Ich hab's gelesen: "Rote Ratten" von Qiu Xiaolong

Chinesische Krimis sind wirklich „interessant“!

Ich wähle das Wort absichtlich, da die Spannung nicht das herausragende Element dieses Buches ist.

Die Aufklärung eines Korruptionsskandals ist eben nicht ganz so aufregend, auch nicht, wenn es dabei zwei Morde gibt.

Es gelingt Qiu Xiaolong aber, mit eindrucksvollen Detailstudien das Interesse an Land und Leuten, Kultur, Gesellschaft, Gaumenfreuden und dem Ränkespiel der Politik zu wecken.

Es ist nicht so sehr die Korruption an sich, um die es in diesem Buch geht, sondern eher die „Normalität“, mit der sie betrieben wird.

China ist bis heute ein Spannungsfeld zwischen dem feudalen, kaiserlichen Erbe und dem heutigen, von Mao geprägten, Kommunismus.

So wird Chefinspektor Chen, als "Sonderbeauftragter seiner Majestät und Träger des kaiserlichen Schwertes" von höchster Parteistelle beauftragt, den Tod eines Polizei-Inspektors in einem Bordell aufzuklären und endlich den "Roten Ratten", korrupten Parteifunktionären, das Handwerk zu legen.

Vielleicht ist der Roman weniger ein Kriminalroman, als mehr eine literarische Studie der Zerrissenheit des Hauptakteurs Oberinspektor Chen, der sich durch die Fallstricke der Systeme, der Traditionen und seiner Gefühle laviert.

Das Buch enthält nebenbei auch eine Vielzahl an chinesischen Gedichten, die lesenswert sind.

So ganz am Rande erfährt man auch, dass die bei uns in den Lokalen oft verteilten Glückskekse in China völlig unbekannt sind.

Lesenswert, da ein kleines Fenster zum Verständnis des unbekannten Lands China geöffnet wird.

Bürgerreporter:in:

Wilhelm Kohlmeyer aus Hannover-Groß-Buchholz

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