Rüttenscheid - Meine Heimat

Rüttenscheid ist ein Stadtteil der Stadt Essen. Südlich der Innenstadt gelegen, grenzt er an die Stadtteile Holsterhausen, Margarethenhöhe, Bredeney, Stadtwald, Bergerhausen, Huttrop, sowie das Südviertel. Die Grenzen von Rüttenscheid verlaufen im Norden von der Albrechtstraße über die Kahrstraße, weiter über die Witteringstraße bis zur Rellinghauser Straße. Im Osten die Rellinghauser Straße entlang bis zur A 52. Von dort an der A 52 entlang, inklusive dem Gewerbegebiet Langenbrahm, bis zum Ende des Grugaparks. Im Westen bildet der Külshammerweg/Virchowstraße bis zur Krawehlstraße/Brunostraße die Grenze.

Geschichte

Von der Frühzeit bis zur Eingemeindung
Die erste urkundliche Erwähnung Rüttenscheids war im Jahr 970.

"Rudenscethe / Tradidit Frithuric pro animas fratris sui Ripuvini sancto Lutgero; territorium unum in Rudenscethe com mansis et com omni utilitate". (Rüttenscheid / Frithuric hat für die Seele (das Seelenheil) seines Bruders Ripuvinus dem heiligen Ludgerus (der Abtei Werden) ein Stück Land in Rüttenscheid mit Haus, Eigentumsrechten und Nutzung übergeben). Etwas früher, nämlich schon 943 wird die Bauernsiedlung Fugalinghusen, also Vöcklinghausen erwähnt, die zu Rüttenscheid gehört. Man sagt der Name Rüttenscheid kommt vom mittelalterlichen Riudenscethe. Andere meinen der Name kommt von Rodungsscheide, also ein Teil des Waldes wurde gerodet um dort zu siedeln. Damals noch vor den Toren der Stadt Essen, die zu diesem Zeitpunkt schon Stadtrechte besaß, entwickelte sich Rüttenscheid zu einer Gemeinde, die erst 1900 selbstständig wurde und eine eigene Bürgermeisterei erhielt.

Der alte Weg von Essen nach Werden - die heutige Rüttenscheider Straße - führte genau durch Rüttenscheid. Von 1422 bis 1445 wird an dem Weg eine Siechenkapelle gebaut, die die geistliche Betreuung der Patienten des Siechenhofs verbesserte. Die Patienten waren Aussätzige und Leprakranke die bis ca. 1726 dort - im Wald gelegenen Siechenhof - behandelt wurden.

In dem Gebiet, welches später als Montagsloch bekannt wurde (siehe unten), sind im 14. und 15. Jahrhundert mehrere Höfe bezeugt, die Lehensbeziehungen und damit eine Abgabenpflicht teils zum Stift Essen und teils zur Abtei Werden hatten. Dazu gehören der 1359 erstmals erwähnte Montagshof, der 1394 erstmals erwähnte Ritterhof (später Niemöhlmann), der 1413 erstmals erwähnte Kahmannhof, der Beckmannshof und im weiteren Umkreis südlich der Hof Silberkuhle. Bei diesem Hof ist bezeugt, dass die Witwe Johannis de Ruddenscede 1354 das Stück Land zum Abbau von Silber, Kupfer und Blei verkaufte. Das ist auch der erste Beleg für Erzabbau im Essener Raum.

Im Grunde war Rüttenscheid bis etwa 1850 ländlich geprägt. 1772 wird Rüttenscheids einzige Zeche, die Zeche Langenbrahm, gegründet, die bis 1966 in Betrieb war.

Seit 1808 gehörte Rüttenscheid mit den Bauernschaften Altenessen, Huttrop, Frillendorf, Rotthausen, Schonnebeck und Stoppenberg zur neugegründeten Munizipalität Altenessen mit Sitz in Stoppenberg, welche 1813 zur eigenständigen Bürgermeisterei erhoben wurde. Am 1. Januar 1874 wurde aus dieser die neue Bürgermeisterei Stoppenberg ausgegliedert, an die Rüttenscheid fiel.

Am Ende des Jahres 1856 bekam Rüttenscheid eine eigene Schule. Die Bauernkinder mussten bis zu dieser Zeit entweder in Rellinghausen oder in der Altstadt zur Schule gehen.

