DAVENSTEDTER MARKT - ein hoffnungsloser Fall!
DAVENSTEDTER MARKT
ein hoffnungsloser Fall!
Eine Bericht in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (Regional-Beilage „Stadtteilzeitung West“ Titel heute mit „Kein Leben auf dem Marktplatz“ und gleich die ersten Zeilen verraten mehr über das Drama, als in dem Rest des Artikel wirklich zum Ausdruck gebracht werden kann „Die Arbeitsgruppe zur Belebung des Davenstedter Marktes war vor einem Jahr mit viel Elan gestartet. Als Nachfolger der „Integrativen Stadtteilarbeit Davenstedt“, die vor einem Jahr endete, hatte die Initiative große Pläne zur Imagepflege des Stadtteils:“
Das Drama hat einen Autoren, vielleicht auch ein Autorenteam, das sich unter dem Sammelbegriff Stadtplaner zusammenfassen lassen.
Ein Blick auf die Straßenkarte rund um den sogenannten Marktplatz zeigt das erste radikale Dilemma. Das „Zentrum“ wird nicht nur am Rand des Stadtteils platziert, sondern auch noch in der äußersten Ecke.
Ein Blick auf das Liniennetz des Nahverkehrs zeigt erschreckend deutlich: keine Buslinie berührt diesen angeblich als so wesentlich gedachten Platz. Die nächsten Haltestellen sind so unattraktiv vom Marktplatz entfernt, dass es eher lohnt, gleich sitzen zu bleiben und bis zum nächsten leichter erreichbaren Marktgeschehen zu fahren, „Für's selbe Geld“.
Selbst bei gutem Willen, wird nicht einmal der Blick auf einen wie auch immer sich darstellenden Platz von den drei Hauptverkehrsstraßen auf diesen Platz gelenkt. - Ganz verschämt wurden im Jahr 2009 Hinweisschilder so toll erfunden aufgebaut und aufgebaut, dass sie wegen der kleinen Schrifttypen gar nicht wahrgenommen werden – die Natur spielte außerdem mit und verdeckte mit saftig grünen Bäumen den Blick auf diesen „Eher-Nicht-Hinweis“
Eine eher zur Glosse verkommene Adresse hat in diesem Zusammenhang schon manchen Menschen verunsichert, wenn er aus der Buslinie 2010 aussteigt, die am „Davenstedter Platz“ hält und wenn er dort angekommen ist, steht er vor einem grünen eher motivlosen Plätzchen, nahe der Feuerwehr, aber weit weg vom Marktplatz!
Allein wenn die Rand-Lage des Marktplatzes endlich einmal zur Kenntnis genommen wird, kann ein Städteplaner auch mit der Hand vor den Augen erkennen, das ein Mensch aus Davenstedt hier eher nicht verloren hat, um es zu finden. - Wird die Hand von den Augen genommen, muss es doch verwundern, wie ein solche Platz überhaupt entstehen konnte. Ein solitäres Hochhaus als westliche Begrenzung, mit einer Ansicht die nach Farbe „Tiefschwarz“ oder „Quietschrose“ schreit.
Für Ortsfremde: Westblick Hochhaus gesichtslose fade Fassade – Ostblick geschätzt 50m lange Flachbaureihe fast ohne Fenster – Südblick offen, im Sommer knallt die Sonne auf den Platz – die Nordseite hat schon fast Charakter durch eine abgestufte Bauweise vom Platz kommen ansteigende Bebauung. Der Platz wird gesäumt von vier Baumreihen. Der Platz ist durchgehend mit glatten Steinen gepflastert, nicht aufgelockert durch irgendeinen wahrnehmbaren Hingucker – 1x pro Woche Markt – in den Glanzzeiten war der Platz gesäumt von Geschäften und einer Postfiliale, die Geschäfte hätten die Grundversorgung decken können.
Jedoch von Anfang an krankte der Platz am fehlenden Zuspruch. Als wir 1989 in den Stadtteil zogen, wurde uns von den Nachbarn dieser nicht einmal als Einkaufmöglichkeit genannt. Und als wir ihn pur zufällig entdeckten, staunten wir schon damals über seine schlechte Erreichbarkeit.
Noch einmal ein Blick auf die Straßenkarte, in der Einträge vorgenommen wurden, die anzeigen, wo der tägliche Einkauf getätigt werden könnte!
