**Aktuelle Pressemitteillung**
Altersarmut geht uns alle an.
Anlass diese Zeilen zu schreiben war ein Gespräch mit einer Bürgerin aus unserem Stadtteil. Die Dame, die sich im besten Rentenalter befand, erzählte über ihre Arbeit, der sie nicht ganz freiwillig nachging. Sie ist gezwungen kleine Tätigkeiten wahrzunehmen, damit sie über „die Runden“ kommt. Ihre Rente reiche nicht aus, um sich und ihren kleinen Hund ausreichend zu versorgen. Auf die kleinen Extras, ganz zu schweigen von den großen, verzichte sie und sie versuche ihre Ausgaben so gut es geht gering zu halten. Sie habe sich richtig über die Einführung des Mindestlohns gefreut, von dem auch sie jetzt profitiere. Einmal nicht mehr rüstig genug zu sein, um zu arbeiten, daran mag sie gar nicht denken. Sie habe immer gearbeitet und war alleinerziehend. Der Bericht der Bürgerin ein Einzelschicksal?
Das statistische Bundesamt schreibt: Als armutsgefährdet gilt, wer inklusive staatlicher Sozialleistungen mit weniger als 60% des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung auskommen muss.
Für Frauen ist das Rentenalter mit einem höheren Armutsrisiko verbunden als für Männer. So galten 2013 in Deutschland 17% der Frauen ab 65 Jahren als armutsgefährdet, bei den gleichaltrigen Männern waren es knapp 13%. Ein zentraler Faktor sind die Unterschiede in der Rentenvorsorge. Da Frauen während ihres Berufslebens häufiger zugunsten der Kinder pausieren oder nur Teilzeit arbeiten, erwerben sie durchschnittlich weniger Rentenansprüche als Männer.
Altersarmut wird bewusst vorprogrammiert
Am 5. März beantragte DIE LINKE im Bundestag eine Aktuelle Stunde zur Beschäftigungssituation von Frauen. Jede elfte Frau sei trotz Arbeit arm, sagte Sabine Zimmermann. Die Folge davon sei unter anderem Altersarmut, die von der Bundesregierung „bewusst vorprogrammiert wird“. Aus Sicht Zimmermanns ist es „blanker Unsinn“, das die meisten Frauen bewusst auf eine Vollzeit-Tätigkeit verzichten würden. „Wie soll eine alleinerziehende Mutter angesichts schlechter Kinderbetreuungsmöglichkeiten Vollzeit im Schichtbetrieb in der Alten- und Krankenpflege arbeiten“, fragte Zimmermann. So müssten Frauen täglich kämpfen, um mit ihrem Lohn über die Runden zu kommen. Die Linke-Abgeordnete warf der Bundesregierung vor, das Problem zu beschwichtigen und kleinzureden. Zudem werde noch behauptet, die Frauen hätten durch ihre Berufswahl selber Schuld. „Dieser Schwachsinn muss ein Ende haben“, forderte Zimmermann.
Der Mindestlohn beträgt 8,50 Euro. 52 Wochen mal 40 Stunden, also inklusive Urlaub und bezahlte Feiertage, ergibt das einen Jahresverdienst von 17.680 Euro – im Monat demnach 1.473,33 Euro, Brutto. Für einen Alleinstehenden reicht das Gehalt aus, um über die Runden zu kommen, eine Familie kann man davon nicht ernähren. Doch der Mindestlohn gleicht einem Schweizer Käse. Zwar ist er ein Schritt in die richtige Richtung. Doch leider ist er ist zu niedrig und durch viele Ausnahmen würde selbst die Arbeits- und Sozialministerin Andrea Nahles (SPD) durch den als „löchrig-gewebten fliegenden Mindestlohn-Teppich“ fallen.
Zur Erinnerung: DIE LINKE fordert einen flächendeckenden Mindestlohn ganz ohne Ausnahmen in Höhe von zehn Euro. Das würde nicht nur die Bürokratie-Debatte beenden, es gäbe auch einen Mindestlohn, der existenzsichernd ist und vor Altersarmut wirksam schützt.
Zu den Renten ist noch folgendes anzumerken: sie sind im Zeitraum 2003 bis 2013 wegen der Kürzungsfaktoren im Westen um insgesamt 7,54 Prozentpunkte und im Osten um 6,28 Prozentpunkte hinter der Lohnentwicklung zurückgeblieben. Überdies folgen die Renten 2015 der Lohnentwicklung, allerdings einer durch statistische Schiebereien reduzierten Lohnentwicklung. Die Bruttolöhne stiegen 2014 bundesweit um 2,7%, die Renten nur um 2,5 im Osten bzw. 2,08% im Westen. Des Weiteren wird sich nichts daran ändern, dass in der Zukunft das Rentenniveau hinter der Lohnentwicklung zurückbleiben wird. In ihren eigenen Prognosen geht die Bundesregierung davon aus, dass das Rentenniveau – also das Verhältnis von Renten zu Löhnen - von einst 53% (2001) auf 43% im Jahr 2030 sinken wird. DIE LINKE fordert deshalb weiterhin: Eine Rückkehr zu einem Rentenniveau von mindestens 53%, damit die Rente endlich wieder den Lebensstandard sichern wird.
Wir wünschen Ihnen alles Gute
Julia Grammel und Siegfried Seidel (für DIE LINKE. BO West)
Bürgerreporter:in:Siegfried Seidel aus Hannover-Badenstedt |
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