Die Ostgoten - Schutzherren der Alamannen

Sonderausstellung-Museumsfolder
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Sonderausstellung im Alamannenmuseum Ellwangen (vom 29.11.2008 bis 19.04.2009)

Im Rahmen der halbjährigen Sonderausstellung zum o.g. Thema fand am 06. April 2009 letztmalig vor Schließung der temporären Sonderausstellung im Alamannenmuseum Ellwangen eine öffentliche Führung statt. Herr Werner Wittmann ein gebürtiger Osttiroler aus Lienz, führte durch die ca. 90minütige Veranstaltung vor einem breiten Publikum, das sich zu diesem Thema näher informieren wollte.
Hintergrund waren Grabungsfunde aus dem österreichischen Grenzgebiet von Kärnten & Slowenien, – dem Hemmaberg , einer bedeutenden Höhensiedlung im Ostalpenraum. Die hier gefundenen Grabbeigaben wie Adlerbeschläge und Adlerschnallen von Offiziersgürteln bilden den Kern der Ellwanger Ausstellung. Aufgezeigt wurde die Entwicklung des frühen Christentums im Ostalpenraum - einer bedeutenden befestigten Höhensiedlung zwischen 400 und 600 n.Chr. auf dem Platz eines ehemals keltischen Heiligtums. Hier standen in diesem Zeitraum sowohl eine arianische als auch katholische Kirche lange im friedvollen Einvernehmen zu einander. Das Hauptaugenmerk des arianischen Glaubensbekenntnis, das auf Arius einem Priester zurückführt, besagt – daß Christus dem Gottvater nur wesensähnlich aber nicht wesensgleich ist. Sowohl bei Goten als auch bei vielen früheren germanischen Stämmen die christianisiert wurden, spielte diese Weltanschauung eine wesentliche Rolle, die dann aber durch die Regelung des Konzils zu Nicäa durch die katholische Glaubenslehre der Hl. Dreieinigkeit mehr und mehr verdrängt wurde.

Alamannen und Ostgoten:
Die Alamannen verloren in der Schlacht bei Zülpich (Tolbiacum) 496/497 n.Chr., gegen den fränkischen König Chlodwig, und nachfolgend nochmals 506 nach einer neuerlichen Auseinandersetzung die Vorherrschaft und wurden damit endgültig ins Fränkische Reich integriert. 507 n.Chr. bat der Ostgotenkönig Theoderich, der mit Chlodwig verschwägert war in einem Schreiben um Milde mit den Alamannen und bot deren Restbevölkerung seinen Schutz an.
Das Arianische Christentum der Ostgoten:
Als Goten auf dem Gebiet des weströmischen Reiches angesiedelt wurden, spielte das arianische Bekenntnis, nachdem Christus dem Gottvater nur „wesensähnlich“ aber nicht „wesengleich“ sei, eine wichtige Rolle. Bischof Wulfila übersetzte die Bibel ins Gotische und diese blieb bis heute die Hauptquelle für die Sprache. Fast alle germanischen Völker nahmen das Christentum in der „arianischen“ Form an. Diese Sonderausstellung zeigt Erkenntnisse über die Besiedlung des „Hemmaberges“ in Kärnten, einer befestigten ursprünglich keltischen Höhensiedlung. Hier stand um 510 n.Chr. eine katholische Kirchenanlage der römischen Christengemeinde, bestehend aus einer Eucharistiefeier, einer Taufkapelle, sowie einer Kirche für die Firmung und das Gedächtnis eines heiligen mit einem Reliquengrab in der Apsis. Direkt daneben befand sich die arianische Kirchenanlage der ostgotischen Christengemeinde ebenfalls mit einer Eucharistiefeier, einem Heiligengrab unter dem Altar und einer Taufkirche. Bis vor kurzem waren arianische Kirchen im Alpenraum unbekannt.
Am Hofe des Ostgotenkönigs Theoderich praktizierte man gegenseitige religiöse Toleranz zwischen römischen Katholiken und arianischen Goten. Aussagen des Ostgotenkönigs gegenüber den Juden in Mailand „Der Staat muß auch jene schützen, die im Glauben irren“, oder auch in Genua gegenüber den Juden „Wir können keine Religion befehlen, denn niemand ist durch Zwang zum Glauben zu bringen“, unterstreichen die Haltung dieser Religionspolitik.
Leben in 2 Kulturen:
Theoderich d. Große, kam als 6Jähriger an den oströmischen Kaiserhof nach Konstantinopel (Byzanz) als Geisel zur Einhaltung der Vertragstreue zwischen den Ostgoten und der römischen Vertragstreue. Er steigt in den Generalsstab Ostroms auf und zieht nach dem Tode seines Vaters nach Italien, wo er das weströmische Reich als gotischer Stammeskönig als Herr der römischen Bürokratie übernimmt. Ein Zusammenleben zwischen Römern und Goten gestaltet sich friedlich aufgrund ca. 20% gotischem Anteil an der Bevölkerung.