Im Stadtbezirk „Ahlem-Davenstedt-Badenstedt“ leben zur Zeit ca. 31.000 Menschen. Im Vergleich dazu der Springer Stadtteil „Stadt Eldagsen“ (der heißt wirklich so!) ca.3.400 Einwohner. Die Grundversorgung ist in dem kleineren Ort besser möglich als in Davenstedt. Obwohl es keinen wirklich ausgemachten Marktplatz gibt, der diese Funktion hat (einen Platz mit dem Namen gibt es schon, aber das ist eine andere Geschichte). Zwei Apotheken halten es miteinander aus, zwei Fleischereien bieten frische Ware an, zwei Bäckereien gehören zur Langen Straße, ein Supermarkt in der Ortsmitte, wie ein kleines Einkaufszentrum mit Supermarkt am Ortseingang. Mitten durch den Ort führt eine viel zu stark befahrene Landesstraße (Abkürzung für die LKW-Routen zwischen Lauenau und Hildesheim) – und trotzdem geben die Menschen in Eldagsen im Vergleich zu vielen anderen Orten der Region Hannover ihr Geld zu einem erstaunlichen hohen Anteil im eigenen Ort aus.
Die Erklärung liegt schon bei einem Blick auf die Karte(n) nahe: Der „Markt“ liegt im Zentrum. Die Verkehrsanbindung mit Öffis für den innerörtlichen Bezug ist undiskutabel, aber wer mit dem Öffi ankommt, der kommt an all den Geschäften des Ortes vorbei.. Selbst das vor einigen Jahren am Ostausgang errichtete Einkaufszentrum hat dem Ortsmittelpunkt nicht erkennbar schaden können, Keiner der vorhandenen Läden ist geschlossen worden (Die Ausnahme „Schlecker“ - 2x am Ort - dürfte allein auf innerbetriebliche Veränderungen zurückzuführen sein). Und dass der Markt zui Menschen kommen muss, konnte selbst am noch recht jungen und kleinen „Wochenmarkt“ wahrgenommen werde. Zunächst war als Standort der „Marktplatz“ vorgesehen. TOTENTANZ und das genau vor der Kirche! Aber dann kam er zur Hauptstraße, zwischen zwei Bankfilialen, der Postagentur, dem Uhren- und Schmuckhändler, dem Textilhändler usw. dort hat er genau den richtigen Platz und wird angenommen!
Es bedarf keines Marktfestes in Davenstedt, sondern eines der Zeit angemessenen Angebotes, kein Supermarkt der Superlative. Rund um den Markt wohnen so vielen Menschen mit Handicaps, wo aber kommen sie auf dem Platz vor? - Rund um den Platz wohnen Menschen von allen Ecken der Erde, aber wo kommen sie vor. Weder gibt es wirklich einen Raum der Kommunikation, noch einen wirklichen Marktraum. Ob ein Automaten-Bäcker in dem dunklen Bunker mehr Chancen hat, als der vor sich hinschwächelnde Textil-Discounter nebenan.
Ganz radikal anders gedacht, gehört der Davenstedter Marktplatz in den Bereich der Kreuzung „Altes Dorf“ und nicht klein klein (wie in Davenstedt West und Nord schon kläglich gescheitert), sondern lebendig und vielfältig. - Warum nicht auch die ganz neue(?) Idee eines Bürgermarktes, womit den Menschen der sozialen Problem-Zonen neue Chancen eröffnet werden können. Wo ist das marktnahe Bürger-Kaffee – Davenstedt wird in den kommenden Jahren spürbar älter, aber wo trifft man Menschen? Eine Fahrt mit dem Öffi in die Stadt erfordert schon heute die gleiche Fahrzeit wie von Hannover mit dem Zug nach Göttingen.
Es ist sogar davon auszugehen, dass nicht einmal wirklich „öffentliche“ Gelder eingesetzt werden müssen – aber kreative Ideen sollten ermöglicht werden, die nicht gleich wieder – typisch deutsche - mit irgendwelchen idiotischen Aufsichts- und Verordnungsregeln zusammenstoßen.
Fazit: den jetzigen Davenstedter Markt sollte man der Natur zurückgeben, und schleunigst eine wirkliche Marktlösung näher an den Menschen des Stadtteils finden.
Alle 14 Tage kaufe ich rund um den Marktplatz von Davenstedt ein - öfter lohnt nicht. Selbst in dem kleinen Dorf Eldagsen werde ich rundherum besser bedient!
