Die Keltenschanze "Poenburg" bei Türkheim
Landkreis Ostallgäu; Reg.Bezirk Mindelheim/Schwaben/Gmd.: Türkheim (LKr. Schwaben/Allgäu)
Koordinaten: 10°38'10.24" ( Östlicher Länge)
48° 4'19.18" (Nördlicher Breite) - in Google-Earth
Siedlungsgeschichte:
Vereinzelt durchstreiften dieses Gebiet in der Jungsteinzeit Menschen, die sich von Ackerbau und Viehzucht ernährten. Eine erste Besiedlung erfolgte dann in der Bronzezeit, auf dem Goldberg. Ca. um 500 v.Chr. drangen in dieses Gebiet um Türkheim keltische Volksstämme vor, und errichteten auf dem Haldenberg nördlich des heutigen Türkheim, eine Wallanlage (Keltenschanze). Man vermutet, daß diese vordergründig kultischen Zwecken diente. Als die Eroberung durch die Römer im Jahre 15 v.Chr. erfolgte, wurde dann am Hang zur Wertach hin eine Straße gebaut, die von Kempten (Cambodunum) nach Augsburg (Augusta Vindelica) führte. Darauf errichteten man dann in den späten röm. Kaiserjahren Ende 3.Anfang 4. Jhdt eine Befestigunganlage - "Rostro Nemaviae". Auf diesem Gelände fanden dann erste Grabungen um 1942 unter Ludwig Ohlenroth an der "Poenburg" (Viereck-Keltenschanze/Türkheim) statt. Dieser Platz liegt ca. 700m südöstlich in Luftlinie zu Türkheim/Goldberg (Rostro Nemaviae). Diverse Schnittgräben wurden dann 1943/44 durchgeführt, wo man gem. heutiger Rekonstruktion die Wehrgräben, Anlage und das Horräum (eigenes Gebäude im NO der Anlage) ausgrub. Div. Funde sind heute im Römischen Museum der Stadt Augsburg ausgestellt. Weitere Grabungen erfolgten dann in mehreren Abschnitten 1958 bis 1961.
Die guterhaltene Keltenschanze dient heute als Sportplatz, man kann jedoch deutlich noch die Form und ehemals befestigen Wälle erkennen.
Sie besitzt drei Walldurchstiche an der Nord-, Süd und Ostseite, von denen der östliche der ursprüngliche Eingang ist. Dort wurde ein Schnitt von 22,3 m. Länge und 1,2m Breite angelegt, der nach Westen hin erweitert wurde.
Das Nordprofil im Maßstab 1:50 aufgenommen, zeigt über der alten Oberfläche die Wallaufschüttung mit Lehmkern, die offenbar aus dem Aushub des Grabens besteht, und den Graben der mit mehreren unterschiedlich stark verschlickten, lehmig-humosen Erdschichten verfüllt ist. An der Nordseite hat der Graben eine Profilbreite von 9,5m und eine Höhe von 1,6m. über der alten Oberfläche, der Graben ist 8,5 m Breit und 2,0 m tief und bis auf eine 9,5m tiefe Mulde verfüllt. Wallkrone und Grabensohle halten einen Abstand von 8,0 m. Pfostenlöcher einer Palisade, oder Torkontruktion wurden ncht beobachtet. Fundstücke wie z.B. einige Scherben vorgeschichtlicher Machart, darunter 2 Randstücke von weitmundigen Gefäßen aus hellbraun gemanteltem Ton, verziert mit einer Fingertupfleiste waren im Westen zu finden. In den Einfüllschichten des Grabens wurden rund 30cm. über der Grabensohle Tierknochen und 80cm über der Grabensohle der Henkel eines römischen Kruges aus hell rotbraunem, mehligen Ton gefunden. Dieser römische Fund überrascht insofern nicht, als schon vor 1830 in der Poenburg eine Münze des Trajan gefunden worden war.
Weitere Schnitte u.a. in der Mitte des Innenraumes der Viereckschanze förderten eine vorgeschichtliche Tonscherbe, drei frühmittelalterliche mit Quarzsand bzw. Kalk aus graubraunem Ton mit Gefäßen und ein Randstück von einem scheibengedrehten gotischen Topf aus graubrauner Schicht mit stark verrußter Oberfläche zutage. Fernerhin ein Stück eines römischen Firstziegels und ein Kalksteinstück, sowie mittelalterliche Scherben, genauer Fundort jedoch unbekannt. All diese Funde sind heute ohne Inventarnummer im Römischen Museum in Augsburg zu besichtigen.
Bemerkenswert ist noch eine Beobachtung, die bei einer Begehung im Jahre 1894 gemacht wurde, wo am "Eingang an der rechten Seite" also vermutlich an der Nordseite, ein größeres Loch angetroffen und darin die Spur eines Brunnens vermutet wurde (J. Schuster, Zeitschr. Hist. Ver. Schwaben 21, 1894, 178). Falls es sich dabei nicht um einen jüngeren Eingriff handelt, könnte ein nicht völlig vefüllter Kultschacht beobachtet worden sein. Nach E. Felder dürfte der keltische Name der Viereckschanze namensgebend für die spätrömische Station gewesen sein.
Literaturquellen/Hinweise:
Irmgard Moosdorf-Ottinger: Die Grabung in der PoenburgS. 22, Münchner Beiträge zur Vor und Frühgeschichte (Herausgeber Joachim Werner)
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