50 Jahre Mondlandung – Ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein gewaltiger Sprung für die Menschheit

Am 21. Juli 1969 ging ein Menschheitstraum in Erfüllung. Zum ersten Mal betrat ein Homo sapiens einen fremden Himmelskörper. (Bildmotive von der Ideen-Expo/Hannover)
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  • Am 21. Juli 1969 ging ein Menschheitstraum in Erfüllung. Zum ersten Mal betrat ein Homo sapiens einen fremden Himmelskörper. (Bildmotive von der Ideen-Expo/Hannover)
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Es gibt Tage im Leben eines jeden Menschen, die etwas ganz besonderes sind, die man nie vergisst. Das können im privaten Bereich zum Beispiel die eigene Hochzeit, die Geburt eines Kindes oder ein Todesfall sein. Aber es gibt diese Tage auch im Großen und Ganzen des Weltgeschehens. Wer aus der älteren Generation erinnert sich nicht an den 9. November 1989, an den Tag des Mauerfalls, an dem er gebannt vor dem Fernseher saß und seinen Augen kaum trauen wollte. Wer von denen die live dabei waren und das Glück eines wolkenfreien Himmels hatten erinnert sich nicht genau an den 11.8.1999, als sich der Mond im Süden Deutschlands vollständig vor die Sonne schob. Es war in der Tat ein überirdisch schönes Himmelsschauspiel. Wer weiß nicht, wo er am 11. September 2001 die Nachricht vom Terroranschlag auf das World Trade Center erfahren hat und schockiert und ungläubig auf den Bildschirm starrte. Das sind Erlebnisse, die sich für immer ins Gehirn eingebrannt haben. Und dann gibt es noch einen Tag, der inzwischen ein halbes Jahrhundert zurückliegt und der ebenfalls in diese Kategorie gehört. Es war der 21. Juli 1969, als der erste Mensch einen fremden Himmelskörper betrat, den Mond.

Ich war damals 16 Jahre alt und hatte zusammen mit meinem Vater den ganzen Nachmittag und Abend die Live-Berichterstattung vor dem Fernseher verfolgt. Alles wurde von A bis Z erklärt und erläutert. Kein Detail wurde nicht angesprochen. Wie schwer die gigantische Saturnrakete war. Wieviel Treibstoff sie beim Start drei Tage zuvor in wenigen Sekunden verbraucht hatte. Wie die Beschleunigung war und welchem Druck die Astronauten dabei ausgesetzt waren. Wie der Landevorgang ablaufen würde. Und würde der Boden des Mondes das Gewicht der Landefähre Adler tragen, oder würde sie etwa in den extrem feinen Staub metertief einsinken? Und würde der Rückstart tatsächlich auch gelingen? Diese Fragen und Hunderte mehr beschäftigten damals den interessierten Fernsehzuschauer, und das viele Stunden lang.

Nun hatte man zwar schon selber etwas Routine, war unser Himmelsnachbar doch zuvor schon zweimal von einem Apollo-Raumschiff umkreist worden. Aber nun wurde es wirklich ernst, denn eine Landung war noch ein großer Schritt zusätzlich, und natürlich auch ein großes Wagnis. Die Chancen standen 9 : 1, dass alles gutgehen würde. So hatte es die NASA ausgerechnet, natürlich aber nicht veröffentlicht. Eine Weltraumfahrt war und ist auch heute noch ein Himmelfahrtskommando.

