Die Baustelle der Mudzborgh brachte Reichtum für Anderten (Ondertunun).

Bruder Juan Carlos Blanco Varela, mit der Unterstützung von Bruder Wolfgang Illmer, berichten weiter über dem Bau der Mudzborgh ab Sommer 994. Beide Chronisten haben die alte Bruderschaft der Mudzborgh im Jahr 1182 durch den Herzog der Sachsen, Heinrich der Löwe, in der Kapelle der Mudzborgh gegründet (heute steht dort die St. Anna Kirche), im Jahr 2009 wieder zum Leben erweckt. Beide Chronisten sind Ritter (Caballeros) in dem weltweiten spanischen Orden „Enxebre Orde da Vieira".

Wir hatten über den Treff und das Gespräch von Kaiserin Theophanu mit Bischof Erpo von Verden und dem Berater der Kaiserin Bernward bereits berichtet. Kaiserin Theophanu musste dieses Gespräch abbrechen und sofort nach Aachen reisen, die politische Lage und die Frage der Krone, machte die Situation im Deutschen Reich noch schwieriger. Im Februar 993, zehn Jahre nach dem wichtigen Treffen im Kloster Corvey und fast zwei Jahre nach dem plötzlichen Tod von Kaiserin Theophanu, wurden die Grenzen der Bistümer endlich reguliert. Die Urkunde mit den festgesetzten Grenzen, wurde unter der Aufsicht vom Chorbischof Friedrich von Mainz und unter der Teilnahme vieler geladenen Zeugen in einem Festakt auf Mudisa (Misburg) unterschrieben.

Im Sommer (August 994) wurde mit den Abbau der Siedlung Mudisa begonnen. Die Siedler erhielten neben der Baustelle Notunterkünfte aus Holz. Bischof Bernward einigte sich mit den Baumeistern in Hildesheim auf einen massiven Steinbau und auch über die Dimension der Flucht und Verteidigungsburg. Auch die entsprechende Baulogistik wurde festgelegt. Bernward und die Baumeister befahlen, sofort mit der Einrichtung der Baustelle zu beginnen und schickten gleich die Steinmetzer zum Steinbruch in Springe am Deister, damit sie mit dem schneiden der Sandsteinquader beginnen konnten, gleichzeitig schickten sie Baumeister, Steinsetzer, Zimmerleute, Holzpfähler, Seiler und Schmiede zur Baustelle nach Mudisa, die zunächst mit dem Bau der Hilfsgeräte begannen. Ochsengespanne, Trittkrane, Hebelkrane, Holzkarren, Hilfsutensilien, wurden hergestellt. Die Seiler begannen mit der Herstellung von Tauen und Seilnetze, die Schmiede stellten Tiegeln, Kehlen, Schaufeln, Hämmer, Picken, Eimer etc. her. Die Zimmerleute bauten Gerüste, Balustraden, um später in die Höhe bauen zu können.

Der Bau der Mudzborgh war das größte Bauprojekt und ein großer Wirtschaftsfaktor für das ganze Bistum Hildesheim.

Es kam richtig Leben auf Mudisa, während die Mudisa-Sachsen mit der schwierigen Transportlogistik begannen, wurde auch mit den ersten Gebäudebau begonnen. Die Baumeister waren der Meinung, als erstes muss ein langes Gebäude aufgestellt werden, mit Platz für etwa 100 Pferde und Reitersoldaten (ein riesiger Pferdestall). Dieser Bau, eine Art Fachwerkhaus, diente dazu, alles zum Überwintern unterzukriegen, da der Winter des Jahres 994, bald vor der Tür stand. Währenddessen kamen die Transporte der Steine zur Baustelle. Sie wurden erstmal abgeladen, die Steinsetzer begannen mit der Anpassung der Steinquader zur Festlegung der Fundamente für die Mauern. Dafür verwendeten sie den Hebekran mit Stützbalken und dicken Seilen, ohne diese Hilfsmittel war so ein Bau fast unmöglich.

