Damals in der Südstadt: Als ein Denkmal umfunktioniert wurde
Es ist mal wieder Zeit für eine Ausnahme. In der heutigen Folge von „Damals in …“ blicken wir über die Grenzen unseres Stadtbezirks hinaus. Eigentlich wollte ich mich bei der historischen Rückschau auf die Ereignisse im Stadtbezirk Döhren-Wülfel beschränken. Doch bei besonders interessanten Begebenheiten kann schon mal ein Auge zugedrückt und Grundsätze eben Grundsätze sein gelassen werden.
In der Südstadt gab es einst den Carl-Peters-Platz mit einem Denkmal für jenen Herrn. Der Platz selbst erinnert heute an Bertha Freifrau von Suttner, die 1905 als erste Frau mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Und das Denkmal für Carl-Peters steht seit 30 Jahren nicht mehr für Kolonialismus und Unterdrückung, sondern für Völkerfreundschaft. Ein vom Döhrener Bildhauer Joachim Schubotz gestaltete Tafel „ergänzt“ seither das wuchtige Denkmal. Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg übergab die Mahntafel Ende Juni 1988 der Öffentlichkeit.
Reichsbeamter Carl Peters war einst im „deutschen Teil Afrikas“ gefürchtet. Aufgrund seiner Machenschaften erkannte sogar 1897 die gewiss nicht zimperliche kaiserliche Disziplinarkammer den als „Hänge-Peters“ bekannten Beamten Titel und Stellung ab. 1935 aber setzten ihn die Nationalsozialisten hier in der Südstadt ein Denkmal. Ein weiteres Denkmal für Peters steht übrigens auf dem Engesohder Friedhof, wo er begraben liegt.
Mit der neuen Mahntafel funktionierte die Stadt Hannover ihr ungeliebtes Denkmal nun zu einem Mahnmal um. „Es stand für Verherrlichung des Kolonialismus und des Herrenmenschentums. Uns aber ist es Mahnung … uns einzusetzen für die Gleichberechtigung aller Menschen, Völker und Rassen“ heißt es unter anderem in dem damals angebrachten Text.
Dr. Hans-Jürgen Häßler vom Friedensforum Südstadt freute sich besonders über die Enthüllung der Mahntafel. „Über vier Jahre haben wir uns dafür eingesetzt“, sagte er.
Die Tafel wurde erst aufgrund eines Beschlusses des Verwaltungsausschusses angebracht. Der Bezirksrat Südstadt-Bult hatte sich seinerzeit noch mehrheitlich vor allem mit den Stimmen der CDU gegen das Projekt ausgesprochen. Doch dieser Zwist war an jenem regnerischen Juni-Tag vor rund 30 Jahren da schon wieder vergessen. Einträchtig klatschten die anwesenden Bezirksratsvertreter aller Couleur bei der Einweihung nun Beifall.
Seit weit über 30 Jahren gehe ich mit der Kamera auf Pirsch und begleite das Geschehen in Hanover fotografisch. Einige der Aufnahmen von damals scanne ich jetzt nach und nach ein, um sie ins digitale Zeitalter herüber zu retten. Unter der Überschrift "Damals in Döhren" bzw. "Damals in ..." möchte ich den myheimat-Usern kleine Einblicke in mein Fotoarchiv geben. Vielleicht erinnert sich ja der eine oder andere noch an die damaligen Ereignisse oder erkennt sich auf einem der alten Fotos sogar wieder.
Bürgerreporter:in:Jens Schade aus Hannover-Döhren-Wülfel-Mittelfeld |
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