Dieses alles und noch viel mehr zog mich jungen Menschen in seinen Bann. Es war eine technische Meisterleistung, die da vollbracht wurde. Der Mensch betrat mit alledem Neuland, im wahrsten Sinne des Wortes. Ich erinnerte mich an diesem Tag auch an die Bilder aus meiner Kindheit: Den Sputnik, 1957 der erste Satellit im All. Die Hündin Laika, einen Affen und schließlich 1961 den ersten Menschen, der die Erdatmosphäre verließ, Alexejewitsch Gagarin. Auch der erste Mensch außerhalb der Weltraumfähre, der frei im All schweben konnte, Alexej Leonow, war ein Russe. Die Amerikaner hingegen hinkten mit ihrem Raumfahrtprogramm immer hinterher. Und das war ihnen zurzeit des Kalten Krieges natürlich ein gewaltiger Dorn im Auge, ging es doch damals auch darum, welche der beiden Weltmächte die technisch versiertere, die fortschrittlichere, die erfolgreichere war. Das durfte aus amerikanischer Sicht nicht so weitergehen, ist es doch kein schönes Gefühl, immer nur der Zweite zu sein. Und so gab Präsident Kennedy im Jahr 1961 die Order aus, noch im selben Jahrzehnt als erste Nation den Mond zu erreichen. Ein prestigeträchtiges Projekt, wie es größer nicht sein konnte, bei dem nun endlich mal die Amerikaner die Nase vorn haben wollten. So wurde jede Menge Geld in das gigantische Unternehmen gepumpt, und bis zu 400.000 Menschen arbeiteten unermüdlich daran. Viele Probleme mussten gelöst, neues Know-how entwickelt werden.

Nun aber, nur acht Jahre später, war es so weit. Die Apollo-Raumfähre hatte in drei Tagen nach einem rund 380.000 Kilometer langen Flug den Mond erreicht. Bis dahin hatte alles gut geklappt, doch nun wurde die Spannung noch größer, gibt es doch immer, so gut auch alles vorbereitet ist, ein Restrisiko, das bei einem solchen Unternehmen nicht gerade klein ist. Wir wissen das heute durch etliche dramatische Raumfahrtunfälle verschiedener Nationen, bei denen Astronauten ums Leben gekommen sind. Auf der Startrampe in der Raumkapsel verbrannt, ein Fallschirm, der sich bei der Landung nicht geöffnet hat, nach dem Start explodiert oder beim Wiedereintritt in der Atmosphäre verglüht, um nur einige zu nennen. Und auch dieses Mal sollte es Probleme geben, so dass es zur Landung fast nicht gekommen wäre.
Beim Anflug auf die Mondoberfläche konnten die Computer die großen Datenmengen der Landefähre Adler nicht mehr verarbeiten. Die Astronauten schalteten auf Handsteuerung um. Plötzlich tauchte vor ihnen auch noch ein mit Geröll angefüllter Krater auf, so dass sie die Mondfähre wieder hochziehen mussten. Das Zeitfenster der Landung drohte sich zu schließen. Es ging um Sekunden. Den Technikern im Kontrollzentrum in Houston stockte der Atem. Doch dann meldete der Bordcomputer, dass die Fähre aufgesetzt hatte. Alles war gut gegangen. Die strapazierten Nerven konnten sich beruhigen.

So interessant die Berichterstattung für mich an diesem Tag auch war. Nach Mitternacht wurde ich dann doch müde und ging erst einmal ins Bett, war doch nicht abzusehen, wann der Ausstieg aus der Mondfähre bevorstand. Doch nicht lange darauf weckte mich mein Vater, und wieder saßen wir zusammen gebannt vor dem Bildschirm. So schlecht die Qualität der Schneebilder von der Mondoberfläche auch war, so verfolgten wir doch fasziniert das Geschehen. Es war um drei Uhr und 56 Minuten mitteleuropäischer Zeit, als Neil Armstrong, der langsam die Leiter hinunter gestiegen war, den linken Fuß auf den Mondboden setzte und schließlich mit beiden Beinen darauf stand. Nicht so fest wie auf der Erde, denn der Mond hat wegen seiner deutlich geringeren Masse im Vergleich zu dieser nur ein Sechstel deren Schwerkraft. Aber es war geschehen. Weltbewegendes! Und Neil Armstrong sprach dabei den bedeutungsvollen Satz, der ihm zuvor auf der Erde schon in den Mund gelegt worden war: „Dies ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein gewaltiger Sprung für die Menschheit.“

