Den Misburgern wurde viel genommen

Das alte Misburger Forsthaus wurde leider abgerissen.
  • Das alte Misburger Forsthaus wurde leider abgerissen.
  • hochgeladen von Wolfgang Illmer

Die St. Anna Kirche, die kurz vor Kriegsende durch Bomben zerstört wurde (damals noch St. Annen Kapelle), ist im Jahr 1956 fertiggestellt worden.

Die St. Anna Kirche steht ohne jeden Zweifel auf Misburger heiligem Boden, sie steht auf dem ältesten Siedlungsgelände, auf dem Kerngebiet der Geschichte des Ortes Misburg. Hier stand im Jahr 250 n.Chr. die Wiege der Geschichte Misburg, die durch den Germanenstamm der Thüringer gegründete Siedlung „Mudisa", hier ist der Ursprung des heutigen hannoverschen Stadtteil Misburg. Auf dieser gleichen Stelle wurde vor etwa 1000 Jahren im Zeitalter der Ottonen die Mudzborgh von Bernward von Hildesheim gebaut. In der Mudzborgh ließ Bischof Bernward eine schöne Kapelle bauen, es war eine der liebsten Kapellen des Bischofs, hier kamen oft die Bischöfe von Hildesheim zum Beten. Der erste Kapellan, Hauptmann der Mudzborgh, war der Bruder von Bischof Bernward (aus den Stamm der Immedinger), Graf Tammo.

Auszug aus einem Artikel des damaligen „Misburger Wochenboten":

„Das war ein Freudentag für die katholische Gemeinde in Misburg, als am Sonntag dem 23. September 1956 der H.H. Kapitularvikar, Prälat Dr. Offenstein, die neue St. Anna Kirche weihen konnte, die an derselben Stelle errichtet ist, an der am 11. September 1944 das erste Gotteshaus in Schutt und Asche sank“.

Die alte St. Anna Kirche wurde aus der Scheune eines ehemaligen Bauernhofes im Jahre 1932 zu einer Kirche umgebaut. Sie stand auf dem ältesten Siedlungsgelände Misburgs, das in alten Urkunden „Mudsbork" oder „Muddelsburg" genannt wurde (heute wissen wir, es hieß „Mudzborgh", so lautete der Name der Burg, die ab 1013 hier stand). Von dieser Burg wurde der Name Misburg abgeleitet (wir wissen weiterhin, dass der Ursprungname „Mudisa" war). Ehemals war an dieser Stelle ein schmaler Sandrücken des weiten Sumpfgebietes an der Grenze vom Bistum Hildesheim. Auf diesem Sandrücken bauten die Bischöfe von Hildesheim eine Burganlage zum Schutz gegen das angrenzende Bistum Minden.
Bei den Ausgrabungen für die Fundamente des neuen Gotteshauses wurde ein alter Burgbrunnen, der mit Eichenbohlen eingefasst war, freigelegt. Später hat die Burg an Bedeutung verloren, so dass an dieser Stelle nur noch ein Bauernhof übriggeblieben ist. Jedoch erinnert der Flurname „Die alte Burg" noch heute an die ehemalige Bedeutung. An dieser historischen Stätte, wo früher sicherlich die Bischöfe Hildesheims oft geweilt haben, erhebt sich auch die neue St. Anna Kirche."

Heute wissen wir noch mehr. Bischof Bernward von Hildesheim ließ die Burg nicht nur gegen Angriffe des Bistums Minden, sondern auch gegen die Angriffe der Wikinger erbauen. In der Mudzborgh weilten auch nicht nur Bischöfe, auch Ritter waren häufig zu Besuch, darunter der bekannteste Welfe, Heinrich der Löwe. Er hielt sich für kurze Zeit (zu Ostern 1182) in der Burg auf, als er in die Verbannung geschickt worden war. Um ihm im Jahr 1182 die Flucht ins Exil zu ermöglichen, wurde die „Bruderschaft der Mudzborgh" durch Heinrich der Löwe und den Kastellan der Mudzborgh, Ritter Dietrich von Alethen (heute von Alten) gegründet. (In der Jubiläumsausgabe „1000 Jahre Mudzborgh" steht die historische Rede des Gran Canciller Wolfgang Illmer vom Ritter-Orden Bruderschaft der Mudzborgh. Im Rathaus von Misburg erklärte er in seiner Rede genau, weshalb und wofür die Mudzborgh, gebaut wurde.)

