Hannovers militärische Vorposten: Sie standen in Kleefeld und am Rand von Kirchrode
Noch heute gibt es in der Eilenriede geheimnisvolle Wälle und Gräben. Die besterhaltenen Erdwälle ziehen sich rund 1,6 Kilometer durch den Wald. Es sind die Überreste des äußeren mittelalterlichen Befestigungsringes der Stadt Hannover, der sogenannten Landwehr. Zehn steinerne Warten und ein 14 Kilometer langes Wall- und Grabensystem schützten damals die Bürger der Leinemetropole. Drei der uralten Wehrtürme stehen heute noch, einer davon in Kleefeld.
Anno 1407 wird der Pferdeturm als „Hardenbergstorn“ erwähnt. Er sicherte den Weg nach Misburg am Hauptdurchlass der hier seit 1373 bezeugten Landwehr. So wie heute sah der Bergfried früher allerdings nicht aus. Erst 1890 wurden über den Bruchsteinsockel zwei Geschosse in Ziegelmauerwerk erneuert. Den Fachwerkaufsatz mit dem Pyramidenhelm bekam der Recke sogar erst nach einem Brand 1889 aufgesetzt. Der Grund: so stellte man sich damals halt einen mittelalterlichen Wachturm vor.
Beim Pferdeturm, sowohl auf der Zooseite als auch in Richtung Bischofshol trifft der Wanderer dann mitten im Stadtwald Eilenriede auf guterhaltene Wallanlagen der Landwehr. Die Anfänge dieses Verteidigungssystems gehen bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts zurück. Um 1341 entstand schon die Lüneburger Landwehr mit der Pinkenburg zwischen Steuerndieb und dem Altwarmbüchener Moor.
Neben dem Pferdeturm wachen heute nur noch die Warte auf dem Lindener Berg und der Döhrener Turm über die Sicherheit der Hannoveraner. Der Lister Turm ist nur eine Nachbildung. Und vom Kirchröder Turm blieb wenig mehr als der Name. Anstelle des 1373 erbauten Kirchröder Turms wurde hier 1888 eine Ausflugsgaststätte errichtet, die aber den Namen des alten Wachturms übernahm. Ein in das heutige Gebäude eingelassener Wappenstein von 1575 dürfte aber noch von dem richtigen Landwehrturm an der Grenze zu Kirchrode stammen.
Nur der Name blieb auch vom Turm bei Bischofshol. Dieser militärische Stützpunkt mauserte sich wie so viele Landwehrwarten ebenfalls zum Ausflugslokal. Allerdings halten es Fachleute nicht für ausgeschlossen, dass noch Reste der 1460 errichteten Befetsigung hier irgendwo im Waldboden stecken.
Die Serie „Geschichtliches aus der Südstadt“ ist beendet. Doch nicht nur im Südstädter Maschseekurier bin ich der Stadtteil-Geschichte nachgegangen. Außer dem Maschseekurier und dem heute noch existierenden Maschseeboten (für den hannoverschen Stadtbezirk Döhren-Wülfel) erschien im selben Verlag zeitweise unter anderem der Tiergarten-Blick. In einigen Ausgaben schrieb ich Beiträge zur Historie der jeweiligen Stadtteile. Die einzelnen Hefte sind natürlich schon lange vergriffen und vergessen. Auch wenn diese damaligen Artikel keine zusammenhängende Geschichte der Stadtteile ergeben, sondern nur einige wenige Aspekte schlaglichtartig beleuchten, sollen nun diese Geschichten in loser Folge nach und nach bei myheimat veröffentlicht werden. Bestimmt interessieren sie ja den einen oder anderen myheimat-User. Denn Heimatgeschichte ist immer aktuell und nie von gestern. Dieser Beitrag erschien im Tiergarten-Blick Ausgabe 7 im Jahr 1993.
Bürgerreporter:in:Jens Schade aus Hannover-Döhren-Wülfel-Mittelfeld |
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