Der gefährliche Weg der Bruderschaft nach Bremen
Heute schreibe ich den 16. Teil dieser Serie über die historischen Momente in der Geschichte Misburgs. Mit mehr als 8.000 Jahren ist unser Heimatort Misburg mit der Geschichte Deutschlands verbunden. Wir sind im 12. Jahrhundert angelangt und haben nur über die Höhepunkte unserer Geschichte schreiben können. Sicherlich gab es auch viele Schicksalsjahre, doch davon ist wenig überliefert, da die schlechten Momente des Lebens meistens schlicht vergessen wurden, denn darüber wird in ganz wenigen Fällen berichtet. Fast immer wurde die Geschichte von Siegern geschrieben, daher wurde auch vieles verfälscht weitergegeben. Die letzte Zeit im Leben von Heinrich dem Löwen, seit seiner Ächtung, ist in vielem nicht ganz korrekt weitergegeben worden. Doch in einem sind wir sicher: Gründonnerstag, 25. März 1182 war einer der wichtigsten Momente in der deutschen Geschichte. Die Gründung der Bruderschaft der Mudzborgh durch Heinrich den Löwen sicherte nicht nur die Flucht der Herzogsfamilie ins Exil, sie hat auch den Fortbestand der Dynastie der Welfen für die Zukunft Deutschlands gerettet.
Die Geschehnisse, die sich in der Mudzborgh zugetragen haben, die Unterhaltung der Protagonisten, rekonstruiere ich, wie sie sich nach meiner Meinung abgespielt haben könnten. Wir befinden uns in der Kapelle der Mudzborgh am 25. März 1182, die Bruderschaft der Mudzborgh ist bereits gegründet. Jetzt steht die Segnung und die Segnung der ganzen Mission durch den Burgkastellan Ingowert bevor. Alle gesprochenen Situationen sind natürlich rein fiktiv, stützen sich aber auf meine Recherchen.
Nach dem Schwur waren sie eng verbunden, sie umarmten sich immer wieder, Kastellan Ingowert der alles in Ruhe verfolgt hatte, ging ein paar Schritte nach vorne und sagte: „Ihr seid jetzt Brüder, stellt euch bitte in einer Reihe, ich werde euch jetzt den heiligen Segen für eure gefährliche und wichtige Mission, im Namen Gottes erteilen.“ Mit gebeugten Haupt und die rechte Hand am Herzen, wurde die gegründete Bruderschaft der Mudzborgh im Namen Gottes, gesegnet.
Heinrich, Dietrich, Dietbald, Manfried, Roho und Grimoald gründeten „anno 1182" in der Kapelle der Mudzborgh, die heute älteste Bruderschaft Deutschlands. Mit der Mission, den Herzog von Sachsen und Bayern und seiner Familie auf seinem Weg ins Exil über den Hafen in Bremen nach England zu begleiten und die Flucht zu sichern. Es ging hauptsächlich um den Fortbestand der Dynastie der Welfen für die Zukunft zu retten.
Sie verließen gemeinsam den heiligen Ort, sie waren ganz still in Gedanken darüber,was vor kurzem geschah. Sie alle hatten erkannt wie wichtig sie waren, Sie hatten die Möglichkeit Geschichte zu machen. Heute wissen wir, sie haben nicht nur Geschichte gemacht, sie haben damit auch die Geschichte beeinflusst.
Sie gingen zum Rittersaal zurück (Waffensaal) „Setzen wir uns zusammen, wir müssen beraten, wie es weiter gehen soll" sagte Bruder Heinrich, er sprach weiter „ich selbst wüsste wie es sein könnte, aber ihr, die nur seit heute Morgen davon erfahren habt, habt das Recht darüber eure Meinung zu sagen". Bruder Dietrich meinte: „Wir sollten unsere Aufgaben in der Sache verteilen, für eine Flucht müssen wir Maßnahmen treffen, zum Beispiel wie der Zeitpunkt, Wegstrecke, Reiseformation, Besorgung von Proviant und vieles anderes". „Das ist richtig und vernünftig" sagte Bruder Heinrich. Bruder Manfried meinte „Ich denke, ich selbst könnte für den Reiseproviant zuständig sein, manchmal auch mit der Hilfe von Bruder Dietbald, Bruder Roho und Bruder Grimoald sind am besten für die Sicherung der Reisestrecke geeignet, Bruder Dietrich und Bruder Heinrich, könnten die Reisestrecke wählen und die Geleitformation bestimmen, Bruder Roho und Bruder Grimoald als Hauptmänner der Mudzborgh sind am besten geeignet die Marschroute zu sichern, sie müssen nur bestimmen wer die Vorhut und die Nachhut übernimmt".
