Leibniz oder Leibnitz
In Hannover gibt es viele Möglichkeiten zu einem Spaziergang in schönster Umgebung. An einem Sonntag suchten meine Frau und ich uns dazu die Herrenhäuser Gärten aus. Da diese jedoch eine weitläufige Anlage sind und aus vier verschiedenen Gartenanlagen bestehen, die jede für sich einen ausführlichen Rundgang lohnt, entschieden wir uns an diesem Tag für den Georgengarten. Immerhin 300 und ein paar Jahre mehr ist er alt. Bei diesem handelt es sich um einen sogenannten Englischen Garten, der so ganz anders ist als der strenggeometrisch angelegte Barockgarten gegenüber hinter der Graft. Abgesehen von der langen Herrenhäuser Lindenallee herrschen unregelmäßige Wege, weite Wiesenflächen mit lockerem Baumbestand und natürlich wirkende Gewässer vor. Eingelagert sind gelbverputzte Gebäude in barockem Stil. So einige Gartenhäuser, das Wallmodenschlösschen, in dem das Wilhelm Busch Museum untergebracht ist, und nebenan, auf der anderen Seite der Allee, das Welfenschloss, die heutige Gottfried Wilhelm Leibniz Universität mit dem Niedersachsenross davor. Man kann in dieser reizvollen Grünanlage also wunderbar herumspazieren und das auf den Spuren der großen Welfen, dem ältesten deutschen Adelsgeschlecht.
Im Zentrum dieser altehrwürdigen und prachtvollen Gartenanlage nun, befindet sich an einem See auf einer Halbinsel und etwas erhöht ein griechischer Tempel. Die meisten Hannoveraner wissen wohl, um was für einen Bau es sich dabei handelt. Es ist der Leibniz-Tempel, mit dem der große Universalgelehrte Gottfried Wilhelm Leibniz, wohl der hellste Kopf, der je in Hannovers Mauern zu finden war, geehrt werden soll.
Nun standen wir also bei schönem Wetter vor dieser Tempelanlage, schritten die Pantheonstufen hinauf und durch die ionischen Säulen hindurch, um uns unter dem runden Gewölbe vor der Büste des großen Leibniz zu postieren und ihm die notwendige Ehre zu erweisen. Doch halt, irgendetwas stimmte da nicht. Der Anblick dieses geistvollen Kopfes ließ uns stutzen. Was dort unter der Büste mit der hohen Denkerstirn geschrieben stand, schien uns alles andere als geistvoll zu sein. Dort ist nämlich sein Name in den Stein eingraviert. Und der hatte, wie wir nun feststellen mussten, unserer Meinung nach einen Buchstaben zu viel. Es war das T zwischen dem zweiten I und dem Z, das dort irgendwie nicht hingehörte. Dort stand tatsächlich Gottfried Wilhelm Leibnitz. Hatte da jemand beim Meißeln nicht aufgepasst? Oder lagen wir etwa falsch? Dabei waren wir uns doch eigentlich sicher, dass der große Philosoph ohne ein T geschrieben würde. Doch andererseits muss in Stein Gemeißeltes seine Richtigkeit haben, so denkt man zumindest. Wie dem nun auch sei. Wir mussten der Sache sofort auf den Grund gehen. Also machten wir uns auf den Weg zum nicht weit entfernten Welfenschloss. Und dort stand, ebenfalls in Stein graviert, als Name Gottfried Wilhelm Leibniz Universität, dieses Mal ohne das T im Leibniz. Also hatte sich doch da bei der Büste des Leibniz-Tempels beim Gravieren des Namens tatsächlich jemand vertan. Es ist kaum zu fassen. Aber andererseits kann man es dem Steinmetzen, oder wer auch immer die Verantwortung dafür trägt, eigentlich nicht verdenken, kommt man doch bei den verschiedenen Leibniz-Namen selber ganz durcheinander. Und nicht immer sind die Köpfe eben so helle, wie der des großen Gelehrten aus dem 17. Jahrhundert. Und wie wird eigentlich der andere große Hannoveraner geschrieben, der Leibni(t)z-Keks von Bahlsen? Mit T oder ohne T? Und auch der bekannte deutsche Schauspieler gleichen Namens, der inzwischen nicht mehr lebt, und der in so vielen Filmen mitgewirkt hat. Da müsste man doch glatt mal nachschauen.
Bürgerreporter:in:Kurt Wolter aus Hannover-Bemerode-Kirchrode-Wülferode |
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