Die Welt der Schmetterlinge – Im Tropenhaus des Berggartens von Herrenhausen kann man sie zurzeit bestaunen (Film und Fotos: Christel Wolter)
Der eine hat Schmetterlinge im Bauch, der andere im Garten. Und wiederum ein anderer beobachtet die bunten Flattertiere im hellen Sonnenlicht einer bunten Blumenwiese. Schmetterlinge vermitteln etwas Positives, sind etwas Schönes. Immer freuen wir uns darüber, wenn wir sie irgendwo sehen. Und das, obwohl wir uns vor ihnen in ihrem ersten Lebensstadium als Raupe eher ekeln. Doch nach ihrer wundersamen Metamorphose von der Puppe zum bunten Faltertier, mögen wir sie einfach, sehen sie wie mit Kinderaugen.
Doch leider wird die Welt dieser schönen Tiere immer kleiner. Die heutzutage industrielle Landwirtschaft fordert ihren Tribut. Riesige monotone Feldflächen, mit Pestiziden besprüht, so dass Wildkräuter und -blumen kaum noch eine Chance haben und flurbereinigte Ackerränder, schränken den Lebensraum der Insekten, und damit auch der Schmetterlinge, immer mehr ein. Die Artenvielfalt geht durch den Menschen verloren. Dabei wissen wir doch, wie wichtig die Biodiversität für die Natur ist. Und damit auch für uns Menschen selbst, denn die Insekten sind es schließlich, die die Pflanzen bestäuben, die wir gerne essen. Äpfel und Birnen, Kirschen und Zwetschen, oder auch den Honig, den wir auf unser Frühstücksbrötchen schmieren. Mal wieder, wie auf so vielen anderen Gebieten auch, beraubt sich der Mensch der eigenen Lebensgrundlagen. Und so kommt es, dass wir die schönen Schmetterlinge immer seltener zu Gesicht bekommen. Mal einen Kohlweißling, mal einen Zitronenfalter oder ein Pfauenauge, das aber heute schon etwas Besonderes ist. Und einen Admiral haben wir schon länger nicht mehr gesehen. Seit 1990 ist die Hälfte aller europäischen Schmetterlingsarten ausgestorben, und 80 Prozent der erhalten gebliebenen stehen auf der Roten Liste. Das zeigt, wie bedroht diese für die Natur so wichtige Art neben anderen Insekten ist.
Doch zumindest etwas können wir den Schmetterlingen im eigenen Garten helfen. Mal nicht alles akkurat in Ordnung halten. Wilde Bereiche, auch mit Brenneseln und Disteln, zulassen oder schaffen. Im Herbst lose Laub- und Reisighaufen aufschichten. So findet er Nahrung und kann darin überwintern. Und warum sollte es für die Landwirtschaft nicht möglich sein, zumindest einen schmalen Streifen am Ackerrand verwildern zu lassen? Da ist dann die Politik gefordert.
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Wer nun die schönen Tiere, die wir in Natura immer seltener sehen, mal erleben möchte, nicht nur fein säuberlich im Glaskasten einer naturkundlichen Sammlung in Reih und Glied aufgespießt, der hat zurzeit im hannoverschen Berggarten in Herrenhausen die Möglichkeit dazu. Dort findet die Ausstellung „Gaukler der Tropen“ statt. Im tropischen Dschungel unter dem Glasdach kann man immerhin 60 verschiedene Arten beobachten. Beim Umherflattern zwischen Palmen und Bananengewächsen. Beim Saugen mit langem Rüssel in den Blütenkelchen. Bei der Paarung oder bei der Eiablage. Oder mit Glück sogar beim Schlüpfen aus ihrer Puppe, denn so werden sie von den Schmetterlingsfarmen in Costa Rica, Malaysia, Thailand und den Philippinen nach Hannover geliefert. Man kann sie aber auch im frühen Stadium ihres Lebens beobachten, wie sie als Raupen mit der Präzision eines Uhrwerks Bananenblätter abnagen.
Und natürlich beeindrucken die Falter. Manche durch ihre Größe, andere durch ihre schönen, manchmal schillernden Farben, ihre filigrane Musterung, oder sogar alles zusammen. Es ist eine Freude, die schönen Tiere so aus unmittelbarer Nähe betrachten und beobachten zu können. So, wie sie in ihrer tropischen Heimat leben. Und zwei bis vier Wochen werden sie das, wenn sie sich aus ihrer Puppe entfaltet haben, auch im Tropenhaus des Berggartens. Wie schön die Faltertiere sind, zeigen nicht nur die Bilder dieses Beitrages, sondern auch ein kleiner Film. Viel Spaß beim Angucken.
Bis zum 18. März dauert die Ausstellung. Und vielleicht sensibilisiert sie uns ein wenig dafür, dass wir mehr auf unsere Umwelt achten und auch Naturbereiche zulassen oder wieder schaffen müssen. Denn wenn Arten aussterben, dann sind sie unwiederbringlich für immer verloren. Und das ist nicht nur ein Nachteil für die Natur, sondern auch für uns Menschen.
Bürgerreporter:in:Kurt Wolter aus Hannover-Bemerode-Kirchrode-Wülferode |
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