Warum Frauen im Haushalt den besseren Durchblick haben
Nun mal hergehört, Männer. Wer von euch kennt eine solche Situation nicht? Eure Frau bittet euch in den Keller zu gehen. Irgendwas sollt ihr raufholen. Zum Beispiel den Zitronensaft. Ihr steht vor den vollen Regalen mit den vielen Dosen, Gläsern und Tetra Paks. Was steht da nicht alles: Würstchen, Gurken, Sahne, Senf, Marmelade, haltbare Milch, Säfte….Alles voll. Doch wo ist der verdammte Zitronensaft? Nicht zu finden. Also wieder rauf. „Wir haben keinen mehr.“ Ein mitleidiger Blick aus Frauenaugen. „Na, dann lass uns mal zusammen runter gehen.“ Sie stellt sich vor das Regal, greift zu. Und was hat sie in der Hand? Natürlich den (verdammten) Zitronensaft. Ich steh da wie blöd.
Oder morgens zum Frühstück öffne ich die Kühlschranktür. Alles ist vollgepfropft. Wo ist mein Käse? Hat der sich in Luft aufgelöst, oder hat ihn jemand anders verputzt? Ich bin ratlos. Schon kommt meine Frau an. Ein kurzer Blick, ein Griff, und sie drückt mir den Käse in die Hand.
Von ALDI soll ich eine Dose Haarspray Stufe 5 mitbringen. Warum muss es im Supermarkt so viele Sachen geben? Grenzenlos ist unser Konsum geworden. Dabei reicht doch von jedem Produkt auch ein einziges. Warum muss alles doppelt und dreifach da sein? Das ist doch nur verwirrend. Wenn ich einkaufen gehe, dann will ich auf Anhieb alles finden. Alles andere ist sinnlos und Zeitverschwendung. Schließlich kann ich mit meiner begrenzten Freizeit auch was Besseres anfangen. Zum Beispiel Fußball gucken, oder im Werkkeller mal den neuen Trennschleifer ausprobieren. Doch so einfach wird’s uns Männern nicht gemacht. Manchmal habe ich den Eindruck, die wollen uns absichtlich verwirren, um uns eins auszuwischen. Doch warum ist meine Frau nicht verwirrt? Warum findet sie auf Anhieb alles? Irgendwie muss das andere Geschlecht da oben im Gehirn anders programmiert sein.
Bin ich dann wieder zu Hause und sage ihr, dass das Haarspray alle war, fragt sie mich, ob ich denn den Verkäufer gefragt hätte. Auch das noch. Hat doch mein Einkauf mit der Abarbeitung der langen Einkaufsliste auch so schon lange genug gedauert. Soll ich mir nun noch einen Verkäufer suchen, der sowieso selber schwer zu finden ist und meistens geschäftig herumrennt und den Eindruck macht, als wenn er nicht gestört werden möchte? Beim nächsten Mal geht sie einkaufen und kommt natürlich mit dem Haarspray zurück. „Das müssen die wieder reingekriegt haben“, sage ich. Wieder kommt so ein mitleidiger Blick rüber.
Irgendwie habe ich bei solchen Suchaktionen oft meine Schwierigkeiten. Aber eigentlich ist das auch kein Wunder. Die Frauen sind seit Jahrhunderttausenden das Sammeln und Suchen gewohnt. Schon immer war ihr Blick auf den nahen Staub in der Wohnhöhle oder auf den davorliegenden nahen Waldboden gerichtet. Auf Sträucher, an denen sie Beeren sammelten. Auf wohlschmeckende Pilze am Waldboden. Auf fette Maden hinter der Baumrinde. Wir Männer aber richteten den Blick von jeher in die Ferne. Auf das Wild, das da irgendwo am Horizont entlangtrabte. Auf den Auerochsen auf der Waldlichtung, der die saftigen Steaks lieferte. Auf die kreisenden Geier hoch oben am Himmel, die einen toten Mammut markierten. Und auf den Säbelzahntiger, der irgendwo hinter einem Baum lauern konnte.
Bemerkbar macht sich dieses geschlechtsspezifische Verhalten auch im Urlaub. Vielleicht ist euch Männern das auch schon mal aufgefallen. Wenn wir irgendwo in den Bergen unterwegs sind und schließlich auf einem Gipfel stehen, kann ich meiner Frau sämtliche Landschaftserhebungen im weiten Umkreis erläutern. Jeden Berg kenne ich mit Namen, jede Felswand, jeden Wasserfall, jeden Ort in der Ferne. Sie schaut dann kurz hin und sagt trocken „ja, großartig“ und senkt dann wieder den Kopf zum Boden hinunter, wo sie sich im kargen Gestein an Moosen und Flechten erfreut und an jedem Schmetterling. Dann schlägt sie ihr Bestimmungsbuch auf und sucht so lange, bis sie darin das betreffende Objekt gefunden und identifiziert hat, oder sogar meint, eine neue Art entdeckt zu haben. Ich hingegen studiere dagegen währenddessen die Landkarte und bestimme die einzelnen Punkte, die dort markiert sind und vergleiche sie mit denen in der Weite der Landschaft.
Das also muss das grundlegende Problem sein. Diese Dinge am Waldboden interessieren mich nicht sonderlich, auch wenn ich sie ganz nett finde. Mein Blick schweift in die Ferne, auf die große weite Welt. Alles was nah ist, registriert mein Gehirn nicht wirklich. Mein Blick geht weiter. Und deswegen bin ich auch überfordert, wenn ich vor dem vollen Kellerregal stehe oder vor dem vollgepfropften Kühlschrank. Diese Dinge sind einfach zu nah für mich. Wenn sie weiter wegstehen würden, ja, dann würde ich sie wahrscheinlich entdecken. Aber das lässt sich nun mal nicht einrichten und deswegen werde ich nach wie vor meine Schwierigkeiten haben.
Aber so gesehen ist es doch von Vorteil, dass Männer und Frauen als Paare zusammenleben. Sie ergänzen sich bestens, und somit sind alle Entfernungen, die man nun mal so zum alltäglichen Leben benötigt, vollständig abgedeckt. Das hat die Evolution wirklich prima eingerichtet. Und das ist gut so, denn das sichert schließlich das Überleben.
Bürgerreporter:in:Kurt Wolter aus Hannover-Bemerode-Kirchrode-Wülferode |
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