschaft und Soziales
Trend 2024: Die Generation Z tendiert politisch zunehmend nach rechts

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Trendstudie „Jugend in Deutschland“

(TRD/BNP) Die 14- bis 29-Jährigen treiben gewaltige Zukunftsängste um, stellt die Studie „Jugend in Deutschland“ fest. Neben Kriegen und Wirtschaftsproblemen zählt dazu auch wachsende Sorge wegen der Asyl-Migration. Und etwa doppelt so viele würden die AfD wählen wie noch vor zwei Jahren.

Die Jugend und das junge Erwachsenenalter gelten üblicherweise als Lebensphasen voller Aufbruchsstimmung und Optimismus für die Zukunft. Jedoch zeigen sich in dieser Gefühlswelt erhebliche Brüche. Die Generation Z gibt sich derzeit sorgenvoll, pessimistisch und psychisch belastet. Der Frust über ungelöste gesellschaftliche Probleme und die Angst um den Erhalt des Wohlstands manifestieren sich in einem spürbaren Rechtsruck. Dies sind einige der Hauptergebnisse der siebten Trendstudie „Jugend in Deutschland“, erstellt von den Jugendforschern Simon Schnetzer, Klaus Hurrelmann und Kilian Hampel.

Die Studie stützt sich auf eine repräsentative Umfrage unter 2042 Jugendlichen im Alter von 14 bis 29 Jahren, die seit 2020 regelmäßig durchgeführt wird. In den anfänglichen Befragungen waren es hauptsächlich die Auswirkungen der Corona-Krise, die die Lebensqualität und die psychische Gesundheit der Jugendlichen stark beeinträchtigten. Mittlerweile ist die Pandemie für die meisten ein abgeschlossenes Kapitel – aktuell dominieren wirtschaftliche und politische Bedenken.

Die persönliche Zufriedenheit junger Menschen mit ihrer finanziellen, gesundheitlichen, psychischen und beruflichen Situation ist zwar leicht positiv, hat jedoch im Vergleich zu den Umfragen von 2023 und 2022 abgenommen. Junge Menschen erwarten in naher Zukunft eine Verbesserung ihrer persönlichen Verhältnisse. Allerdings blicken sie pessimistisch auf die wirtschaftliche Entwicklung, den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die politischen Zustände, wobei sie bereits jetzt eine negative Bewertung abgeben und für die kommenden zwei Jahre eine Verschlechterung erwarten.

„Unsere Studie zeigt eine tiefgreifende mentale Verunsicherung und einen Vertrauensverlust in die Gestaltbarkeit der persönlichen und gesellschaftlichen Lebensumstände“, erklärt Schnetzer. „Die Perspektive auf ein gutes Leben nimmt ab. Die entscheidende Herausforderung für alle gesellschaftlichen Akteure wird sein, junge Menschen für eine positive Zukunftsvision zu gewinnen und sie in Veränderungsprozesse einzubinden.“

Die größten Bedenken der Jugendlichen sind Inflation (65 Prozent), Krieg in Europa und im Nahen Osten (60 Prozent), teurer und knapper Wohnraum (54 Prozent), sowie Klimawandel und gesellschaftliche Spaltung (jeweils 49 Prozent). Hinzu kommen Wirtschaftskrise und die Furcht vor Altersarmut (beide 48 Prozent). Besonders stark gestiegen ist die Besorgnis über eine „Zunahme der Flüchtlingsströme“, also der Migration von Asylsuchenden, mit einer Verdoppelung der Werte seit dem Vorjahr von 22 auf 41 Prozent.

Das Thema hat nun auch die junge Generation erreicht, die es gewohnt ist, in internationalen und multiethnischen Kreisen zu leben, so die Autoren der Studie. Ungeachtet dessen wächst die Besorgnis, dass der Zuzug vieler Flüchtlinge aufgrund begrenzten Wohnraums, sozialer Spaltung und finanziell belasteter Sozialsysteme Risiken birgt.

Die Unterstützung für die Ampel-Parteien nimmt ab
Diese Bedenken zeigen sich auch in den politischen Vorlieben. Innerhalb eines Jahres konnte die AfD ihren Stimmenanteil unter jungen Leuten nahezu verdoppeln und steht nun mit 22 Prozent an der Spitze der Beliebtheit bei den unter 30-Jährigen. „Es ist der AfD deutlich gelungen, sich als Protestpartei gegen die Ampel und als Lösungsanbieter für aktuelle Probleme zu positionieren“, so die Studie.

Dies trifft in abgeschwächter Form auch auf die CDU/CSU zu, die im Vergleich zur Umfrage des Vorjahres deutlich an Zustimmung zugelegt hat und nun mit 20 Prozent auf dem zweiten Platz liegt. Die Ampel-Parteien, insbesondere die Grünen und die FDP, haben bei den Jungwählern erheblich an Popularität eingebüßt.