1874 fand eine Teilung der Bürgermeisterei statt und Rüttenscheid gehörte zu Stoppenberg. 1884 teilte sich die Bürgermeisterei wieder und Rüttenscheid bildete mit Rellinghausen und Heisingen die Bürgermeisterei Rellinghausen. 1890 wurde die kruppsche Siedlung Altenhof gebaut. 1895 bekam Rüttenscheid ein eigenes Postamt. 1897 kaufte die Gemeinde Rüttenscheid vom Schlosser Johann am Orde ein Grundstück an der Kettwiger Chaussee, auf dem 1901 der Grundstein für das Rathaus der im Jahre 1900 aus der Bürgermeisterei Rellinghausen gelösten Gemeinde gelegt wurde. 1903 war das Rathaus bezugsfertig. Das Bürgermeisteramt übernahm Friedrich Wilhelm Hild, der es bis zur Eingemeindung nach Essen im Jahre 1905 inne hatte. Im Rüttenscheider Rathaus befand sich die Gemeindesparkasse Rüttenscheid. Anstelle des im Kriege zerstörten Rathauses steht heute ein Neubau der Sparkasse. 1948 wurde die westlich gelegene Margarethenhöhe als eigenständiger Stadtteil von Rüttenscheid abgetrennt.

Verwaltungsviertel
In der Nähe des alten Rüttenscheider Rathauses wurde 1900 an der heutigen Ecke Alfredstraße/Martinstraße die erste evangelische Gemeindekirche Rüttenscheids, die Reformationskirche, in neugotischem Stil errichtet. Sie wurde 1944 völlig zerstört und nicht wiederaufgebaut. Ihr gegenüber liegt der nach einem Lehnsgut der Abtei Werden benannte Haumannplatz, um den einmal ein Villenviertel entstand. Von diesen sind kaum noch welche erhalten. Um 1905 erhielt Rüttenscheid elektrischen Strom. 1913 wurde westlich des Haumannplatzes das Polizeipräsidium an der Zweigertstraße konzipiert und in den Folgejahren mit barocken und klassizistischen Elementen errichtet. Nachdem es bereits seit 1884 ein Justizgebäude gab, wurde zwischen 1908 und 1913 das Königliche Land- und Amtsgericht mit barocker Fassade errichtet und nach Kriegszerstörung Anfang der 1950er Jahre in neuem Stil als Landgericht wiederaufgebaut. Schräg gegenüber dem Gericht steht ein Backstein-Eckhaus (Kortumstraße 46), in dem von 1933 bis 1945 die Geheime Staatspolizei (GeStapo) ihren Sitz hatte. In den Jahren 1927 bis 1928 errichtete man in der Goethestraße/Ecke Krawehlstraße das Backsteingebäude für das Finanzamt Essen-Süd, welches ebenfalls nach Zerstörung mit neuen Seitenflügeln wiederaufgebaut wurde. Das Finanzamt befindet sich seit Sommer 2004 in Altendorf.

Straßen und Straßennamen
Eine besondere Geschichte haben die Rüttenscheider Straßennamen. Bis etwa zur Jahrhundertwende 1900 waren die noch dünn gesäten Häuser einfach durchnummeriert. Da die Bevölkerung und damit die Bautätigkeit zur Zeit der Industrialisierung explosionsartig anstieg, gab es 1895 einen Beschluss der Gemeindeverwaltung, Straßennamen einzuführen. Man sah vor, alle Straßen links der Kettwiger Chausse – der heutigen Rüttenscheider Straße – nach weiblichen Vornamen, und rechts der Chaussee nach männlichen Vornamen alphabetisch zu benennen. Diese Maßnahme, von der die Alfredstraße übrigens nicht betroffen war, wurde bald kritisiert, da sie auf örtliche Begebenheiten keine Rücksicht nahm. Während den Eingemeindungen zur Stadt Essen konnte das System nicht weiter aufrecht erhalten werden, da es sonst Mehrfachnennungen im Stadtgebiet gegeben hätte.

Die Kettwiger Chausse war in Rüttenscheid eine zentrale Straße und bildete um die Jahrhundertwende 1900 die große Verbindung von Essen nach Kettwig. Sie wurde zu dieser Zeit regelmäßig von der Postkutsche von Essen über Kettwig, Hösel, Ratingen nach Düsseldorf befahren. Die Kettwiger Chausse verlief auf der heutigen Huyssenallee über die Rüttenscheider Straße und zweigte an der Siechenkapelle in den heutigen Wehmenkamp ab. Von da aus folgte sie etwa dem Verlauf der Norbertstraße, die erst 1929 als Verbandstraße angelegt wurde. Der weitere Verlauf führte vorbei am 1905 abgerissenen Montagshof, über den Mühlenbach am Hof Overbeck (trug später die Namen Preutenborbeck und Langel) vorbei aufs freie Feld, wo sich heute das Grugabad befindet, und weiter übers freie Land bis hin zur Meisenburgstraße, wo es als markanten Punkt den Hof Asey gab. Etwa am neuen Messeparkhaus befand sich der 1905 abgerissene Montaghof, wo die Postkutsche das sogenannte Montagsloch durchfuhr und dabei den Mühlenbach überquerte. An dieser Stelle ist heute das Hirschgehege des Grugaparks, angrenzend die Messehallen.

