Wolf
Wer ist für den Menschen gefährlicher, der Wolf oder das Reh?
Der Wolf ist ein Raubtier. Das wird wohl niemand bestreiten. Er ernährt sich von den Tieren, die in unseren Wäldern leben. Von Rehen, und von Hirschen und Wildschweinen, wenn sie denn nicht zu groß und zu wehrhaft sind. Und natürlich reißt er auch Schafe in nicht unbeträchtlicher Zahl. In seltenen Fällen greift er sogar ein Rind oder ein Pferd an, wie z. B. in Beinhorn das Pony von EU-Ratspräsidentin Ursula von der Leyen. Das ist natürlich nicht schön und sorgt für viel Diskussionsstoff in der Öffentlichkeit, und die Sorgen der Schäfer und anderen Tierhalter sind verständlich und berechtigt. Aber sollte der Wolf deswegen aus Deutschland verband werden? Natürlich nicht, können wir doch froh sein, wenn Wildtiere, denen wir über lange Zeit den Lebensraum genommen haben, wieder zurückgekommen sind. Aber es ist andererseits auch vernünftig, Problemwölfe abzuschießen. Und das wäre es auch, wenn die Zahl dieser Beutegreifer überhandnehmen würde.
Aber ist dieses Raubtier Wolf auch für den Menschen gefährlich? Gefühlt für viele schon. Doch die Realität sieht anders aus. Normalerweise geht vom Wolf keine Gefahr für den Menschen aus. Von Natur aus sind die Tiere vorsichtig und gehen dem Menschen meist aus dem Weg, auch wenn es immer mal wieder zu Begegnungen kommt. Wir passen nicht in ihr Beuteschema, weswegen wir für sie in der Regel auch nicht interessant sind. Und Berichte von Wolfsangriffen aus früheren Zeiten haben meist damit zu tun, dass die Tiere tollwütig waren. Wenn Wölfe allerdings gezielt durch Futter angelockt werden, könnte es, wenn auch nicht gefährlich, so doch problematisch werden. Also ist der Wolf nicht wirklich gefährlich.
Und was ist nun mit dem Reh? Wir freuen uns darüber, wenn wir es in Feld, Wald und Flur beobachten können. Es ist niedlich und erfüllt unser Wunschdenken von einer scheinbar intakten Natur. Aber es ist scheu und läuft weg, wenn es uns bemerkt, bringt es uns Menschen doch auch mit der Flinte des Jägers in Verbindung. So sollte man eigentlich meinen, dass es für uns keine Gefahr darstellt. Doch die Realität sieht auch hier ganz anders aus.
Etwa zweieinhalb Millionen Rehe leben in Deutschland. Und die halten sich eben nicht nur in Wald und Feld auf. Sie müssen auch Straßen überqueren, die unsere Natur, wenn man sie denn so nennen kann, wie ein dichtes Netz durchschneiden. Und auf diesen Straßen ist der Mensch in seinen Blechkarossen unterwegs, meist mit nicht gerade geringer Geschwindigkeit. Selbst dann, wenn ein Schild vor Wildwechsel warnt. So passiert es dann, besonders in den Morgen- oder Abendstunden. Oft kommt es so plötzlich, dass ein Bremsen oder Ausweichen, was auch besonders gefährlich sein soll, kaum noch möglich ist. Und was für eine Wucht hinter solch einem Aufprall steckt, macht man sich normalerweise gar nicht klar. Rammt man mit nur 60 km/h einen Rothirsch, so beträgt der Aufprall einer Wucht von fünf Tonnen. Das entspricht dem Gewicht eines großen Elefanten. Was dann geschieht, kann lebensgefährlich sein.
Rund 300.000 Wildunfälle gibt es jedes Jahr auf deutschen Straßen. Davon die meisten allerdings durch die deutlich leichteren Rehe verursacht. Aber auch das kann schlimm genug sein. Zwischen 2.000 und 3.000 verletzte Menschen zeigen die Statistiken an. Dabei etliche Schwerverletzte und sogar einige Tote. Und dabei sterben auch rund eine Million Tiere. Rot- und Damhirsche, Rehe und Wildschweine. Manchmal auch ein Wolf oder ein Luchs. Es ist eine Statistik, die einen erschaudern lässt.
Welches Tier ist nun also das Gefährlichere für den Menschen? Die Frage kann eindeutig beantwortet werden: das Reh natürlich. So gesehen wird um den Wolf also ein Hype gemacht, der nicht berechtigt ist. Die Emotionen kochen oft hoch. Und so ist dieses Raubtier für viele Menschen nur gefühlt gefährlich, nicht aber in Wirklichkeit. Über das Reh allerdings, das dem Menschen, sich selbst und auch den Wäldern riesige Schäden verursacht, indem es die jungen Triebe frisst, denkt kaum jemand nach. Da wäre ein Hype eher berechtigt. Aber so sind wir Menschen eben, was ja auch ganz menschlich ist. Zwischen Gefühlen und Wirklichkeit, egal auf welchem Gebiet, gibt es oft große Diskrepanzen.
Bürgerreporter:in:Kurt Wolter aus Hannover-Bemerode-Kirchrode-Wülferode |
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