Herbstlied

Bald fällt von diesen Zweigen
Das letzte Laub herab.
Die Büsch' und Wälder schweigen,
Die Welt ist wie ein Grab.
Wo sind sie denn geblieben?
Ach! sie sangen einst so schön -
Der Reif hat sie vertrieben,
Weg über Berg und Höh'n.

Und bange wird's und bänger
Und öd' in Feld und Hag;
Die Nächte werden länger,
Und kürzer wird der Tag.
Die Vögel sind verschwunden,
Suchen Frühling anderswo;
Nur wo sie den gefunden,
Da sind sie wieder froh.

Und wenn von diesen Zweigen
Das letzte Laub nun fällt,
Wenn Büsch' und Wälder schweigen,
Als trauerte die Welt -
Dein Frühling kann nicht schwinden,
Immer gleich bleibt dein Geschick,
Du kannst den Frühling finden
Noch jeden Augenblick.

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
(1798 - 1874)

Bürgerreporter:in:

Jürgen Hedderich aus Herten

20 folgen diesem Profil

11 Kommentare

Bürgerreporter:in
Nicole O. aus Steinheim
am 14.10.2012 um 19:46

Das Gedicht kannte ich noch nicht. Zusammen mit dem schönen Bild, eine gelungene Kombination.

Bürgerreporter:in
Ingeborg Behne aus Barsinghausen
am 14.10.2012 um 20:15

Sehr schön das Gedicht und natürlich das Bild auch.

Bürgerreporter:in
Heidi K. aus Schongau
am 15.10.2012 um 02:10

"Du kannst den Frühling finden,
noch jeden Augenblick" .... diese Zeile tröstet mich schon sehr!