Spaziergänge in der Leineaue: Siedlungsfunde weisen nach - schon lange lebten Menschen in der Leineaue
Das Naherholungsgebiet Südliche Leineaue erstreckt sich von der Haustür in Döhren oder Wülfel bis hin zum Schulenburger Berg mit dem Schloss Marienburg als krönenden Abschluss. Die Leinemasch bietet sich dabei nicht nur als eine wunderschöne Landschaft für Ausflüge ins Grüne an; sie steckt auch voller Geschichte. In den vergangenen 20 Jahren habe ich in loser Folge interessante historische Details und Ausflugsziele im MASCHSEEBOTEN – das ist eine Stadtteil-Zeitung in Döhren und Wülfel - vorgestellt. Die Hefte mit den einzelnen „Spaziergängen in die Leineaue“ sind längst vergriffen. Daher sollen nach und nach die einzelnen Beiträge nun bei myHeimat einen weiteren Leserkreis bekannt gemacht werden. Vielleicht findet sich sogar ein Verleger, der die gesammelten Beiträge einmal als Heftchen veröffentlicht.
Dort, wo heute Gräser ihre Wurzeln in den Boden der Leinemasch strecken, gab es in längst vergangenen Zeiten einstmals Dörfer, in denen unsere fernen Vorfahren lebten.
Als für den U-Bahn-Bau in Hannover im Gebiet zwischen Harkenbleck und Reden Sand ausgebaggert wurde, stießen die Arbeiter auf die Überreste einer ausgedehnten Siedlung aus den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt. Eines der „Glanzstücke“, die hier gefunden wurde, ist ein Kamm aus dem 4. Jahrhundert. Obwohl er aus organischem Material besteht, ist er gut erhalten in unsere Zeit gekommen.
Ende 1970 kamen dann – eine Ortschaft weiter - mehrere Scherben in einem Gemüsegarten in Reden ans Tageslicht. Sie steckten rund fünfzig bis sechzig Zentimeter tief im Erdboden. Bei den Bruchstücken handelt es sich um Teile von situala-ähnlichen Gefäßen mit nach innen geneigten und verdickten Rand, wie sie auch aus der Siedlung Böhme (Kreis Fallingbostel) bekannt sind. Etwa 20 Meter von den Scherben entfernt, wurde noch eine Scheibenfibel (das ist eine Art Gewandnadel) im Erdboden gefunden. Die Auswertung ergab, daß auch am Ortsrand von Reden, oberhalb eines Steilhanges, ein Dorf der römischen Kaiserzeit (etwa vom Jahr 0 bis 375) lag. Denn die entdeckten Scherben gehören zur rhein-weser-germanischen Kulturgruppe. Es ist nicht der einzige Siedlungsplatz von Reden. Vor 1929 wurden weitere Spuren am „Sandhügel an der Schülle (Schille) und 1931 bei einer Kiesgrube entdeckt
Schon 1934 stieß man bei Sandarbeiten am Westrand von Hannover-Döhren auf Bodenverfärbungen und rund 90 Scherben sowie Reste eines Holzbrunnens, die ebenfalls auf einen Siedlungsplatz hindeuten. Die Artefakte stammen aus dem frühen Mittelalter. Im Bereich einer alten Uferzone der Leine lag am Südwestrand von Laatzen ein Siedlungsplatz, der von der vorrömischen Eisenzeit bis zur Völkerwanderungszeit bewohnt war. Eine weitere Siedlung der römischen Kaiserzeit befand sich in der Nähe des Rodelberges von Laatzen. Und auch von Gleidingen liegen Nachrichten über Siedlungsfunde vor.
Ein mehrperiodischer Siedlungsplatz wurde 1949 bei der Kiesgrube Bettels in Wilkenburg entdeckt und bei Arnum gab es ebenfalls in vorgeschichtlicher Zeit bereits Dörfer im Bereich Hohenfeld/Hohe Heide und bei der Kiesgrube Rehren..
Quelle: Nachrichten aus Niedersachsens Urgeschichte 1971, Seite 275 und Andrea Moser, Die Archäologischen Fundstellen und Funde im Landkreis Hannover, 1998.
Bürgerreporter:in:Jens Schade aus Hannover-Döhren-Wülfel-Mittelfeld |
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