Über William Turner/ R.F. Myller und sein Vorbild
Texte über Turner
Er ist mein treuer Begleiter seit ca. 1995. Das erste Mal ihn im Original zu sehen war ein Schock und eine Offenbarung zugleich. Das war 1996 in Hamburg die Turner-in-Deutschland-Ausstellung. Danach wollte ich alles Malmaterial verkaufen, weil ich glaubte niemals malen zu können. (02.09.2012)
Habe gerade noch eine Skizze vom Abendhimmel gemacht, da fiel mir wieder Turner ein. Meine schon lange andauernde Beziehung zu ihm. Dank ihm habe ich nie die Beziehung zur Landschaft und den Gedanken an die Landschaft verloren. Er hat mich nicht nur malen gelehrt, sondern auch das Sehen. Mehr noch als Constable habe ich ihm zu verdanken, dass ich die Landschaften, in denen ich mich bewege und bewegt habe, und das sind meist die heimatlichen, erst richtig zu sehen verstanden habe. Mit dem Herzen und mit dem Verstand. Es ist eine tiefe Religiosität in seinen Werken, die nicht alleine auf einen christlichen Gott sich bezieht, sondern ein allumfassendes inneres Prinzip in der ganzen Natur sieht. Ein Prinzip, das über allem Menschlichen steht, das zeigt, dass die Natur ganz ohne den Menschen auskommen kann, auch wenn er allgegenwärtig ist. Der Mensch macht sich die Natur untertan, aber er lebt nicht mit ihr. Deswegen will ich in meiner Landschaftsmalerei möglichst immer alles Menschliche vermeiden. Das ist oft nur schwer möglich, da es eigentlich keine Natur mehr gibt, sondern nur noch menschen-geschaffene Kulturlandschaft. Überall hat der Mensch seine Spuren hinterlassen.
Dank Turner habe ich außerdem malen gelernt, in der Auseinandersetzung mit seinen Aquarellen und Skizzen habe ich viele Tricks und Kniffe gelernt. Aus all diesen Gründen ist mein Zugang zu Turner ein sehr privater. (08.09.2012)
Was habe ich der Malerei Turners alles zu verdanken? Ich denke, dass ich durch ihn überhaupt erst zu einem Maler geworden bin. Erst durch die Auseinandersetzung mit ihm habe ich den Umgang mit Farbe gelernt. Wer meine Ursprünge als Künstler weiß und kennt, wer meine abstrakten Phasen kennengelernt hat, weiß, dass ich ursprünglich ganz aus der Zeichnung komme, immer ganz aus der Zeichnung gedacht habe, die linearen Elemente im Bildaufbau waren immer wichtiger. Deshalb ja auch die lange Auseinandersetzung mit Piero della Francesca, wo mich der mathematisch zugrunde liegende Aufbau berührt hat, die Farbigkeit aber nie zu mir vordrang. Bei Turner ist das anders: der Aufbau hat mich nie interessiert, es war immer die Farbe und immer das Licht. (09.09.2012)
Ist Turner immer noch aktuell? Diese Frage habe ich mir oft gestellt in letzter Zeit und die Antwort kann nur heißen: ja. Er ist es durch seinen Rückgriff auf die Philosophie Kants und Schillers und deren Begriff des Erhabenen. Das bedeutet letztendlich ja nichts weiter als das Faszinierende in der Natur in ihrem numinosen, größeren zu sehen. Und wenn man bedenkt, wie der Mensch heutzutage mit der Natur umgeht, sie ausbeutet und seine eigenen Lebensgrundlagen zerstört, gerade dann wird es immer wichtiger die Natur als etwas zu sehen, was größer ist als der Mensch. (09.10.2012)
Bürgerreporter:in:R.F. Myller aus Hannover-List-Oststadt |
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