Wie war das damals? – Auf Spurensuche!

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Wie war das damals? – Auf Spurensuche!
Sich auf die Spur der Menschen begeben, die vor unserer Zeit lebten, will nicht unbedingt gelernt sein. Dazu benötigt jeder Mensch zunächst mal einen Anlass, einen Anstoß, eine Einladung. Und wenn dann die richtige Begleitung vorhanden ist, dann kann der Weg sich sogar endlos fortsetzen und es beginnt das kleine Eintauchen in eine mir bis dahin unbekannte Welt – vor meinen Augen, zu meinen Füßen.
Soeben komme ich mit Kindern und einem Elternpaar von so einem Weg, der alte Spuren freilegen helfen konnte. Im Rahmen der Ferienaktion der Stadt Springe hatten Frau Kreier und ich eingeladen mit Kindern und Eltern uns auf die Spuren der Menschen und Mönche von früher zu begeben. Wir starteten in Alferde an der St.Nicolai-Kirche. Von dort sollte uns der Weg zur ehemaligen Klosterkirche in Wittenburg führen. Wie haben die Menschen in früheren Zeiten erfolgreich Wunden behandelt? Was haben sie zur Geschmacksanreicherung ihrem Essen beigemischt? Wie sah damals ein Weg aus, auf dem viel Verkehr herrschte? Schon beim Aufstieg zur Finie konnten dieses in kleinen zufällig wahrnehmbaren Stationen erfahren werden. Und wenn sich die Menschen ein Haus bauen wollten, woher kamen die notwendigen Steine? Eine Reihe von kleinsten Steinbrüchen taten sich für die Wanderer auf. Kalksteine, die sogar noch erkennen ließen, aus welch fernen Zeiten sie stammen. Und wie offen Kinder für diese Entdeckungen sind, wie leicht es ihnen fällt, eigene Zusammenhänge herzustellen, erstes Schulwissen wird in einem neuen Zusammenhang gesehen. Und dann das große Bauwerk, soeben sind wir aus dem Wald getreten und „Oah, da ist sie ja, ist die aber groß“, die Wittenburger Kirche, wie eine Glucke liegt sie da in der Landschaft, nichts als nur dieser Bau, sonst alles nur Natur – so der erste Eindruck. Wir erfahren von „wasserführenden Schichten“ die es den Menschen auch auf solch einer Anhöhe erlaubte, Trinkwasser zu schöpfen... sehen die Steine der ehemaligen Burg, nähern uns immer mehr dem immer größer werdenden Haus. Als sei es extra für uns, läutet um zwölf ihr die kleine Glocke auf dem Kirchendach. Die Rast nach zwei Stunden tut20gut, aber es gibt immer noch Kleinigkeiten, die nach einem Zusammenhang suchen; Fragen werden gestellt, laut nachgedacht. „Die hatten damals schon gute Ideen“. Dann zur ersten Tür. Sie war den Menschen aus Wittenburg vorbehalten. Sie weist geheimnisvolle Zeichen auf, die die Kinder erstaunlich gut wahrnehmen und sogar schneller deuten, als die Erwachsenen. Stolz? - nein, die Kinder erleben den Weg als ein sich gegenseitig ergänzen, sie können genauso helfen wie die Erwachsenen. Die Kirchentür der Boitzumer hält nicht mehr so auf, wir wollen in die Kirche, da soll es schon kühl sein – diese Kühle tut gut. Eine gewaltige Halle und eine überraschende Akustik. „ich muss langsam reden, damit ich verstanden werden – ich muss gar nicht laut reden, nur langsam!“ Sogar durch eine Trennwand hindurch kann gut verstanden werden, - wie damals, als auf der einen Seite die Mönche und auf der anderen Seite die Gemeindeglieder standen und den Gottesdienst feierten, standen! - Die Zeichen der Handwerker von damals werden erkundet und abgezeichnet, mit Wollefäden werden Länge und Breite der Kirche vermessen und in eine Zeichnung übertragen, gleich eine neue Entdeckung, die vordere Kirche ist ja schmaler als die hintere.
Und dann die Probe mit einem einfachen Gesang, wir müssen gar nicht laut singen, nur bedächtig, und deutlich, es hört sich einfach gut an und es hört sich an, als seien wir ganz viele!
Alle Teilnehmenden bekomme eine schon angezündete Kerze in die Hand und dürfen sie an den Platz stellen, der ihnen in dieser Kirche am besten gefällt. Auf dem Altar steht eine, weil der so schön aussieht, und am Taufbecken weil es ich mit seinen hellen Farben so sehr von den anderen Teilen der Kirchen abhebt, in den Chorbänken, weil der Stimmen von dort so gut geklungen haben, und noch ein auf dem Altar, weil der eigene Bruder seine Kerze auch dort hingestellt hat.
Und dann soll der Heimweg auf dem alten Boitzumer Kirchweg verlaufen – wieder suchen wir Spuren. Nur gut dass wir zu zweit den Weg noch wussten, man hat ihn schon wieder vergessen, er wächst zu und ist fast nicht mehr zu sehen! Und darum ist er schon wieder eine eigene Entdeckung wert. Nach über vier Stunden haben wir unseren Rundweg in Boitzum an der Bushaltestelle beendet – jetzt merkten wir, was wir geleistet hatten und welche Vergangenheit mit uns gegangen ist. Für eine kurze Zeit waren wir mit den Gedanken ganz wo anders und doch hier bei uns in der Heimat.
Schade, dass Sie nicht mit dabei sein konnten! - aber beim nächsten Mal bestimmt!

Dieser Text wurde heute abgedruckt (leicht gekürzt) im Deister-Anzeiger unter der Rubrik "Offen gesagt!"

Bürgerreporter:in:

Christel Pruessner aus Dersenow

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