"Rächender Mars" entdeckt...
Sensationeller römischer Skulpturenfund aus Kärnten
Bei archäologischen Sondierungsarbeiten auf dem Gelände der ehemaligen antiken (römischen) Provinzstadt "Virunum" (Zollfeld/Maria Saal/Kärnten/Österreich) gelang dem Grabungsteam von Herrn Heimo Dolenz (Alpen-Adria-Universität Klagenfurt) und Herrn Christof Flügel (Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern, München) ein einmaliger Fund (außerhalb Roms).
Der Fund einer Statue "Rächender Mars" (Mars Ultor) ist deshalb einmalig und bemerkenswert, da es weltweit nur fünf bis sechs vergleichbare Typen gibt, die ansonsten nur in Rom (u.a. Capitol-Museum) aufzufinden sind. Die vorläufige Datierung der aufgefundenen Fragmente wurde ca. auf 235/238 n.Chr. festgelegt. Die Statue selbst wurde in diesem Zeitraum zerschlagen, die Fragmente als Abbruchmaterial in die Bauschuttplanierung unter dem Boden eines Heiligtums für eine orientalische Gottheit am nordöstlichen Stadtrand von Virunum gelegt, der zur Vorgängerperiode des Heiligtums gehört. Die Statue stellt aller Wahrscheinlichkeit nach den Gott Mars selbst dar, kann aber auch zu einer zerschlagenen Statue - entweder des Imperators "Commodus" (180-193 n.Chr.) oder Maximinus Thrax" (235-238 n.Chr.) gehören, deren Inschriften nach deren gewaltsamen Tod, aufgrund offizieller Anordnung der Nachfolger zerstört werden mußten (damnatio memoriae).
Im Jahre 2009 fand man bereits auf diesem Gelände eine Votivinschrift an Mars Ultor - der dritten Inschrift außerhalb Italiens - die dem Kaiser Augustus (Oktavian) gewidmet war. Es handelt sich dabei um eine römische Schwurgottheit die im Jahre 2 v.Chr. nach Oktavians Sieg als Einlösung seines Gelöbnisses über die " Cäsar-Mörder" (Schlacht bei Philippi/42 v.Chr.), eingeweiht wurde.
Der Tempelbezirk in Virunum entsprach architektonisch dem Heiligtum des Mars Ultor am Forum Augustii in Rom, und bestand nach den Erkenntnissen aus einem quadratischen Saal mit Apsis, die nach Osten orientiert war. Man vermutet, dass es sich hier um ein Heiligtum oder Aufbewahrungsort für Votivgaben handelte, da in unmittelbarer Nähe bereits 1913 ein Heiligtum freigelegt wurde, das dem orientalischen Gott Jupiter Dolichenus gewidmet war.
Die bisherigen Grabungsarbeiten zeugen von einer erfolgreichen Kooperation zwischen der Universität Klagenfurt/Österreich und Padua/Italien, sowie dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, die in den vergangenen Jahren auch zur Freilegung einer frühchristlichen Bischofskirche auf dem Zollfeld führten. Ausgelöst zu diesen vergangenen Grabungen wurden archäologische Auswertungen durch die Neuinterpretation von Bewuchsmerkmalen auf Luftbildern. Ermöglicht wurde diese Kampagne auch durch die Unterstützung des Kärntner Landeshauptmannes Dr. Peter Kaiser und dem Diözesanbischof Dr. Alois Schwarz.
Der umliegenden interessierten Bevölkerung wurden diese Funde anhand einer "Vor-Ort-Besichtigung" in der ersten Septemberwoche zugänglich von dem leitenden Archäologen - Herrn Dr. Heimo Dolenz präsentiert.
Literaturquellen/Hinweise:
Dr. Heimo Dolenz (AAU-Klagenfurt)
Dr. Christoph Flügel (Bayer. Landesamt f. Denkmalpflege)
Web: Lechrain-Geschichte/Virunum (A. Platschka)
Kronenzeitung (Rubrik Kärnten vom 31.08.2014)
Weblinks:
Lechrain-Geschichte/Virunum (Übersicht)
Bürgerreporter:in:Alfred Platschka aus Igling |
2 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.