Guter Mond du 

gehst so stihille

Ich war wie tausend andere Leute auch letzte Nacht auf dem Kronsberg.
Hannovers höchster Berg wurde regelrecht von der Bevölkerung besetzt. Da ich schon etwas früher (clever!) anreiste, bekam ich gerade noch ein Plätzchen für mein Stativ an der Südhangseite. Dann war warten angesagt. Die Leute strömten mit und ohne Rollator und Elektrorollstuhl vorbei. Wie am Pool wurden Decken und Handtücher ausgelegt. So manche Flasche wurde auch geleert. Sämtliche Strassen und Feldwege waren zugeparkt und die Polizei hatte Mühe eine Rettungsgasse frei zu halten.
Spektakulär ging die rote Sonne, oder war das schon der Mond?, über Hannover unter.
Am Osthimmel Wolken, sogar etwas Nieselregen kühlte kaum ab. Also alles zurück in die Kameratasche. Einige Regenschirme wurden geöffnet.
Dann zeigten sich die Venus, Jupiter und Saturn.
„Das sind keine Sterne sondern Sonnenplaneten“ erklärte ein Vater neben mir seiner jungen Tochter.
Teleskope groß wie Artilleriegeschütze waren umlagert. Mein Fernglas stellte ich auch zur Verfügung. Es ging eben locker zu. Bloß der Mond wollte sich zunächst nicht zeigen. Dafür flog eine Drohne rum und die Flugzeuge aus Langenhagen.
Dann aber endlich.
Um 22.38 Uhr wurde er von den ersten entdeckt. „Du musst zu dem hellen Masten hinter Wülferode gucken und dann nach oben“. Da war er. Zunächst zu blass für die Kamera. Und etwas später unterhalb rechts der rote Mars.
Roter Mond und roter Mars. Das wollten wir sehen.
Als die Sicht besser wurde, ging der Mond so langsam und stille aus dem Kernschatten. Zunächst bekam er einen weißen Rand und so wanderte das Licht bis nach Mitternacht über die ganze Kugel. Der Sandmann hat sich aber nicht blicken lassen.
Das war also mein Sommernachtstraum von Hannovers höchstem Gipfel.

Guter Mond du gehst so sti-hille . . .