Im Vergleich zur Shell-Jugendstudie von 2019 ist auch die Zustimmung zu politisch konservativen, migrations- und fremdenfeindlichen Aussagen gestiegen, wie die Forscher durch identisch formulierte Fragen feststellen konnten. „Es lässt sich von einem deutlichen Rechtsruck unter der jungen Bevölkerung sprechen“, fasste Forscher Hurrelmann zusammen. Ein Grund dafür sei, dass die AfD seit ihrer Gründung vor über zehn Jahren stark in sozialen Medien wie TikTok und Instagram aktiv sei, so die Studie.

Kritik an Israel ist ebenfalls unter jungen Menschen weit verbreitet. Lediglich 26 Prozent befürworten die Aussage, dass Deutschland eine historische Verantwortung gegenüber Israel und den Juden in Deutschland habe. 36 Prozent lehnen diese ab, und rund ein Viertel ist unentschlossen.

Die psychische Verfassung der Generation Z ist ebenfalls besorgniserregend. Berichte über zunehmenden Stress, Einsamkeit und Angstzustände sind im Vergleich zu den Vorjahren gestiegen. Junge Menschen leiden weiterhin unter Erschöpfung, Selbstzweifeln, Antriebslosigkeit und Reizbarkeit, was sich auf einem ähnlichen Niveau wie im Vorjahr bewegt. Alarmierend ist, dass elf Prozent der Befragten angeben, wegen psychischer Belastungen in Behandlung zu sein – darunter 13 Prozent junge Frauen und acht Prozent junge Männer.

Laut Umfrage beeinflussen diese psychischen Belastungen auch Schule und Beruf. Schulen, Ausbildungsbetriebe und Unternehmen melden einen Anstieg der Krankheitsfälle und vermitteln den Eindruck einer geringeren Belastbarkeit der Jugendlichen, wie die Studie zeigt. Dieser Eindruck scheint durch die Umfrageergebnisse bestätigt zu werden.
Zwar gibt mehr als die Hälfte der Befragten an, im letzten Jahr maximal sechs Tage wegen Krankheit gefehlt zu haben. Mehr als ein Fünftel hatte aber 13 und mehr Krankheitstage, meist wegen körperlicher Krankheiten. Mehr als ein Viertel der Befragten gab aber auch an, wegen mangelnder Lust und Motivation oder dem Gefühl von Überforderung oder Ausgebranntseins nicht zur Schule oder zur Arbeit gegangen zu sein.

Neue Statussymbole verdrängen das Auto und ähnliches. Entgegen dem oft vermittelten Eindruck, die Generation Z sei weniger leistungsfähig als vorherige Generationen, halten die Forscher dagegen. Junge Menschen in Deutschland sind grundsätzlich bereit, Verantwortung für die Zukunftsgestaltung zu übernehmen, so die Forscher.

63 Prozent stimmen der Aussage „Ich bin mir bewusst, dass meine Generation für den künftigen Wohlstand in Deutschland verantwortlich ist“ voll und ganz oder eher zu. 64 Prozent schätzen ihre Chancen, mit ihrer Qualifikation und Erfahrung einen Job auf dem Arbeitsmarkt zu finden, als gut ein.

Für sie sind eine gute Arbeitsatmosphäre (64 Prozent), eine ausgewogene Work-Life-Balance (56 Prozent) und die Sicherheit des Arbeitsplatzes (54 Prozent) am wichtigsten. Geld (51 Prozent), Spaß (41 Prozent) und das Erreichen von Zielen (31 Prozent) gelten als die wichtigsten Leistungsmotivatoren.
Obwohl das Gehalt im Beruf der größte Motivator ist, sind materielle Werte als Statussymbole für die Generation Z nicht mehr relevant. Die heutige Jugend kann mit Aussagen wie „Mein Haus, mein Auto, mein Boot“ nichts mehr anfangen, so die Forscher. Die fünf wichtigsten Statussymbole sind stattdessen: Intelligenz (37 Prozent), beruflicher Erfolg (27 Prozent), Fitness und ein athletischer Körper (24 Prozent), Reisen (21 Prozent) und gutes Aussehen (20 Prozent).

Die Forscher kommen zu dem Schluss: „Wir sollten es vermeiden, die Jugend in eine Schublade zu stecken und als faul oder respektlos zu brandmarken. Junge Menschen sind nicht faul, und wir riskieren, dass die einzige Jugend, die wir haben, am Ende den Glauben an sich selbst und die Zukunft verliert.“

Die Studie stützt sich auf eine repräsentative Online-Umfrage, die vom 8. Januar bis zum 12. Februar durchgeführt wurde. An der Umfrage nahmen insgesamt 2042 Personen im Alter von 14 bis 29 Jahren teil. Die Quoten für die Repräsentativität der Studie wurden vom Institut für Demoskopie Allensbach berechnet.


TRD Pressedienst


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