Stammzellspenderin für leukamiekranken Benno gefunden
Wie ein Lauffeuer verbreitet sich seit vergangenem Wochenende ein Gerücht in Hauenstein: Der an Leukämie erkrankte Benno hat eine Stammzellspenderin gefunden. Irgendwo in Großbritannien gibt es eine junge Frau, deren Gewebemerkmale weitestgehend mit denen von Benno übereinstimmen. Nun schlagen in Bennos Familie die Hoffnungen Purzelbäume: Noch vor Weihnachten soll der lebensgefährlich erkrankte Fünfjährige transplantiert werden. Damit besteht die Chance, dass Benno im nächsten Jahr wieder all das machen kann, was ein Junge seines Alters tun sollte.
Hinter Benno und seiner Familie, die unter anderem in der örtlichen Feuerwehr aktiv ist, liegen Monate, die man niemandem wünscht. Erst die Diagnose Leukämie, dann Chemotherapie und dann auch noch die Nachricht: Ohne eine Stammzellspende gibt es keine Hoffnung auf Heilung. Was dann folgte, hat die Familie auf der einen Seite zusätzlich belastet, auf der anderen Seite auch viel Mut gemacht.
Freunde und Vereinskollegen haben gemeinsam mit der Stefan-Morsch-Stiftung, Deutschlands ältester Stammzellspenderdatei, eine Typisierungsaktion organisiert. Schnell haben sich auch die anderen Vereine und die Arbeitskollegen in der Südwestpfalz eingeklinkt. Fast 2000 Menschen kamen am 12. Oktober nach Hauenstein, um sich als Stammzellspender bei der Spenderdatei mit Sitz in Birkenfeld/Nahe registrieren zu lassen – für Benno, aber auch für viele andere an Leukämie erkrankte Menschen, die ohne passenden Spender keine Überlebenschancen haben. „Die Solidarität, die wir zu spüren bekommen haben, war unglaublich motivierend“, erzählt Bennos Mama, die am Tag der Typisierungsaktion so vielen Menschen wie möglich eine kleine Dankeskarte mit den Fingerabdrücken von Benno in die Hand gedrückt hat.
Parallel zu den Vorbereitungen für den Aufruf war Benno permanent in Behandlung: Immer wieder pendelte er nach Heidelberg zur Chemotherapie. Und seine Familie wartete, ob irgendwo in dem weltweiten Netzwerk der Spenderdateien, an das auch die Stefan-Morsch-Stiftung angeschlossen ist, ein Mensch zu finden ist, dessen Gewebemerkmale mit denen von Benno übereinstimmen. Denn Bennos blutbildendes System muss ausgetauscht werden, um die Krebszellen in seinem Körper zu vernichten. Emil Morsch, Vorstandsvorsitzender der Stefan-Morsch-Stiftung, weiß, wie nervenzehrend diese Wartezeit ist: „Nach drei Monaten sind etwa drei Viertel aller Spendersuchen erfolgreich. Natürlich gibt es auch Suchen, die erheblich länger dauern, und auch solche, die vergeblich bleiben. Deshalb ist es wichtig, dass die Spenderdateien immer neue Spender aufnehmen. Denn die Dateien können nur so gut sein, wie sie die Vielfalt der genetischen Merkmale einer Bevölkerung auch widerspiegeln.“
Vergangenen Freitag hatten dann die Heidelberger Ärzte die erlösende Nachricht für die Eltern: Es gibt eine Spenderin – eine 27-jährige Frau aus England, die bereit ist, die Spende zu leisten. Mehr dürfen die Eltern aus Datenschutzgründen nicht erfahren. Aber sie sind glücklich: „Noch vor Weihnachten soll Benno die Spende bekommen!“ Auch Sascha Brunner, der bei der Typisierungsaktion organisatorisch die Fäden zusammengehalten hat, jubelt: „ Ein tolles Weihnachtsgeschenk!“
Bei der Stefan-Morsch-Stiftung werden nun alle Daumen gedrückt: „Benno hat ganz viele Menschen bewegt, sich für die Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke zu engagieren. Jeder Typisierte hat die Chance, dass er ebenso wie Bennos Spenderin in England, einem anderen Menschen die Chance auf Leben geben kann. Benno hat fast 2000 potenzielle Lebensretter aktiviert. So hat eine solche Typisierungsaktion immer nachhaltige Wirkung – vielleicht wird schon in wenigen Wochen oder Monaten ein Spender, der sich im Oktober hat typisieren lassen, einem Menschen Hoffnung auf Leben schenken können. In jedem Fall aber bietet die Typisierung die Chance, dass nach Jahren, aber auch noch Jahrzehnte später Leben gerettet werden kann. Zugleich wird durch einen solchen Aufruf diese weitestgehend unbeachtete Form der Lebendspende in der Öffentlichkeit thematisiert, erklärt Emil Morsch, der das große Engagement der Hauensteiner Vereine lobt. Denn immer noch werden große und kleine Benefizaktionen geplant und organisiert. Emil Morsch: „In Hauenstein zeigen die Menschen, die Feuerwehr, das THW, das DRK und die Sportvereine, was Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke heißt. Denn Kinder wie Benno sollten Kinder sein – nicht todkrank!“
Die nächste Gelegenheit sich typisieren zu lassen:
„Blutspender helfen Leukämiepatienten“ unter dieser Überschrift rufen der DRK-Blutspendedienst West sowie die Stefan-Morsch-Stiftung, Deutschlands älteste Stammzellspenderdatei, im Dezember zur Blutspende und zur Typisierung im Kreis Südwestpfalz und im Kreis Germersheim auf. Ziel ist es junge Menschen, zur Blutspende zu motivieren und sich als Stammzellspender für Leukämie- und Tumorkranke bei der Stefan-Morsch-Stiftung registrieren zu lassen. Die Termine sind:
Dienstag, 2. Dezember 2014, 16 bis 20 Uhr, Wörth, Bienwaldhalle, Ottstr. 52
Donnerstag, 4. Dezember 2014, 17.30 bis 20.30 Uhr, Hagenbach, Kulturzentrum, Am Stadtrand 1a
Dienstag, 9. Dezember 2014, 17 bis 20.30 Uhr, Contwig, Realschule Plus, Oberauerbacher Str. 53
Dienstag, 9. Dezember 2014, 17.30 bis 20.30 Uhr, Zeiskam, Fuchsbachhalle, Bahnhofstr. 37
Dienstag, 16. Dezember 2014, 17 bis 20.30 Uhr, Rheinzabern, Turn, und Festhalle, Rappengasse 5a
Freitag, 18. Dezember 2014, 17 bis 20.30 Uhr, Lingenfeld, Goldberghalle, Humboldstr.9
Online-Typisierung: Über die Homepage der Online-Typisierung - Stefan-Morsch-Stiftung (www.stefan-morsch-stiftung.de) kann man sich jederzeit als Stammzellspender erfassen lassen. Über den Online-Registrierungsbutton auf der Startseite kommt man zur Einverständniserklärung. Dort müssen eine Reihe von Gesundheitsfragen beantwortet werden, deshalb sollte die PDF „Wie werde ich Spender?“ vorab genau gelesen werden. Nach dem Ausfüllen der Einverständniserklärung bekommt man ein Registrierungsset mit genauer Anleitung zugeschickt. Für den Spender, der jünger ist als 40 Jahre, entstehen dabei keine Kosten. Geldspenden sind jedoch für Spenderdateien unverzichtbar, da jede Spenderregistrierung mindestens 50 Euro verursacht. Auch die Spendenkonten sind auf der Homepage nachlesbar. Über unsere gebührenfreie Hotline (08 00 - 766 77 24) können Sie weitere Informationen einholen. Weitere Infos findet man auch auf der Homepage oder über unsere Facebook-Seiten.
Warum kooperiert die Stefan-Morsch-Stiftung mit dem DRK-Blutspendedienst West?
Der überwiegende Teil der Empfänger von Bluttransfusionen sind heute Patienten mit bösartigen Erkrankungen: Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die beispielsweise an Blutkrebs (Leukämie) erkrankt sind. Dies hängt neben der eigentlichen Erkrankung insbesondere mit der modernen Chemotherapie zusammen. Diese Chemotherapie führt in vielen Fällen zu einer vorübergehenden kompletten Unterdrückung der körpereigenen Blutbildung im Knochenmark (Aplasie). Daher sind Patienten in diesen kritischen Behandlungsphasen auf lebenswichtige Blutübertragungen angewiesen. Viele moderne und heilende Behandlungsverfahren, gerade im Kampf gegen Krebs, können nur durchgeführt werden, wenn für diese Patienten genügend Blut zur Verfügung steht. So helfen Blutspenden auch über die Wartezeit hinweg, die es dauert, um beispielsweise einen passenden Stammzellspender zu finden, wenn eine Transplantation erforderlich ist.
Bekomme ich einen Nachweis über meine Typisierung?
Jeder Spender, jede Spenderin bekommt einen Spenderausweis der Stefan Morsch Stiftung zugesandt. Da wir jedoch als gemeinnützige Organisation, die sich zum Teil aus Spendengeldern finanziert, Portokosten sparen möchten, sammeln wir diese Briefe und versenden diese Post gebündelt. Das bedeutet, dass die Zusendung der Spenderausweise eine Weile dauern kann. Unabhängig davon werden jedoch die Daten jedes jetzt neu registrierten Spenders direkt nach der Analyse der Gewebemerkmale dem deutschen Zentralregister der ZKRD anonymisiert für weltweite Suchanfragen zur Verfügung gestellt.
Die Stefan-Morsch-Stiftung ist die älteste Stammzellspenderdatei Deutschlands. Unter dem Leitmotiv “Hoffen – Helfen – Heilen“ leistet sie schnelle und persönliche Hilfe für Krebskranke und ihre Familien. Jedes Jahr erkranken allein in Deutschland etwa 11 000 Menschen an bösartigen Blutkrankheiten wie etwa der Leukämie. Jeder zweite Patient ist ein Kind oder Jugendlicher. Je nach Leukämieart variieren die Heilungsaussichten. Oft reicht die Behandlung mit Chemotherapie und/oder Bestrahlung aber nicht aus. Dann ist die Übertragung gesunder Blutstammzellen die einzige Hoffnung auf Leben. Eine solche Transplantation ist aber nur möglich, wenn sich ein passender Stammzell- bzw. Knochenmarkspender zur Verfügung stellt. Mit jedem neu gewonnenen Spender erhöht sich somit die Chance, dass einem todkranken Patienten das Leben gerettet werden kann.
Bürgerreporter:in:Annika Zimmer aus Birkenfeld |
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