„Wann gedenkt mein Bruder Heinrich diese gefährliche Reise zu beginnen" fragte Bruder Dietrich. Bruder Heinrich überlegte ein wenig und antwortete „Bis zum Hafen Brema (Bremen) sind es etwa 7-8 Tagesmärsche, damit wir rechtzeitig ankommen, müssen wir spätestens am kommenden Montag früh die Reise unverzüglich antreten, bis dahin sollten alle Vorbereitungen und Maßnahmen abgeschlossen sein." „So soll es geschehen", sagten alle anderen Brüder. Bruder Heinrich war sehr zufrieden, sie hatten sich alle etwa auf eine Strategie geeinigt und meinte: „Heute Abend, etwa in drei Stunden werden wir Brüder zum ersten Mal unser Abendmahl am Gründonnerstag zusammen nehmen, danach werden wir wieder in die Kapelle gehen, um für das Gelingen unserer gerechten Sache, zu beten, aber jetzt sollten wir ein paar Stunden mit unseren Familien verbringen". Bruder Grimoald meldete sich kurz zu Wort und sagte: „Ich werde erstmal den Schmid beauftragen die Kutschen zu kontrollieren eventuell zu reparieren und unseren Pferden neue Hufeisen anbringen lassen, Bruder Roho möchtest mit mir kommen?" „Ja ich komme mit“, sagte Bruder Roho. Mit einer Umarmung haben sich alle Brüder verabschiedet und gingen auseinander.
Das Abendmahl begann mit dem gemeinsamen Händewaschen, das war bei Beginn jeder Mahlzeit Pflicht. Koch Wido ließ durch den Tischdiener Wasserkannen und frische Tücher vor und nach dem Essen reichen. Es war eine große Tafelrunde, alle Brüder saßen in einer Reihe, alle anderen Teilnehmer teilten sich die anderen Tischplätze. Der Kapellan segnete alles was aufgetischt wurde, und sprach: „Heute feiern wir das letzte Abendmahl Christus auf Erden", "Amen", alle schwiegen ein paar Minuten, Koch Wido hatte Huhn mit trockenem Obst und Kräutern aus dem Burggarten aufgetischt, Brot und verschiedene Beeren wurden serviert. Es gab Wein zu trinken, für die Kinder wurde Wasser und frische Milch serviert. Als alles aufgetischt war erteilte Kapellan Ingowert seinen Segen. Darauf stand der Herzog mit seinem Becher in der Hand auf und alle sind sofort mit aufgestanden. Bruder Heinrich hatte die Ehre den Trinkspruch zu halten: „Es macht richtig Spaß, mit Euch an dieser großen Tafel teilzunehmen, besonders an diesem christlichen Abendmahl, heute kann ich es richtig genießen, ich kann sagen, hier bin ich unter Freunden, so lasst uns diesen glücklichen Moment begießen und den Becher leeren". „Es lebe Hoch unser Herzog" sagten alle, um anschließend das christliche Mahl zu genießen.
Nach den Essen sind die Brüder wieder in die Burgkapelle gegangen, sie beteten zum Kreuz Jesus Christus für ein gutes Gelingen der Mission und dankten dafür das er sich für die Menschheit geopfert hat. Kurz danach gingen sie wieder hinaus, da sagte Dietrich: „So ab morgen machen wir mit den vorbereitungen weiter, Bruder Grimoald und Roho, suchen die Soldaten aus die uns begleiten sollen. Sie sind für die Sicherung der Wege und für die Reiseformation zuständig, Bruder Manfried lässt Koch Wiedo das Proviant für mindestens drei Tage vorbereiten, Bruder Dietbald prüft den Zustand der Kutschen und der Pferde und Bruder Heinrich und ich werden eine sichere Reisestrecke bestimmen." „Das ist in Ordnung, wir müssen ganz genau und vorsichtig alles analysieren und vorbereiten, es darf nichts unvorbereitet bleiben, unser Leben hängt davon ab", sagte Bruder Heinrich. „Damit ist erst ist alles gesagt, Sonntag nach dem Mittagsmahl, werden wir uns im Ritter-Saal (Waffensaal) versammeln und alles erneut durchgehen, das alles optimal läuft, nach dieser erneuten Prüfung, die wahrscheinlich länger dauernd wird, müsste dann das Abendmahl serviert werden, danach gehen wir alle mit Frauen und Kinder in die Kapelle. Alle gemeinsam werden wir für das gute Gelingen unseres schwierigen Vorhaben beten", sagte Bruder Dietrich. Sie umarmten sich und gingen zur Nachtruhe.
