Damals in Döhren: Als Rudolf Heise durch fast zehn Jahrhunderte Kirchengeschichte führte
Das Unglück hat seine Spuren hinterlassen. Die sind noch heute zu sehen. Dort, wo die große Glocke aufschlug, ist noch immer ein Teil des Mauerwerks weggeschlagen. Vor rund 25 Jahren war der Schaden am ehrwürdigen Turm der Döhrener St. Petri-Kirche eine Station auf dem kirchengeschichtlichen Rundgang durch den Stadtteil.
Der auch heute noch vielen Döhrenern bekannte und mittlerweile längst zum Ehrenpräsidenten der Funkenartillerie Blau-Weiß Döhren ernannte Rudolf Heise hatte zu dieser Führung an die historischen Orte des Glaubens eingeladen. Natürlich erzählte er auch die Geschichte vom Glockenabsturz.
Es war das Jahr 1913. Die evangelische Döhrener Kirchengemeinde hatte ihren Turm aufgestockt (er war damit wieder höher als der Turm der katholischen St. Bernwardkirche). Nun mussten die Glocken hinauf in die hinzugekommenen Stockwerke gehievt werden. Doch eine aus dem Läutwerk machte sich dabei selbstständig und stürzte mit voller Wucht auf den Erdboden. Zum Glück wurde kein Mensch verletzt. Und auch die Glocke selbst blieb heil.
Die Story von der abstürzenden Glocke gehörte schon zu den neueren Ereignissen in der Döhrener Kirchengeschichte. Rudolf Heise führte seine Zuhörer aber viel weiter in die Geschichte zurück, fast ein ganzes Jahrtausend. Damals im September des Jahres 1995 war es schon der fünfte Stadtteil-Spaziergang, zu dem das Freizeitheim Döhren zusammen mit Rudolf Heise eingeladen hatte. Diesmal verfolgte allerdings nur ein kleiner Kreis die mit vielen Anekdoten angereicherten Erzählungen von Heise. Schade, die anderen verpassten damals viel. Mit unter den Gästen war aber Bezirksbürgermeisterin Inge Meier, die den Vortrag interessiert lauschte.
Start des Rundgangs war der frühere Mittelpunkt des Dorfes Döhren – der Platz vor der St. Petri-Kirche. Rudolf Heise vermutete, dass hier schon eine Kapelle stand, als das Dorf Döhren vor rund 1000 Jahren das erste Mal erwähnt wurde. In Urkunden findet sich eine Kirche zu Döhren allerdings erst 1320. Vom Platz der ältesten Kirche zur jüngsten im Stadtteil: Auch die Auferstehungskirche wurde besucht. 40 Meter hoch streckt sich deren Glockenturm in den Himmel. „Von allen modernen Kirchen gefällt mir die Auferstehungskirche am besten“, kommentierte damals Rudolf Heise. Dritte und letzte Station war schließlich die katholische Pfarrkirche St. Bernward. Heise, selbst in Döhren aufgewachsen und mit dieser Gemeinde besonders verbunden, wusste so allerlei Geschichten zu erzählen, bis es den Katholiken gelungen war, 100 Jahr zuvor das Geld für den Bau dieser Kirche zusammen zu tragen.
Seit über 40 Jahren gehe ich mit der Kamera auf Pirsch und begleite das Geschehen im heutigen Stadtbezirk Döhren-Wülfel fotografisch. Einige der Aufnahmen von damals scanne ich jetzt nach und nach ein, um sie ins digitale Zeitalter herüber zu retten. Unter der Überschrift "Damals in Döhren" bzw. "Damals in ..." möchte ich den myheimat-Usern kleine Einblicke in mein Fotoarchiv aus dem Stadtbezirk geben. Vielleicht erinnert sich ja der eine oder andere noch an die damaligen Ereignisse oder erkennt sich auf einem der alten Fotos sogar wieder.
Bürgerreporter:in:Jens Schade aus Hannover-Döhren-Wülfel-Mittelfeld |
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