130 Mal Hoffnung für Leukämiepatienten
Eine Münze nach der anderen lässt die 15-jährige Kim Schad ihre 50 Euro durch den Spalt in die große Spendenbox der Stefan-Morsch-Stiftung fallen. Ein Jahr lang sparte das Mädchen einfach so für einen guten Zweck Kleingeld und Reste von ihrem Taschengeld. Nachdem sich ihr Bruder beim VfB-Benefizfußballspiel für den leukämiekranken Yannik typisieren ließ, wollte sie auch die Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke unterstützen. Für die Typisierung ist sie noch zu jung, aber 130 andere ließen sich einen Fingerhut voll Blut abnehmen, um sich als potenzielle Stammzellspender in Deutschlands ältester Stammzellspenderdatei zu registrieren.
Der VfB Haßloch plante die Hilfsaktion ursprünglich für den E-Jugendspieler Yannik. Der passende Spender für den leukämiekranken 9-Jährigen wurde noch vor dem Typisierungstermin gefunden. Trotzdem riefen Yanniks Familie und der VfB dazu auf, sich als möglicher Spender zu registrieren, um auch anderen Patienten die Chance zu geben, den genetisch passenden Lebensretter zu finden.
Der VfB-Vorsitzende Matthias Gillich ist stolz: „Es gab viele rührende Momente und kleine und große Helfer.“ Rund 1000 Euro spendeten Vereine, Männer, Frauen, Familien und Schüler bei der Typisierungsaktion des VfB Haßlochs und der Stefan-Morsch-Stiftung zugunsten der Leukämiehilfe. So wie Gemeinderatsmitglied Jürgen Vogt (CDU), der 150 Euro überreichte, die die CDU beim Glühweinverkauf am Weihnachtsmarkt einnahm. 300 Euro sammelte der Gewerbeverein am Neujahrsempfang zugunsten der Leukämiehilfe. Der zehntklässler Lukas Wasner rief an seiner Schule, dem Hannah-Arendt-Gymnasium, zur Spende zugunsten der Typisierungsaktion auf: Mehr als 500 Euro werden in den nächsten Tagen auf das Spendenkonto der Stiftung überwiesen. In der Woche davor überreichte der Skat-Club 560 Euro des Benefizturniers, sowie die Handarbeitsgruppe um Karin Hurrle, die 450 Euro sammelte. Mehr als 6 600 Euro Spenden kamen so seit Dezember zusammen
Der fast 72-jährige Emil Morsch, Gründer und Vorstandsvorsitzender der Birkenfelder Stammzellspenderdatei war auch vor Ort: „Ich bedanke mich bei allen, die mit der Typisierung oder mit Spenden die Leukämiehilfe unterstützen und so ein Hoffnungszeichen für Patienten setzen.“
Für die Neuaufnahme eines Spenders entstehen der Stefan-Morsch-Stiftung Kosten in Höhe von mehr als 50 €. Kosten, für die im deutschen Gesundheitssystem keine Finanzierung vorgesehen ist. Spenden, wie die, die in Haßloch zusammengekommen sind, werden zur Finanzierung dieser Kosten eingesetzt. So kann auch Kim Schads Spende dabei helfen, dass einem Leukämiepatienten das Leben gerettet werden kann.
Die Blutproben sind im Labor der Stefan-Morsch-Stiftung eingetroffen und werden nun auf die für eine Transplantation relevanten genetischen Gewebemerkmale (HLA-Werte) untersucht und in der Datei gespeichert. Kommt man als Spender für einen Patienten in Frage, nehmen Mitarbeiter der Stiftung den Kontakt auf und betreuen die potenziellen Spender bei allen Schritten.
Eine solche Typisierungsaktion hat immer nachhaltige Wirkung – vielleicht wird schon in wenigen Wochen oder Monaten ein Spender, der sich am Sonntag in Haßloch hat typisieren lassen, einem Menschen Hoffnung auf Leben schenken können. In jedem Fall aber bietet die Typisierung die Chance, dass nach Jahren, aber auch noch Jahrzehnte später Leben gerettet werden kann. Zugleich wird durch einen solchen Aufruf diese weitestgehend unbeachtete Form der Lebendspende in der Öffentlichkeit thematisiert.
Weitere Informationen unter der kostenlosen Hotline 0800 – 76 67 724, info@stefan-morsch-stiftung.de oder auf der Homepage www.stefan-morsch-stiftung.de.
Die nächste Möglichkeit, sich typisieren zu lassen ist am:
Mittwoch 21. Januar, 14.30 bis 18.30 Uhr, Neustadt an der Weinstraße, DRK-Haus, Grainstr. 2
Donnerstag, 22. Januar, 17 bis 20.30 Uhr, Großniedesheim, Friedenshalle, Hauptstr. 13
Antworten auf die häufigsten Fragen:
Bekomme ich einen Nachweis über meine Typisierung?
Jeder Spender, jede Spenderin bekommt einen Spenderausweis der Stefan Morsch Stiftung zugesandt. Unabhängig, wann der Spenderausweis versendet wird, werden jedoch die Daten jedes neu registrierten Spenders direkt nach der Analyse der Gewebemerkmale dem deutschen Zentralregister der ZKRD anonymisiert für weltweite Suchanfragen zur Verfügung gestellt.
Was kommt an Kosten auf mich zu, wenn ich Spender werde?
Stammzellspende rettet Leben. Wichtig zu wissen: Die Stammzellspende erfolgt immer freiwillig und unentgeltlich. So werden alle entstehenden Kosten von der registrierenden Spenderdatei getragen. Der Spender bekommt etwa die Ausgaben für Fahrtkosten oder Verdienstausfall erstattet.
Was passiert bei einer Stammzellentnahme?
Um die Stammzellen beim Spender zu entnehmen, gibt es heute zwei Varianten: Bei der klassischen Methode der Knochenmarkentnahme wird durch eine Punktion des Beckenkamms das Knochenmark entnommen – niemals aus dem Rückenmark. Dieser Eingriff dauert zirka eine Stunde. Die zweite Methode – und die weitaus häufigste – ist die Entnahme peripherer Blutstammzellen aus dem Blut – ähnlich wie bei einer Plasmaspende oder Dialyse. Dazu wird dem Spender vorher ein körpereigener Botenstoff verabreicht, der die Stammzellen aus dem Knochenmark in das Blut übergehen lässt. Dieser Botenstoff löst beim Spender im Vorfeld oft grippeähnliche Symptome wie Kopf- und Gliederschmerzen aus. Diese verschwinden aber mit der Entnahme der Stammzellen.
Sollten Sie noch Fragen haben – die Stefan-Morsch-Stiftung ist unter der gebührenfreien Hotline 08 00 - 766 77 24 oder über info@stefan-morsch-stiftung.de erreichbar. Auf der Homepage www.stefan-morsch-stiftung.de oder via Facebook kann man sich ebenfalls informieren.
Die Stefan-Morsch-Stiftung mit Sitz in Birkenfeld ist die älteste Stammzellspenderdatei Deutschlands. Unter dem Leitmotiv “Hoffen – Helfen – Heilen“ bietet die gemeinnützige Stiftung seit 1986 Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke. Hauptziel der Stiftung ist, Menschen zu werben, sich als Stammzellspender registrieren zu lassen. So werden täglich Stammzell- oder Knochenmarkspender aus der stiftungseigenen Spenderdatei von mehr als 400 000 potentiellen Lebensrettern weltweit vermittelt. Die Stiftung ist Mitglied der Stiftung Knochenmark- und Stammzellspende Deutschland (SKD).
Bürgerreporter:in:Annika Zimmer aus Birkenfeld |
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