Am 28. März 1182, Ostersonntag, es war der Tag der Auferstehung Christus. Alle wichtigen Burginsassen, Frauen und Kinder, natürlich auch die Bruderschaft der Mudzborgh, haben sich am frühen Morgen in der Kapelle versammelt um an der heiligen Messe teilzunehmen. Kapellan Ingowert war gerührt und glücklich, die Kapelle war so gefüllt wie seit langem nicht mehr. Er begrüßte alle im Namen Gottes und in seiner Andacht sprach er über die Kreuzigung und die Passion Christus. Nach der heiligen Messe gingen die Frauen und die Kinder in die Kemenate, die Brüder gingen ihren Pflichten nach, sie kontrollierten und kümmerten sich, dass alles so läuft wie geplant. Nach den Mittagsmahl versammelten sich die Brüder an dem Tisch im Rittersaal um die letzten Details zu besprechen. Bruder Heinrich sprach als erstes: „Meine Brüder, ich werde euch erstmal erzählen wie wahrscheinlich es ist, dass der Streit zwischen mir und meinem Vetter der Kaiser, eine Intrige, eine Konspiration gewesen war. Am 1.April 1179 gab es einen inoffiziellen Hoftag bei Selz im Elsaß, dort wurde eine Konspiration gegen mich grundsätzlich festgelegt, obwohl dies nicht an der Tagesordnung stand. Kurz danach gab es den Hoftag zu Johannis in Magdeburg, dort wurde der Achtspruch wegen beharrlicher Rechtsverweigerung gefällt und immer wieder waren unter den Richtern die westfälischen Bischöfe von Münster, Minden und Osnabrück. Bistümer die gierig auf meine Ländereien waren. Ich wollte euch dieses erzählen, damit ihr wisst, es wurde eine Reichskonspiration gegen mich verübt und deshalb muss ich ins Exil flüchten".
„Mein Bruder Heinrich, ihr braucht euch nicht zu rechtfertigen, wir alle wissen, das wir eine gerechte Sache verteidigen, wir stehen dir mit unserem Gelöbnis bist zum Tode bei", sagte Bruder Dietrich. „Ja ich wollte euch nichts vorenthalten, mag sein, das ich selbst auch Fehler begangen habe, ihr seid aber meine Brüder und habt ein Anrecht darauf alles vorher zu erfahren. Jetzt wird jeder seinen Teil der Vorbereitungen prüfen, so dass wir das endgültige Gespräch über die Vorbereitungen nach dem Abendmahl besprechen können, hinterher werden wir gemeinsam ein letztes Gebet in dieser heiligen Kapelle für ein gutes Gelingen der Reise ins Exil halten“, sagte Heinrich.
Nach den Abendmahl kamen die Brüder wieder zusammen, sie waren sich sicher, alles ist bestens vorbereitet, Bruder Grimoald sprach als erstes: „Roho und ich haben uns geinigt, ich werde die Vorhut mit zwei Soldaten bilden, etwa eine Meile vor euch reiten, um den Weg zu prüfen, Bruder Roho wird die Nachhut bilden, auch mit zwei Soldaten und auch etwa eine Meile hinter uns reiten, um uns gleich zu warnen wenn sich etwas von hinten nähert". Alle Brüder waren damit einverstanden, da fragte Bruder Dietbald: „Wie groß soll das Geleit werden, wie viele Soldaten werden uns begleiten?". Da sagte Bruder Dietrich: „Darüber haben wir, Bruder Grimoald und Bruder Roho uns bereits Gedanken gemacht, wir müssen so unauffällig wie möglich reiten, andererseits soll alles gut gesichert sein, wir denken mit 20 gut ausgesuchten Soldaten ist es ausreichend“. Bruder Manfried wollte wissen: „Wie soll die Reisestrecke aussehen, bis zum Hafen Brema (Bremen) sind es fünf bis 6 Tagesreisen, eine lange Zeit?" Bruder Heinrich der die ganze Zeit nur zuhörte meinte: „Das ist eine gute und berechtige Frage Bruder Dietrich und ich habe mir bereits den Kopf deswegen zerbrochen, ich bin der Meinung, wir müssen uns auf Umwegen bewegen, da der Kaiser sowie die Fürsten und Bischöfe, alle Wege aufmerksam beobachten werden, wir haben den Vorteil, alle denken ich werde erst im Juni meine Reise in die Verbannung antreten, keiner wird ahnen das ich zur Osterzeit unterwegs bin.“ „Das ist sehr klug“, sagten alle. „Wir haben auch von den Kutschen die Wappen des Herzogtums entfernen lassen um nicht erkannt zu werden“, sagte Bruder Roho.