Währenddessen lief die Logistik der Proviantversorger. Diese auch sehr wirtschaftliche Aufgabe, übernahmen die Bauern/Meierleute aus Ondertunun (Anderten). Die Versorgung der großen Baustelle mit über 1000 Arbeitern war eine große Verantwortung. Alles musste immer lieferbereit sein. Dieses übernahmen die fränkischen Nachbarsiedler, Ondertuner am Rande des Kronsberg. Sie waren Meister der modernen Agrarwirtschaft, ein Wissen, das sie anfang des 9. Jahrhunderts aus dem Frankenland mitgebracht hatten, als Karl der Große diese „Freien vor dem Nordwald“ als Militärkolonisten in unserem Gebiet einbürgerte. Sie vollbrachten eine optimale Versorgung der Arbeiter am Bau der Mudzborgh. Die Felder an den Hängen des Kronsbergs, waren sehr ertragreich. Zusätzlich rodeten die Ondertuner aber noch mehr Waldfläche als Agrarlandschaft und Felder für die Haltung von Nutztieren, um die Baustelle mit genügend Fleisch zu versorgen.

Auszug aus der Jubiäumsausgabe „1000 Jahre Mudzborgh“ von 2015:
„Die Ondertuner belieferten über Jahre erst die Baustelle, danach auch die Mudzborgh mit Fleisch und Agrarprodukte. Durch den Bau der Mudzborgh sind die fränkischen Meierleute aus Ondertunun (Anderten) sehr reich geworden". Die Mudzborgh war damals ein großer Wirtschaftsfaktor für unser Gebiet und das Bistum Hildesheim.“

Welche Siedlungen existierten in der Nähe von Mudisa, Nachbarorte die auch etwas durch den Bau der Mudzborgh profitiert haben:

Nicht nur Ondertunun (Anderten) und Rothun (Kirchrode) auf der Hildesheimer Seite, auch Nachbarsiedlungen nah an der Grenze, auf Mindener Gebiet sahen, wie die imposante Festung Mudzborgh in die Höhe wuchs. Diese Nachbarsiedlungen sind im 14. Jahrhundert, als die Pest herrschte, verschwunden oder auch viel später in die Stadt Hannover als Stadtteile integriert worden. Die Siedlungen, die von der Mindener Seite miterleben konnten, wie der Bau der Mudzborgh langsam aber stetig vorankam, waren die Dörfer Puttanphatu und Puttenhussen:

Von der Siedlung Puttanpathu wird berichtet das sie im Jahr 1007, dort stand, wo heute sich der Hannoversche Stadtteil „List" befindet, diese Siedlung lag etwa südwestlich des heutigen Bothfeld, fast direkt an der Grenze des Bistum Hildesheim. Diese Siedlung wurde noch in der Zeit der Landwehren um Hannover genannt, etwa sechs bis acht Kilometer von der Mudzborgh entfernt an einem Moorweg. Sie hatte aber keine große Bedeutung. Doch der Name Puttanpahtu verrät uns, dass diese Siedlung in dem ausgedehnten Moorgebiet im Gau Astfala lag. Wenn wir uns den Namen genau ansehen, Puttanpahtu = Moorweg, Moorpfad
Puttan = Pfütze, Moor (Modrich), Pathu = Pfad (Weg).

Auf Seite 296 in dem Buch „Ortsnamen des Landkreises Hannover", berichtet Uwe Ohainski und Udolph folgendes über Puttanphatu: Die List in Hannover ist nichts anderes als die „Locus Puttanphatu", so hieß dieser heutige Stadtteil noch im Jahr 1007, erst dann im Jahr 1304 wurde es in „Ville List" (UB Hannover Nr. 85, Seite 80) umbenannt. Die Siedlung befand sich als eine Grenzbezeichnung im Bistum Minden.
Zur Zeit des Baus der Mudzborgh, befand sich hier auch eine andere Siedlung mit den Namen „Puttenhussen". Wahrscheinlich ist sie zur Wende des 10./11. Jahrhunderts, entstanden. Wird aber erstmals im Jahr 1022, als eine Siedlung genannt, etwa ein Kilometer von den Stadtmauern am Steintor/Hannover, entfernt. Im Jahr 1439 war diese Siedlung nur noch als Flurname bekannt (Braun Eilenriede, Seite 69). Wahrscheinlich wurde diese Siedlung eine Wüstung, die dann später in die Stadt Hannover eingegliedert. Puttenhussen = Pfützenhausen (Häuser im Moor).