Seit etwa 300.000 Jahren gibt es den modernen Menschen, den Homo sapiens, der aus dem Frühmenschen hervorgegangen ist. Erst hat er seine technischen Fähigkeiten nur langsam entwickelt. Vom Faustkeil bis zur Dampfmaschine, die ihn in eine völlig neue Welt katapultieren sollte, war es ein weiter Weg. Doch dann ging es in rasantem Tempo immer schneller voran. Von den ersten Flügen Otto Lilientals bis zur Mondlandung sollten keine 65 Jahre vergehen. Und nun setzte dieser Homo Sapiens tatsächlich seine Fußabdrücke in den grauen Mondstaub, die bleibende „Eindrücke“ hinterlassen sollten. Das alles ist eine unglaubliche Geschichte. Auch wenn sich die Entwicklung durch die Spezialisierung des Menschen heute noch schneller beschleunigt, so war es doch die Zeit bis zur Mondlandung, die den Grundstein für alles Folgende gelegt hat, auf der alles andere aufbaut.

Hatte man damals nach mehreren Mondlandungen, die Anfang der Siebzigerjahre so zur Routine wurden, dass sich die Allgemeinheit kaum noch dafür interessierte, gedacht, dass nun auch die bemannte Eroberung des Mars nicht lange auf sich warten lassen würde, so hatte man sich getäuscht. Auch wenn solch ein Unternehmen nun langsam näher rückt, so sind doch die technischen Probleme so groß, dass deren Lösung wohl noch eine längere Zeit in Anspruch nehmen wird. Zusätzlich fehlt der Antrieb des Konkurrenzkampfs des Kalten Krieges und wohl auch die Bereitschaft, gigantische Summen dafür auszugeben, gibt es doch auf der Erde genug Probleme zu lösen. Doch irgendwann in den nächsten Jahrzehnten wird wohl die bemannte Reise auch zum Mars gehen, vermutlich mit der Zwischenstation einer Mondbasis, die bereits in Planung und Entwicklung ist. Schon im nächsten Jahr soll das Raumschiff Orion den Mond ansteuern. 2024 soll dann, wenn alles klappt, mit dem Aufbau des Mondstützpunktes begonnen werden, der sich über Jahre hinziehen wird. Doch dann könnte ein Flug zum Mars in Angriff genommen werden.

Und wenn dann tatsächlich ein Astronaut seinen Fuß in den roten Marsstaub setzt, dann wird die halbe Menschheit auf der Erde die Liveübertragung verfolgen und gebannt auf Bildschirme starren. Und nicht wenige werden danach wieder darüber diskutieren, ob das die Wirklichkeit war, oder doch nur eine Inszenierung in einem Filmstudio. Wo Großes geschieht, da gibt es doch auch immer Verschwörungstheorien.

Der Moment aber, in dem Neil Armstrong die Mondoberfläche betrat, wird einmalig bleiben, egal welche Himmelskörper in Zukunft noch vom Menschen erobert werden. Dieser Moment des 21. Juli 1969, den wir heute vielleicht noch gar nicht hoch genug einschätzen können, wird in Ewigkeiten in den Geschichtsbüchern stehen. Wenn Könige, Staatslenker oder besondere Geschehnisse wie große Kriege in Jahrzehntausenden oder Jahrhunderttausenden längst vergessen sein werden, so wird der erste menschliche Schritt auf einen anderen Himmelskörper vermutlich für immer im Gedächtnis der Menscheit erhalten bleiben.

Siehe auch: <a target="_blank" rel="nofollow" href="https://www.myheimat.de/hannover-calenberger-neustadt/gedanken/der-ehemalige-astronaut-thomas-reiter-berichtet-von-himmlischen-sphaeren-im-literarischen-salon-der-leibniz-universitaet-im-rahmen-des-november-der-w-d2785504.html">Der ehemalige Astronaut Thomas Reiter berichtet von himmlischen Sphären</a>

Bürgerreporter:in:

Kurt Wolter aus Hannover-Bemerode-Kirchrode-Wülferode

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