Schöffen besuchen andere Kulturen - die Gemeinde der Aleviten

Um die Kultur von zugereisten Bürgern besser kennenzulernen, begaben ehrenamtliche Richter sich heute in die Gemeinde der Aleviten im Norden Hannovers. Unsere Gruppe bestand aus zwanzig Schöffen unterschiedlicher Gerichte, die sich für das Verhalten und Brauchtum zugereister Staatsbürger interessierte.

Die Konfession der Aleviten entstand im 14. Jahrhundert und unterteilt sich in eine türkische, kurdische und arabische Glaubensrichtung mit gleicher Grundlage. Hierbei steht nicht so sehr eine biblische Geschichte im Vordergrund, sondern vielmehr das würdige Leben. Als ausdrucksstarkes Symbol dient das gebogene Schwert des Propheten Mohammed, das Zülfikar genannt wird.

Anstelle einer Kirche findet das aktive Treffen mit rituellem Tanz hier im Cemvei, einem Gemeinschaftshaus statt.
Die Bedeutung unserer zehn Gebote werden hier mit der Beherrschung der Hände, Lende und Zunge ausgedrückt.

Neugierig hörten wir zu, wie Frau Kurun (Ansprechpartnerin bei der Polizei Hannover) uns die Ausbildung des "Priesters" (Dede / Baba) in vier Etappen (4 Tore, 40 Pforten) erklärte, der das Wissen dieser Religion weitergibt. Dieses Wertesystem soll eine zufriedene Persönlichkeit mit sich selbst und der Umwelt erschaffen, woraus sich eine friedliche Gemeinschaft der Aleviten ergibt.
Das spiegelt sich im cem (dem Gottesdienst) wieder, bei dem es auch zu Diskussionen und Schlichtung von Meinungsverschiedenheiten untereinander kommt. Hier wird ausgedrückt, das der gegenwärtige Lebensstil einen großen Stellenwert im Alltag hat, denn der Mensch steht im Vordergrund.
Beeindruckt waren wir auch von dem Ablauf bei den Feierlichkeiten (Tanz und Musik spielen hier eine große Rolle) und der Erläuterung einer Totenzeremonie.

Alles wirkte auf mich wie eine große Familie, in der die Generationen würdevoll miteinander umgehen. Bei uns hingegen wird sich eher auf die staatliche Fürsorge verlassen, die hingegen eine Persönlichkeit nicht ersetzen kann !

Der Verein (www.alevi-hannover.de) hat eine glaubensübergreifende Zielsetzung. Soziale Arbeit, Kultur, Bildung, Kommunikation und sogar Sport werden hier angeboten.
Deutschlandweit zählt die Religionsgemeinde der Aleviten AABF ca. 800.000 Mitglieder, die überwiegend unsere Staatsbürgerschaft angenommen haben, und ist somit eine der größten nichtstaatlichen Organisationen bei uns.

Vielen Dank das wir zu Gast sein durften und Besucher sind hier jederzeit willkommen, wie uns mitgeteilt wurde.