„Wir haben bereits über alles gesprochen, unsere Reisestrecke wird nicht direkt von der Mudzborgh nach Kellu (Celle) gehen. Wir werden uns von der Mudzborgh aus über La (Lahe), Warmwüchener Moor entlang, über das heutige Kirchhorst Richtung Börtorp (Burgdorf ), danach nach Utisson (Uetze), Brauck (Bröckel), Eicklingen(Eichenwald), Kellu (Celle), Eclessia Schwarmstede (Schwarmstedt), Hude (Hodenhagen) nach Brema (Bremen) bewegen. Das ist wahrscheinlich für uns die beste und sicherste Wegstrecke, dafür lohnt es sich einen Umweg zu machen", sagte Heinrich. „Wir sind einverstanden, so soll es sein", sagten alle Brüder. Alles war geklärt, sie gingen in die Kapelle und führten kniend vor dem Altar ein stilles Gebet, sie beteten zu Gott, für ein gutes Gelingen der Reise ins Exil nach England. Alle sechs Brüder wurden von Kapellan Ingowert gesegnet, sie umarmten sich und Bruder Heinrich erinnerte: „Morgen in der neunten Stunde sehen wir uns alle im Hof vorbereitet für die lange Reise". „Wir werden in Ritterrüstung zu Pferde ganz munter vorbereitet sein", antworteten alle zusammen und gingen gemeinsam zum Ausruhen jeder in seine Schlafkammer.
Am Montag, den 29. März 1182, begann die Odyssee der berühmten Reise ins Exil nach England vom Herzog Heinrich der Löwe.
Alle standen im Hof der Mudzborgh in Gefechtskleidung, bereit für eine Reise mit voller Abenteuern und unerwarteten Gefahren anzutreten. Sechs Brüder, 20 treue Soldaten und die Herzogfamilie. Bruder Heinrich verabschiedete sich und bedankte sich für die gute Bewirtung und Gastlichkeit der Mudzborgher und auf Kommando von Bruder Dietrich setzten sich alle in der vereinbarten Reiseformation in Bewegung.
Was danach geschah wurde noch nicht richtig ermittelt, da alles geheimgehalten wurde. Seitens der Geschichte wissen wir, dass alles gut verlaufen ist und die Herzogfamilie ab Brema (Bremen) mit dem Schiff nach England segelte, sie, konnten endlich ihr Leben im Exil (die Verbannung) in Sicherheit bringen. Mathilde brachte dort noch einen Sohn zur Welt. Die restlichen fünf Brüder und die Geleitsoldaten sind zur Mudzborgh zurückgekehrt.
Vieles ist noch ein Geheimnis geblieben, wir konnten bisher nur über die vier Tage, die Herzog Heinrich der Löwe in der Mudzborgh in Sicherheit verbrachte, berichten. Hier in der Mudzborgh wurde die für den Herzog ganz wichtige Bruderschaft gegründet.
Aber wir forschen in der Geschichte noch weiter.
Die Brüder Juan Carlos Blanco Varela, Historiker und Chronist, Zeremonienmeister der Bruderschaft der Mudzborgh, mit der wichtigen Unterstützung des Gran Canciller der Bruderschaft, der Chronist und Publizist Wolfgang Illmer, versuchen weiter zu erforschen was sich während der gefährlichen Reise von der Mudzborgh (Misburg) zum Hafen Brema (Bremen) abgespielt hat, wir denken in ein bis zwei Jahren wissen wir wesentlich mehr darüber.
Bürgerreporter:in:Wolfgang Illmer aus Hannover-Misburg-Anderten |
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