Groß-Buchholz : Aktuelles. Heute: Frenssenufer - ein belasteter Name
Aus dem Bezirksrat:
" Neuer Name für das Frenssenufer" ?
Die Diskussion läuft schon länger.
Sollen Namen antidemokratischer Personen aus dem Stadtbild gestrichen werden?
Als Ergebnis sind In Hannover bereits eine Reihe von Straßen und Plätzen aktuell geprüft und teilweise umbenannt worden.
Doch im Stadtbezirk Groß-Buchholz gibt es immer noch keine Änderung
(Im Gegensatz zu anderen Stadtbezirken, wo Plätze und Straßen schon länger neue Namen erhalten haben- zuletzt Hindenburgstraße)::
Donnerstag, 22. Oktober 2020 Stadt-Anzeiger Ost
CDU lehnt Umbenennung des Frenssenufers ab
Der Schriftsteller Gustav Frenssen war bekennender Antisemit und Nationalsozialist. Eine zügige Neubenennung wird es wohl nicht geben.
Von Gabi Stief
Buchholz-Kleefeld.
Die Romane von Gustav Frenssen sind vergessen, aber an seinen Namen erinnert noch heute eine kleine Straße längs des Kanals in Groß-Buchholz. Und so wird es vorerst auch bleiben. Nach einer heftigen Debatte hat sich der Bezirksrat Buchholz-Kleefeld jetzt gegen eine zügige Umbenennung entschieden.
Bereits vor vier Jahren hatte der wissenschaftliche Beirat der Stadt empfohlen, das Frenssenufer im Straßenverzeichnis zu streichen, da der Namensgeber vor 100 Jahren nicht nur ein viel gelesener norddeutscher Heimatdichter, sondern auch ein glühender Anhänger der Nationalsozialisten gewesen war.
Weitere Straße in der Diskussion
Auch drei weitere Straßen mit historisch belasteten Namensgebern im Stadtbezirk bleiben erst einmal von einer Umbenennung verschont: der Konrad-Lorenz-Platz im Roderbruch sowie der Sauerbruchweg und der Uhlenhuthweg in Groß-Buchholz.
Initiatoren der Bezirksratsdebatte waren Grüne, Linke und ein Vertreter der Piraten. Mit einem gemeinsamen Antrag hatten sie bereits in der Septembersitzung die Verwaltung auffordern wollen, auf Namenssuche für das Frenssenufer zu gehen. Auf Wunsch der SPD-Fraktion wurde das Anliegen vertagt.
In der jüngsten Sitzung traten SPD und FDP nun mit einem eigenen Antrag auf. Der kleine Unterschied: Vor der Umbenennung sollten die Untersuchungsergebnisse des Beirats im Lichte neuer Forschungsergebnisse überprüft und anschließend den Anliegern der vier betroffenen Straßen vorgelegt werden. Erst danach sollte die Suche nach einem neuen Namen beginnen. Weder Rot-Gelb noch Grüne und Linke konnten sich mit ihren jeweiligen Anträgen durchsetzen.
Kritische Auseinandersetzung
Die CDU-Fraktion verweigerte beiden Anträgen die Zustimmung. „Wir sind grundsätzlich gegen eine Umbenennung von Straßen, vor allem ohne Zustimmung der Anwohner“, sagte Unions-Politiker Arne Borstelmann. Nicht die Entfernung von Namen, sondern eine kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte sei ihm als Lehrer wichtig. „Andernfalls dürfte ich im Unterricht auch nicht mehr über Hitler reden.“
Keine Persilscheine
Die CDU warb dafür, belastete Straßennamen mit Legendenschildern zu versehen, die über die Verfehlungen des Namensgebers informieren. CDU-Bezirksratsherr Peter Hunze warnte davor, den moralischen Zeigefinger zu erheben. „Wer weiß denn, wie wir uns damals verhalten hätten?“, fragte er.
„Wir müssen befleckte Namen aus dem kollektivem Gedächtnis Hannovers tilgen“, verlangte dagegen der Linke Karsten Plotzki. Es könne nicht angehen, Nazi-Mitläufern erneut Persilscheine auszustellen.
Judenhass ist aktuell
Ähnlich sah es die Grünen-Fraktionsvorsitzende Barbara Wyborny. Die Forderung von SPD-Fraktionschef Martin Fulst, die Bürger vor einer Entscheidung anzuhören und damit ein ernsthaftes Beteiligungsverfahren zu starten, lehnte Wyborny ab. „Die Umbenennung kann man nicht den Bürgern überlassen. Das muss die Politik entscheiden.“ Judenhass gebe es auch heute wieder.
CDU-Bezirksratsfrau Kathrin Charlotte Oppelt gab daraufhin eine sehr persönliche Stellungnahme ab. „Ich stamme aus einer jüdischen Familie“, sagte sie. „Aber ich habe kein Problem damit, durch Straßen wie das Frenssenufer zu gehen.“
Bürgerreporter:in:Karl-Heinz Schnare aus Hannover-Groß-Buchholz |
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