Sagenhaftes rund um Kirchrode und den Kronsberg: Geisterglocken läuten nur Sonntags
Von Zeit zu Zeit soll man es hören können. Ganz leise, am Südhang des Kronsberges, gleich hinter Wülferode. Das geisterhafte Läuten von Kirchenglocken, aber nur sonntags. So lautet eine alte Sage, die sich unsere Vorfahren am Herdfeuer erzählten. Es sollen die Glocken einer längst verschwundenen Kapelle sein, die da aus der Vergangenheit herüberklingen. Tatsächlich: auf einem Acker an der Straße nach Laatzen fanden Heimatforschen Spuren eines untergegangenen Dorfes. Debberode hieß der verschollene Ort. Und eine Kapelle hatte er auch.
Die Geschichte von den Geisterglocken ist nur eine der vielen alten Legenden, die es zwischen Kirchrode und Wülferode gibt. Möglicherweise hat auch die blutrünstige Geschichte, die Helmut Zimmermann in seinem Buch „Die schönsten Sagen aus Hannover“ aufgeschrieben hat, einen wahren Kern.
Mitten im 30jährigen Krieg plünderten schwedische Landsknechte das Dorf Müllingen auf der anderen Seite des Kronsberges. Sie beraubten und misshandelten die Bauern und betranken sich anschließend mit Branntwein. Das war ihr Unglück. Das Mordgesindel sollte das heimatliche Lager nicht mehr erreichen. An einer sumpfigen Stelle im Bockmerholz lauerten die Müllinger Bauern ihren verhassten Peinigern mit Mistgabeln und Spießen auf. Keiner der fremden Soldaten entkam. Ihre Leichen warfen die Bauern in eine Grube. Der Weg, auf dem einst die tapferen Bauern gegen die schwedischen Landsknechte kämpften, wurde seither Schwedenweg genannt.
Andere Legen erzählen vom Ursprung verschiedener Namen am Kronsberg. Der Kronsberg selbst soll danach seinen Namen von einem Heiligtum des Gottes Kroden erhalten haben. Auch mit dem Erbenholz ist eine Geschichte verbunden. Dieses Waldstück gehörte einmal drei Schwestern. Die Damen verirrten sich im dunklen Gehölz. Ängstlich hockten sich die Frauen unter einen Baumund versprachen in ihrer Not, jedem das Bockmerholz zu schenken, der sie aus dem finsteren Wald wieder herausholte. Am nächsten Morgen hörten die drei Schwestern von fern Glockengeläut. Sie folgten dem Ton und sahen bald die Kirche von Oesselse. Zum Dank schenkte die Drei, wie sie es versprochen hatten, der Kirchengemeinde ihr Waldstück. Seither nennt man es „Erbenholz“.
Selbst um Wirtshausnamen ranken sich Fabeln. Die frühere Gaststätte „Zum Kronprinzen“ auf der ehemaligen Kötnerstelle 25 gehörte zum historischen Dorf Kirchrode. Helmut Zimmermann erzählte in seinem Buch, wie die Kirchröder den ungewöhnlichen Namen begründeten. Drei Versionen dieser Legende sind im Umlauf. Nach der ersten Geschichte soll der Familie nach mehreren Mädchen endlich ein Sohn als Nachfolger des Gastwirtes geboren worden sein, eben den „Kronprinzen“. Prompt wurde das Wirtshaus so benannt. Die zweite Sage berichtet, der Wirt habe es nie geschafft, Schützenkönig zu werden. Er sei immer nur Zweitbester geworden, halt nur der Kronprinz. Die dritte Story ist hochherrschaftlich. Bei einem Kaisermanöver soll der teilnehmende Kronprinz ein dringendes menschliches Bedürfnis verspürt haben. Das stille Örtchen der Gaststätte war seine Rettung aus der Not. Als Dank habe der Prinz dann dem Wirt die Bezeichnung „Zum Kronprinzen“ erlaubt.
Wenn in Vergessenheit gerät, an welche Ereignisse eigentlich Denkmale erinnern sollen, dann ist die Zeit der Sagen gekommen. So steht im Wald Seelhorst ein geheimnisvoller Obelisk, einen Steinwurf von der Waldwirtschaft entfernt. Er trägt nur die Jahreszahl 1852, Nach einer Legende soll hier der treue Hund eines Försters begraben liegen. Wahrscheinlich erinnert der Obelisk aber nur an den Bau der Waldgaststätte. Denn das heutige Restaurant ließ Werner von Grävemeier im Jahr 1852 als Jagdhaus errichten. Einst gab es daneben in der Seelhorst am Weg nach Bemerode noch ein hölzernes Kreuz. Die Bemeroder fabulierten, das Kreuz stehe an der Stelle, wo ein Förster von einem Wilddieb ermordet worden sei.
Bürgerreporter:in:Jens Schade aus Hannover-Döhren-Wülfel-Mittelfeld |
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