Montagsloch
Rüttenscheid wurde im Zweiten Weltkrieg zu großen Teilen schwer zerstört. Der Begriff Montagsloch ist im Stadtteil als Punkt dunkelster Geschichte bekannt, weil die amerikanischen Besatzer, nach Ende des Krieges im April 1945, hier in einem der zahlreichen, von Regenwasser gefüllten Bombenkrater 34 stark verweste Leichen fanden. Die englischen Militärs ließen Essener Bürger direkt hier Gräber ausheben, wobei sie vorher die Toten ohne Hilfsmittel aus dem Bombentrichter holen mussten. 40 Mitglieder der provisorischen Stadtverwaltung wurden zur Beisetzung aus einer Sitzung im Deutschlandhaus geholt. Orthodoxe Grabkreuze wurden hier aufgestellt, bevor die Toten 1949 auf den Ehrenfriedhof im Südwestfriedhof verlegt wurden. Die genaue Identität dieser getöteten Osteuropäer blieb unklar, zumindest waren sie nicht durch Fliegerbomben umgekommen, sondern von der Geheimen Staatspolizei (GeStapo) hingerichtet worden. Im Mai 1945 fand man eine weitere Leiche sowie weitere Knochenreste bei Baggerarbeiten während der Neugestaltung des Grugaparks 1962, die aber nicht mehr zugeordnet werden konnten. 1948 wurden zwar die Verantwortlichen von einem britischen Militärgericht zu langjährigen Haftstrafen verurteilt, jedoch stellte man ein Verfahren gegen die Führung der GeStapo 1960 ein. Unter anderem wurden vom Sitz der GeStapo in Rüttenscheid bereits am 10. November 1938 verhaftete Juden ins Konzentrationslager Dachau deportiert.

Alter Bahnhof, Girardet-Haus
Am alten Rüttenscheider Bahnhof an der Veronikastraße gab es im Zweiten Weltkrieg ein kleines Zwangsarbeitslager für 25 Polen. Der Bahnhof wich Ende der neunziger Jahre dem Parkplatz der Grugahalle und lag an der Bahnstrecke Mülheim-Heißen–Altendorf (heute Burgaltendorf), welche seit 2001 zu einem Radweg umgebaut ist. Dieser befindet sich südlich angrenzend des Girardet-Zentrums, wobei es sich ursprünglich um eine 1865 gegründete Buchdruckerei samt Verlag handelte. Bevor der Betrieb Mitte der achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts eingestellt wurde, benannte man zu ihrem hundertjährigen Bestehen 1965 die ehemalige Gerswidastraße in Girardetstraße um.

Charakter
In Rüttenscheid sind wichtige staatliche Einrichtungen beheimatet: das Polizeipräsidium, das Amts-, Land-, Arbeits- und Landessozialgericht sowie das Untersuchungsgefängnis an der Krawehlstraße. Über die Stadtgrenze hinaus bekannt sind das Alfried Krupp Krankenhaus, der Grugapark und die Messe Essen. Auf dem Gelände des ehemaligen Grugastadions wird seit Oktober 2007 die neue Hauptverwaltung der E.ON Ruhrgas errichtet, die damit 2010 ihren Standort von der Huttropstraße an die Norbertstraße in Rüttenscheid verlegen wird.

Im südlichen Rüttenscheid liegt das Girardet-Areal, ehemals der größte Gewerbebetrieb des Stadtteils mit bis zu 3.500 Mitarbeitern, heute nunmehr ein Passagen-Areal mit Arzt- und Anwaltspraxen, Tanzschule, Seniorenwohnanlage sowie einem Brauerei-Gasthof und Restaurants. Im Südosten Rüttenscheids befindet sich Siedlung Altenhof, eine der kruppschen Siedlungen für die pensionierten Arbeiter des Unternehmens.

Zahlreiche Gaststätten und Geschäfte befinden sich an der Rüttenscheider Straße, die kurz Rü genannt wird, und in den anliegenden Straßen. Jedes Jahr, am zweiten Samstag im Juni, findet das Rü-Fest mit Verkaufsständen und Live-Musik statt. Zu einem weiteren Anziehungspunkt ist der RÜ-Cup geworden, ein internationales Radrennen durch Rüttenscheid. Eines der wichtigsten Essener Sportbäder ist das Schwimmzentrum Rüttenscheid.

Verkehr
Durch Rüttenscheid verlaufen die Stadtbahnlinie U 11 und die Straßenbahnlinien 101, 106 und 107, außerdem die Buslinien 142, 145, 146, 160 und 161.

Am Südrand des Stadtteils verläuft die Autobahn A 52, am Westrand die Bundesstraße 224.

(Quelle: Wikipedia)

Bürgerreporter:in:

Kay Steffens aus Hannover-Mitte

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