Diese Sonderaustellung zeigte u.a. Exponate aus dem Militär, u.a. Adler+Kreuz-Fibeln, „historischen Feuerzeugen“ Alltagsgegenständen, Eisenfunden, Frauenarbeit und Frauenschmuck und vervollständigt somit das Bild der dort lebenden Bevölkerung und Lebensweise. Dass zu dieser Zeit auch Alamannen in diesem Raum lebten, wird durch den Fund einer silbervergoldeten alamannischen Bügelfibel des frühen 6. Jahrhunderts unter dem Fußboden der arianischen Doppelkirche auf dem Hemmaberg deutlich. Durch die Ausgrabungen des Archäologen – Franz Glaser in den Jahren 1999 – 2008 um Gräberfeld von Globasnitz, ließen sich viele Fragen der Geschichte exakter klären, für die es bislang keine schriftlichen Quellen gab. Während im 5. und 6. Jahrhundert keine Talsiedlungen bekannt waren, prägten diese befestigten Höhensiedlungen das Geschichtsbild dieser Zeit. Mit dieser Siedlung am Hemmaberg konnte man belegen, daß sich im Tale auch eine Straßenstation befand, die dem staatlichen Nachrichtendienst diente, für den ostgotische Soldaten zuständig waren. Durch diese neuen Ausgrabungen ist erstmals ein halbes Jahrhundert (493-536) der Geschichte Kärntens, wie Kultur, Kunst und Architektur zu erfassen. Die Erforschung der völkerwanderungszeitlichen Gräber in Globasnitz (weitere 100 liegen unzugänglich unter einer Asphaltstraße) bedeutet, daß man im Ostalpenraum mit Gräberfeldern der Ostgotenzeit nicht nur auf den Bergen, sondern auch in Tälern rechnen müssen.

Die Führung dieser Sonderausstellung, als der Rundgang auf dem gesamten Museumsgelände dauerte ca. 90 Minuten. Nach dem informativen Rundgang bot sich anschließend eine Rast im Museums-Café, wo man neben kulinarischen Angeboten auch ergänzende Literatur erstehen konnte. Der Gesprächs- und Informationsaustausch wurde von einzelnen Personen intensiven genutzt. Abgerundet wurde der Besuch auch noch im persönlichen Gespräch mit dem Führungsleiter – Herrn Wittmann – der aufgrund persönlicher Ortskenntnis an den Grabungsorten in Kärnten mit vielen interessanten Informationen aufwarten konnte.

Ausdrücklichen Dank gebührt auch dem örtlichen Museumsleiter – Herrn Andreas Gut, als auch dem Landesmuseum Kärnten für die Zusammenarbeit, die mit dieser Ausstellung sicherlich einen interessanten Aspekt in der historischen Zusammenarbeit zwischen Alamannen und Goten, eine Brücke bilden konnte. Der Besuch des Alamannenmusuems ist aufgrund übersichtlicher Darstellung regionaler Fundstücke und Exponate sowie dem geschichtlichen Hintergrund der frühen süddeutschen Bevölkerung dieses Siedlungsgebietes während der Völkerwanderung für den/die Historisch interessierte Bevölkerung allemal einen Besuch wert.

Detailliertere textliche und bildliche Beschreibung sind auch aufrufbar auf meiner Website – http://www.lechrain-geschichte.de unter der Rubrik regionale Museen -
http://www.lechrain-geschichte.de/KSW%20Museen.htm... (Alamannenmuseum Ellwangen).

Alfred Platschka
(Webmaster: www.lechrain-geschichte.de)

Bürgerreporter:in:

Alfred Platschka aus Igling

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