__________________ZITAT - der gesamte Artikel der HAZ__23.9.2010______
Kein Leben auf dem Marktplatz
Die Arbeitsgruppe zur Belebung des Davenstedter Marktes war vor einem Jahr mit viel Elan gestartet. Als Nachfolger der „Integrativen Stadtteilarbeit Davenstedt“, die vor einem Jahr endete, hatte die Initiative große Pläne zur Imagepflege des Stadtteils: Der Davenstedter Markt sollte zu einem attraktiven Anziehungspunkt werden – dafür wurden mit Unterstützung von Stadt, Bezirksrat und anderen Organisationen unter anderem Baumscheiben mit Blumen bepflanzt, Aktionen veranstaltet, ein Bücherschrank aufgestellt und ein Firmenwegweiser angebracht. Auch in Zukunft sollte auf dem zentralen Platz noch einiges geschehen. Doch nun wird ein Schlussstrich gezogen: Die Arbeitsgruppe hat sich aufgelöst. „So mancher hat schon bedauert, dass unsere Flohmärkte nicht mehr stattfinden“, sagt Klaus-Peter Brandes, der der Arbeitsgruppe angehörte. Wie er wohnen auch die anderen fünf zuletzt verbliebenen Mitglieder in Nachbarschaft zum Davenstedter Markt. Dass Brandes und seine Mitstreiter die Arbeitsgruppe auflösten, hat einen einfachen Grund: „Wir sind mit der Hoffnung angetreten, etwas zu bewegen und dass sich auch andere daran beteiligen.“ Aber das sei nicht geschehen. Viele Menschen hätten zwar an den Ergebnissen teilhaben wollen, die Organisation sei aber immer nur Sache einer Handvoll Bürger gewesen. „Wir wollten uns nicht in unserer ehrenamtlichen Aufgabe aufzehren“, sagt Brandes. Warum sich nicht mehr Menschen für ihr Ortszentrum engagieren, könne er nur vermuten. „Anders als Badenstedt oder Ahlem ist Davenstedt kein gewachsener Stadtteil“, sagt Brandes. Das Gemeinschaftsgefühl sei weniger stark ausgeprägt. Inzwischen bieten etliche Baumscheiben auf dem Marktplatz ein eher trauriges Bild. Die Wasserversorgung ist dort schwierig. „Wir wollten ja eine Wasserpumpe als Attraktion auf dem Platz haben“, sagt Brandes. Aber technische und finanzielle Probleme hätten diese Idee schnell im Boden der Realität versickern lassen. Dass die Baumscheiben nicht so richtig aufblühen, hat nach Einschätzung von Stadtbezirksmanager Hans-Peter Richter nicht allein an der mangelnden Pflege gelegen. Die kleinen Hochbeete seien für eine zusätzliche Bepflanzung nicht so gut geeignet, sagt er. „Deshalb sind viele Pflanzen eingegangen.“ Die Imagepflege für Davenstedt könnte in Zukunft eine Lenkungsgruppe mit übernehmen, die sich ebenfalls als Nachfolger der Integrativen Stadtteilarbeit gebildet hatte und sich unter anderem um die Vernetzung von Stadtteileinrichtungen kümmern wollte. Zu der Gruppe gehören unter anderem der Nachbarschaftstreff Geveker Kamp und die Kirchengemeinde St. Johannes. Doch noch steckt dieses Projekt in den Kinderschuhen, es fehlt an Profil und an Arbeitsschwerpunkten. „Die Lenkungsgruppe kann eine übergeordnete Funktion entwickeln“, meint Bezirksmanager Richter. Damit könne sie ein Netzwerk für den gesamten Stadtbezirk Ahlem-Badenstedt-Davenstedt sein. Eine Idee, die auch Stefan Siebert vom Kirchenvorstand der St.-Johannes-Gemeinde gut findet. „Eine solche Vernetzung halte ich für wichtig“, sagt Siebert, der von Beginn an der Lenkungsgruppe angehört. Diese könne, anders als die Arbeitsgemeinschaften der Vereine, auch solche Initiativen aufgreifen, die nicht von Vereinen getragen würden – etwa die Belebung des Davenstedter Marktes. In diesem Fall würde auch Klaus-Peter Brandes wieder mitmachen. „Aber wir brauchen Hände und Köpfe für die Arbeit“, sagt er. Wie das für den gesamten Stadtbezirk aussehen kann, soll beim nächsten Treffen der Lenkungsgruppe am Mittwoch, 10. November, ab 19 Uhr im Nachbarschaftstreff im Geveker Kamp 13 besprochen werden. Bezirksmanager Richter hat auch Vertreter aus Ahlem und Badenstedt dazu eingeladen.
Bürgerreporter:in:Christel Pruessner aus Dersenow |
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