Damals in Wülfel: Als im Stadtbezirk noch Bier gebraut wurde.

So sah einst der Eingangsbereich der Wülfeler Brauerei aus. Das Gebäude links, ein teil der Mauer und das Tor sind erhalten geblieben.
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  • So sah einst der Eingangsbereich der Wülfeler Brauerei aus. Das Gebäude links, ein teil der Mauer und das Tor sind erhalten geblieben.
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Seit den 70ger Jahren gehe ich mit der Kamera auf Pirsch und begleite das Geschehen im späteren Stadtbezirk Döhren-Wülfel fotografisch. Einige der Aufnahmen von damals scanne ich jetzt nach und nach ein, um sie ins digitale Zeitalter herüber zu retten. Unter der Überschrift "Damals in Döhren" möchte ich den myheimat-Usern kleine Einblicke in mein Fotoarchiv geben. Vielleicht erinnert sich ja der eine oder andere Leser selbst noch an die damaligen Ereignisse.

Heute: Als im Stadtbezirk noch Bier gebraut wurde.

Gerstensaft tranken die Menschen in Döhren und Wülfel schon lange - und brauten es. Denn zu den besonderen Freiheiten im Gebiet des kleinen Freien zählte das Braurecht. So gab es dann in Döhren eine Gemeindebrauerei, die wohl irgendwo an der Leine lag. In einem Receß von 1838 ist erwähnt, daß das Holz für die Leinebrücke am Brauhaus gelagert wurde. Diese Gemeindebrauerei ging 1837 bereits in den Besitz des hannoverschen Senators Meyer über. Dem Heimatforscher Theodor Dreimann gelang es, eine weitere Privatbrauerei im Hof des Hauses Querstraße 9 zu lokalisieren, die 1899 in Dokumenten erwähnt wird. Der letzte Eigentümer verkaufte seine Braurechte an die Wülfeler Genossenschaftsbrauerei.

Hier in Wülfel wurde bis 1994 Hopfen und Malz zu durststillenden Getränken verarbeitet. Die noch vielen Einwohnern bekannt Brauerei Wülfel entwickelte sich aus der ehemaligen Gutsbrauerei des Fontain'schen Rittergutes. Um 1800 gibt es den ersten schriftlichen Hinweis auf diese Brauerei-Gerechtigkeit, vermutlich existierte eine kleine Privatbrauerei wohl schon, seit 1687 das Rittergut Wülfel entstand. 1906 kaufte ein Zusammenschluss hannoverscher Gastwirte diesen Betrieb und es entstand die "Lagerbier-Brauerei-Wülfel“. Bald wuchs sie zur größten Genossenschaftsbrauerei Deutschlands heran. 1978 wechselte die Genossenschaft ihre Rechtsform, es entstand eine Aktiengesellschaft.

Im Jahr 1926 bekam die Brauerei ihr heutiges - trotz Fallbirne und Bagger in kleinen Teilen erhalten gebliebenes - denkmalgeschützes Kleid. Die beiden Architekten Karl Börgemann und Karl Fuhrmann schufen die Bauten und den Eingangsbereich an der Hildesheimer Straße mit der an ein Burgtor erinnernden Einfahrt.

Eng mit der Geschichte der Brauerei Wülfel sind die Wülfeler Brauerei-Gaststätten verbunden. Sie liegen etwa an der Stelle des ehemaligen Rittergutes des Oberhofmeisters de la Chevallerie. Bereits dieser Herr betrieb wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts hier eine Brauerei und einem Krug, in der er sein Bier ausschenkte. Damit dürften die Brauerei-Gaststätten mit eine der ältesten Gaststätten in unserer Gegend sein.

Der Untergang der Wülfeler Brauerei stellte auch für die Politiker im Stadtbezirksrat Döhren-Wülfel einen herben Verlust da. Denn seit 1981 der erste Bezirksrat gewählt wurde, informierten sich die Bezirksratsmitglieder gern über diesen Wirtschaftsbetrieb in ihrem Stadtbezirk. So stand einmal in jeder Wahlperiode auch eine Brauereibesichtigung auf dem Programm.

So sah einst der Eingangsbereich der Wülfeler Brauerei aus. Das Gebäude links, ein teil der Mauer und das Tor sind erhalten geblieben.
Das Tor der Wülfeler Brauerei.
Bürgerreporter:in:

Jens Schade aus Hannover-Döhren-Wülfel-Mittelfeld

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