In dem Buch „Bernward von Hildesheim im Zeitalter der Ottonen" steht auf Seite 479, eine Landkarte, in der neben Herrenhausen auch Puttenhussen als Besitz des Klosters St. Michael zu Hildesheim, um das 11. Jahrhundert, eingezeichnet ist. In der Zeit wurde Puttenhussen auch Puttensen genannt. Die Siedlung Thurnitti (Döhren) und Latussen (Laatzen) hatten bereits mit Mudisa in der Zeit der Thüringer ab dem Jahr 538, während der Sachsen/Merowinger Kriegsallianz, Verbindungen gehabt.

Bisher haben wir über die Transportlogistik und über die Logistik der Proviantversorger berichtet, das war nun gesichert, was geschah danach weiter? Die Steinquader wurden von den Ochsengespannen abgeladen und von den Hilfskräften an die Stellen gebracht wo sie eingesetzt wurden. Danach begann die wichtige Arbeit der Gebäudebauer, Innenbaulogistik. Es war eine riesige Baustelle mit vielen wertvollen Geräten. Für den Schutz der Baustelle hatte Bernward etwa 50 Soldaten von Hildesheim nach Mudisa befördert.

Der Winter des Jahres 994 stand vor der Tür. Deshab wurde als erstes der Wasserbrunnen und der lange Stall, der den Pferden und den Soldaten Unterkunft geben sollte. Auch einiges Material wurde in dem Stall gelagert. Es war eine Erleichterung für die Bauarbeiter und den Soldaten als der große Stall (vorerst provisorisch) gebaut wurde, um als Nachtlager, Wohnlager und Quartier für die Regenzeit und kalten Wintermonate, fertig war. Ab dem Jahr 995, wurde in den Wintermonaten an dem Hauptgebäude und der Burgkapelle gearbeitet.

Die Steinsetzer bearbeiteten und formten die benötigten Steine mit Spitzhacken, Keilen und Spitzeisen. Die Zimmerleute bekamen Harthölzer aus dem hiesigen Nordwald. Dafür wurden Buchen und Eichen gefällt, die als wichtige tragende Teile für den Bau der Mudzborgh verwendet wurden. Die Zimmerleute waren auch für den Bau der Toren, Zugbrücken, Zwischenwände etc., zuständig, der Schmied fertigte und reparierte die Arbeitswerkzeuge wie Schlösser, Riegeln usw. Für das Heben der Materialen kamen Holzhebelkräne und Radhebekräne mit entsprechenden Seilen und Flaschenzügen für Lasten zum Einsatz. Kleine Steine, Kies, Sand und sonstiges kleines Baumaterial, wurden mittels Schubkarren horizontal über Holzgerüste zu den entsprechenden Plätzen transportiert. Viel musste auch auf dem Rücken der Arbeiter befördert werden.

Nach dem Bau des Brunnens und der Unterkunft der Reiter und Soldaten folgten der Hauptwohntrakt, Waffensaal (Kapitular Saal) und die Burgkapelle (an der Stelle wurde im Jahr 1932, die St.Anna-Kapelle errichtet). Neben den Stallgebäuden und dem Nachtlager der Soldaten, ist auch die Schmiede, die Zimmerei und die Kornkammer gebaut worden.

Über die Geschichte der Mudzborgh wird ausführlich in der Chronik Misburg 2012 (ISBN 978-3-00-038582-7) und in der Jubiläumsausgabe „1000 Jahre Mudzborgh 2015" (ISBN 978-3-00-048287-6), berichtet.

Bürgerreporter:in:

Wolfgang Illmer aus Hannover-Misburg-Anderten

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