Die Schulfibel, der erste Schritt zur Bildung
Für Generationen von Schulanfängern war die Fibel, auch Abc-Buch genannt, die Grundlage des Lesen Lernens.
Im Mittelalter nannte man ihre Vorläufer „Abecedarium“, nach den Anfangsbuchstaben des lateinischen Alphabets. Die zu lesenden Wörter waren ursprünglich alphabetisch geordnet und wurden den Kindern in dieser Reihenfolge beigebracht.
Die Fibel ist ein bebildertes Anfängerlesebuch mit ursprünglich religiösen Texten. Der Name könnte durch die kindliche Aussprache des Wortes „Bibel“ entstanden sein. Im 20. Jahrhundert war sie in den meisten Ländern der Erde als Erstlesebuch verbreitet (siehe unter Wikipedia). Inzwischen hat sie durch neue Lehrmethoden und moderne Medien an Bedeutung verloren.
Die Nationalsozialisten benutzten dieses Buch, um ihre Ideologie schon unter den Abc-Schützen zu verbreiten.
Für den Schulgebrauch im Regierungsbezirk Hildesheim wurde die „Niedersachsen-Fibel“ herausgegeben. Sie basierte auf der Fibel „Hand in Hand fürs Vaterland.“ Verleger war der Georg-Westermann-Verlag in Braunschweig. In Groß Lafferde existiert ein Exemplar aus dem Jahre 1936, das in der dortigen Volksschule benutzt wurde.
Für den Druck wurde noch die in Deutschland übliche (auch in Hitlers „Mein Kampf“ benutzte) Frakturschrift (Gotische Schrift) verwendet, die Hitler später als „Schwabacher Judenlettern“ diffamierte und am 3.1.1941 verbieten ließ.
Es ist erschreckend, dass man schon bei Schulanfängern den Hitlerschen Personenkult und die menschenverachtende Ideologie des Nationalsozialismus verbreitete. Aber: Kinder waren und sind ein vielversprechender Nährboden. Aus genau diesem Grunde beeinflusste man Schulkinder der DDR in ähnlicher Weise.
Da lobe ich meine niedersächsische Nachkriegsfibel aus dem Jahre 1950. Sie ist zwar nach heutigem Empfinden sehr hausbacken, dafür aber völlig frei von politischer Ideologie. Ich blättere gern darin, wenn sie mir gelegentlich in die Hände fällt.
Bürgerreporter:in:Wilhelm Heise aus Ilsede |
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