Willi Blume wurde Gemeindedirektor von Misburg. Er war ein ganz wichtiger Mann für die Entwicklung der Stadt Misburg.

Mit Willi Blume bekam Misburg den stärksten Gemeindedirektor nach August Kleinert, beide waren die besten Gemeindedirektoren die Misburg bisher hatte. Willi Blume ist am 17. November 1925 in Hannover-Ahlem geboren, er war zwischen 1956 und 1958 der Bürgermeister seines Geburtsortes. Im Jahr 1957, erhielt er von der Wirtschaftsakademie das Verwaltungsdiplom. Mit diesen Vorkenntnissen konnte er später seine Aufgaben als Gemeindedirektor erfolgreich bewältigen. Als die Gemeinde Misburg am 28. Juli 1963 die Stadtrechte bekam, wurde Willi Blume „Stadtdirektor in besonderer Verwendung". Sein Vorgesetzter war der Rat der Stadt Hannover. Der Bürgermeister von Misburg war damals Harry Pott.

Unter Willi Blume erreichte Misburg eine kulturelle Blütezeit. Zu seiner Zeit gastierten in Misburg zahlreiche Stars, zahlreiche Konzerte fanden in der Misburger Sporthalle statt, Konzerte mit über 2.000 Besucher waren gang und gebe, die Veranstaltungen waren alle gut besucht. Super Stars wie die legendäre Diva Zarah Leander gastierte in der Veranstaltung vom 30. September 1962 in Misburg aber auch andere wie Hazi Osterwald, Max Greger, die Don Kosacken und Freddy Quin, wurden von den Misburger besonderes empfangen. Als der amerikanische Superstar Paul Anker in Misburg gastierte und sein Hit „Diana" sang, waren nicht nur die Anwesenden sondern ganz Misburg begeistert.
Willi Blume war ein Segen für alle Misburger, es war auch Willi Blume der die Initiative übernahm und mit der Beteiligung der Misburger Vereine die Arbeitsgemeinschaft Misburger Kulturvereine eV (AMK) gründete. Er leistete auch ein großen Beitrag, dafür bekam Misburg im Jahr 1972, die Europa Fahne verliehen.

Seine ganze Energie verwendete Willi Blume damit, das es Misburg und allen Misburgern besser geht, er wollte nur glückliche Mitbürger sehen. Die Erinnerungen an diese Blütezeit wird in Misburg für immer wach bleiben. Zwischen 1974 und 1978 war Willi Blume einer von 65 Mitgliedern des ZDF, die zum Beispiel für die Wahl des Intendanten zuständig waren.

Dieser Ehrenmann der als Gemeindedirektor der Stadt Misburg, soviel Gutes für die Mitmenschen geleistet hat, starb am 26. April 1993 in Hannover.

Der berühmte Witwenball.

Wer erinnert sich nicht gern an die Nächte des bekannten „Witwenball". In den 60er Jahren war er weit über die Stadtgrenzen Misburgs bekannt, bis zu 1.000 Besucher zog er an den Wochenenden zum Tanzen nach Misburg. Der Witwenball war im Kurhaus Friedenstal (1892 gebaut) und wurde im Jahr 1965 von Ewald Gummert erfolgreich geführt. Wegen vermehrter Beschwerden aus der Nachbarschaft musste Ewald Gummer in den 70er Jahren etwas kürzertreten.

Einige Nachbarn waren der Meinung, dass durch den Witwenball die Gemeinde ein negatives Bild bekam, was rufschädigend wäre. Ewald Gummert musste dadurch etwas später seinen Witwenball aufgeben. Aus dem Kurhaus wurde ab 1978 der „Tanzpalast", der danach als Diskothek in „Ballroom Blitz" umbenannt wurde. Diese Diskothek war ein Magnet für junge Leute, hier wurde sogar mehrmals die Miss Niedersachsen gewählt. Im Jahr 1982 ist diese Diskothek in „Bel Air" umbenannt worden und war Schauplatz für viele Konzerte mit weltbekannten Stars, darunter Erich Burdon, Duran Duran, Depeche Mode, Ive Jackson usw. Das Geschäft lief sehr gut. Bis 1987 war „Bel Air" der große Anziehungspunkt für die damalige Jugend aus Hannover und sogar ausserhalb.

