Zoofotografie: Mit dem Teleobjektiv auf Fotopirsch im Erlebniszoo Hannover
Weiter geht es mit der Fotosafari im Erlebniszoo Hannover. Erneut habe ich ein paar Bilder herausgesucht, die einen schönen Eindruck geben, was so alles hier im Tierpark zu sehen – und zu fotografieren! - ist.
Tierparks und Zoologische Gärten sind wunderbare fotografische „Locations“. Wir treffen hier auf Tiere, die in der Regel nicht als Haustiere mit den Menschen verbunden, dennoch den Umgang mit den „komischen Zweibeinern“ gewöhnt sind und seine Aktionen gelassen hinnehmen.
Was wir brauchen ist neben einer Kamera vor allem viel Geduld. Denn Zoo-Tiere kümmern sich nicht um unsere fotografischen Wünsche. Wir müssen schon abwarten, bis sich zufällig eine schöne Pose ergibt. Ein Rundgang mit der ganzen Familie ist deshalb eher suboptimal. Denn wer das schöne Fotohobby nicht aktiv mit einem teilt, dem wird es schnell langweilig und er drängelt zum Weitergehen.
Weiter: wir sollen uns nicht unbedingt die Mittagshitze aussuchen. Dann steht die Sonne ungünstig hoch, das Licht hat einen hohen Blauanteil, die Schatten verlaufen senkrecht nach unten und viele Tiere sind schläfrig. Die Morgenstunden, wenn der Zoo gerade seine Pforten geöffnet hat, sind da meist günstiger für eine Fotopirsch. Die Tiere sind noch frisch und aktiv. Apropos aktiv: Fütterungen können uns in dieser Beziehung durchaus was bieten. Kommt der Tierpfleger mit Leckereien, dann werden auch die faulsten tierischen Zeitgenossen meist lebendig.
Günstig sind im Regelfall weiterhin Tage, an denen sich der Besucherstrom in Grenzen hält. Denn wenn die Gehege von anderen Menschen dicht umlagert sind, wird man mehr schlecht als recht eine günstige Schussposition ergattern; von der Gefahr des Anrempelns exakt im Moment des Auslösens ganz zu schweigen. Beliebt sind bei diesen anderen Besuchern übrigens oft auch unerwartete Bewegungen – und plötzlich kommt eine fremde Hand oder ein Arm störend mit aufs Bild.
Es muss nicht unbedingt strahlender Sonnenschein auf unserer Fotosafari herrschen. Eine Wolkendecke wirkt als riesige Softbox, macht das Licht weicher und senkt die Kontraste. Bei vielen Tieren ist es das ideale Licht.
Viele Zoos haben inzwischen die Gehege umgebaut und versuchen, ihren Tieren eine fast natürliche Umgebung zu bieten. Da können wir dann ruhig auch etwas mehr mit aufs Bild nehmen. Trotzdem: um den Telebereich kommen wir nicht herum. Bei einer Zoo-Fotosafari sollte also immer ein Teleobjektiv oder eine Zoomkamera mit entsprechenden Einstellmöglichkeiten dabei sein.
Teleobjektive helfen uns auch, störende Gitter zu eliminieren. Je länger die Brennweite, umso geringer ist der Schärfentiefenbereich. Dies können wir uns zu Nutze machen. Wir öffnen die Blende möglichst weit (Achtung: preiswerte Objekte verlieren meist bei offener Blende etwas an Bildqualität), gehen so nah es geht mit dem Objektiv ans Gitter und stellen auf das Tier hinten im Käfig scharf. Das Gitter oder Drahtnetz verschwindet in der Unschärfe und ist kaum oder gar nicht mehr zu sehen. Wer nur eine Kamera mit Mini-Sensor hat, ist bei dieser Methode etwas gehandicapt. Denn kleine Sensoren brauchen für eine Telewirkung nur eine relativ kurze Brennweite. Beispiel: ein 50-Milimeter-„Normalobjekt“ entfaltet bei einem APS-Sensor schon eine leichte Telewirkung, je nach Crop-Faktor etwa vergleichbar mit einem 85er-Tele. Es bleibt aber natürlich ein Objektiv mit 50mm-Brennweite. Und damit ist der Schärfentiefebereich größer als bei Objektiven mit einer tatsächlichen Brennweite von 85mm.
In modernen Zoos sind Glasscheiben weit verbreitet. Kratzer auf diesen Scheiben sind nicht schlimm. Sie bringt man mit der gleichen Methode zum Verschwinden, wie Gitterstäbe oder Drahtzäune. Nah ran bei großer Blende und auf einen entfernten Punkt scharfstellen. Sind die Scheiben nach einem langen Besuchertag nicht mehr ganz sauber, ist dies schon schlechter. Oft wird dann ein Foto flau, meist lässt sich aber zu Haus am Computer noch etwas an der Gradation drehen. Spiegelungen indes sind richtig eklig und kaum im Nachhinein weg zu retuschieren. Am besten, der Fotograf kleidet sich selbst dunkel, damit hält er seine eigene Spiegelung in Grenzen. Das hilft aber nicht viel, wenn der Nachbar links oder rechts sich in die schreiensten Farben gekleidet hat. Deshalb auch hier: Tage und Tageszeiten mit wenig Besuchern wählen. Ansonsten kann man nur mit dem Objektiv möglichst dicht an die Scheibe gehen, um die Spiegelungen im Bild zu minimieren. Hilfreich ist dabei eine aufgeschraubte Sonnenblende aus Gummi. Die kann man direkt auf die Scheibe aufsetzen und damit Störungen abschirmen.
Manche Tiere widmen einen kurz ihre Aufmerksamkeit und schauen zum Fotografen, wenn ein Assistent dicht daneben beispielsweise mit einem Schlüsselbund klimpert. Hilft aber nicht in jedem Fall.
Noch ein rechtlicher Hinsicht: In meiner Serie zum Fotorecht habe ich zwar schon ausgeführt, dass sachenrechtlich – und insoweit gelten Tiere eben auch als Sachen – der Eigentümer es einen Dritten nicht verwehren kann, sein Eigentum zu fotografieren. Dennoch sind wir nicht frei bei unseren fotografischen Expeditionen im Zoo. Zum einen betreten wir Privatgrund – und im Rahmen des Hausrechtes kann uns der Eigentümer oder Besitzer sehr wohl vorschreiben, ob und was wir auf seinen Grund und Boden fotografieren dürfen. Zum zweiten schließen wir mit dem Kauf einer Eintrittskarte einen Vertrag, und im „Kleingedruckten“ – der Zooordnung, Hausordnung oder wie immer dieses Regelwerk heißen mag – finden sich zumeist Vorschriften zum Fotografieren, die damit auch Vertragsbestandteil werden. Hinsichtlich des Erlebniszoos Hannover habe dies bei myheimat einmal exemplarisch beschrieben. Darauf sei hier verwiesen:
http://www.myheimat.de/hannover-zoo/freizeit/tier-...
Und nun, viel Spaß bei Eurer Fotosafari.
Bürgerreporter:in:Jens Schade aus Hannover-Döhren-Wülfel-Mittelfeld |
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