Erst als die Besucherzahlen nachließen, verkaufte der Besitzer und Musikveranstalter Walter Schrage das Kurhaus für eine Million Mark an Horst Lechner. Heute steht das ehemalige Kurhaus Friedenstal als Denkmalschutz und beinhaltet mehrere Antwaltsbüros, die Deutsche Post und einen Lebensmittelmarkt.

Das alte Forsthaus aus dem Jahr 1701, wurde leider im Jahr 1964 für den Bau eines neuen Rathauses abgerissen.

Das alte Forsthaus, ein Juvel der Geschichte Misburgs, ist unter großem Protest der Misburger Bevölkerung für den Neubau eines ganz normalen Rathauses für immer abgerissen worden (wieder wurde in Misburg Geschichte und Kulturerbe zerstört). Die heute noch als Helden gefeierten Volksvertreter der damaligen neuen selbständigen Stadt Misburg (aus welchen Gründen, das kann ich nicht sagen), haben mit ihrer damaligen Entscheidung, den grössten Schaden an der Geschichte und das Kulturerbe Misburgs verübt (für mich war es ein „Kulturattentat"). Es gab zwei Grundstücke zur Auswahl für den Bau des Neuen Rathauses, dort wo heute das mehrstöckige Haus Waldstrasse 1 steht, es war eigentlich der beste Platz für den Bau des neuen Rathauses, aber wahrscheinlich wurde für dieses Grundstück viel bezahlt (ich möchte nicht denken wofür weiterhin alles Geld geflossen ist?). Die Misburger waren mit dieser Entscheidung des Rates sehr wütend, um die Misburger zu beruhigen versprach der Gemeinderat, das alte Forsthaus später an einer anderen Stelle wieder aufzubauen. Es gab sogar einen Ratsbeschluss. Die Misburger sind damals wie gewohnt für dumm verkauft worden.

Es war der größte Lüge in der Geschichte Misburgs, die der damalige Gemeinderat angewendet hatte, um die Bürger zu beruhigen, sie erzählten, das alles nummeriert abgebaut wird und erstmals woanders gelagert, bis ein neuer Bauplatz gefunden wird, alles war gelogen nach 54 Jahren weiss keiner mehr, wo sich die Balken befinde. Ein paar prächtige Türbalken haben ihren Platz im Naturfreundeheim am Blauen See gefunden.
„Ich frage mich, wo sind alle historischen Gegenstände vom alten Forsthaus geblieben? Wo sind die teuren alten spanischen Wandteppiche? Ich denke, diese mysteriöse Geschichte, das die Zerstörung von Misburger Kulturerbe bedeutet, muss unbedingt verarbeitet werden und das ist Sache des Bezirksrates von Misburg-Anderten. Das Volk hat ein Recht zu wissen, was ist damals passiert? Wieso und warum wurde vom Gemeiderat damals so etwas beschlossen? Wo befindet sich alles was in dem alten Rathaus mal gestanden hat?“.

Das war noch nicht alles, vier Jahre nach dem Abriss des alten Forsthauses, wurde wieder ein Stück Geschichte zerstört, ein geschichtsträchtiger Baum der mehr als 200 Jahre in dem Laubgarten des alten Forsthauses gestanden hatte wurde abgeholzt. Es handelte sich um die historische Liebesbuche, eine Rotbuche der Gräfin von Egloffstein, unter dieser Liebesbuche standen Anfang des 19. Jahrhunderts der Hauspoet August Kestner zusammen mit seiner liebsten Freundin Julie und verbrachten dort viele Stunden in den beide viele poetische Inspirationen fanden. Wieder verlor Misburg dadurch ein Stück seiner Geschichte (In der Misburger Chronik 2012 wird ausführlich über die glorreiche Geschichte des alten Forsthauses berichtet).

Bürgerreporter:in:

Wolfgang Illmer aus Hannover-Misburg-Anderten

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

4 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.