Wie es zu Max und Moritz kam
Rainer Künnecke versteht es, sich in historische Figuren einzuleben. Er setzt sich mit dem Leben der Personen sehr intensiv auseinander und so steht am Ende bei seiner Darstellung keine Aneinanderreihung von vorgelesenen Texten. Nein. Rainer Künnecke versetzt sich in die Zeit, in das Umfeld, in die Vita der unterschiedlichen von ihm dargestellten Personen. Und so ist es auch bei Wilhelm Busch.
Polternd kommt also Wilhelm Busch in die Kirche und regt sich schon darüber auf, dass man hier nicht rauchen darf. Auch das Glas Rotwein ist ein Kompromiss, denn eigentlich ist er ja Biertrinker.
Nach diesem verbalen Scharmützel des gealterten Wilhelm Busch stellt er fest: „Ihr seht schon, über die Kirche habe ich mich auch lustig gemacht. Und hatte damit einigen Erfolg mit dem Buch „Der heilige Antonius von Padua“.“ Damit ging es aber nicht gut aus, denn sein Verleger wurde wegen Schmähung der katholischen Kirche verklagt.
Dann startet Wilhelm Busch in die Erzählung seines Lebens. Es beginnt damit, dass schon sein Name Busch eigentlich so etwas wie ein Zufall, ein Versehen war. Offensichtlich war er für seine Eltern nicht gerade eine Freude. Sein Weg war alles andere als gerade oder vorgezeichnet. Er war unstet, machte die unterschiedlichsten Anläufe, war in München, Frankfurt und kehrte nach einigen Stationen zurück nach Wiedensahl. Seine Versuche, Maler zu werden, endeten in kleinen Bildchen, die erversteckte, wenn Besuch kam. Und am Ende wurden daraus so etwas wie Karikaturen, die versehen mit einem Text, ihn sein erstes Geld verdienen ließen. Und sie machten ihn am Ende bekannt: „Ach was muss man oft von bösen Kindern hören oder lesen wie zum Beispiel hier von diesen, welche Max und Moritz hießen………“
Rainer Künnecke hat jetzt den Mann hinter diesen Texten, die wohl alle zitieren können, in seine Zeit gestellt und die Besucher hätten ihm zweifelsohne gern noch weiter zugehört. Das Bild dieses Mannes, dem man und der sich kein eigenes Buch zugetraut hätte und der nun doch mit seinen bebilderten Geschichten ein Buch heraus brachte, hat sich mit der Darstellung von Rainer Künnecke verändert – das Bild von Wilhelm Busch.
Aber nicht nur mit Worten wurde Wilhelm Busch in seine Zeit versetzt. Christina Worthmann unterstrich die Abschnitte von Buschs Leben mit „Gedanken“ am Klavier. Die Pianistin hatte dafür Musik ausgesucht, die durchaus die unterschiedlichen Stimmungen wiedergaben. So startete sie den Abend mit Robert Schumann und „Wichtige Begebenheiten“, kam über Felix Mendelssohn-Bartholdy „Kinderstücke“ und „Gewitter“ von Friedrich Burgmüller zu „Eine Träne“ von Modest Mussorgskij und endete mit einem Walzer von Johannes Brahms. Dabei zeigte die Musikerin wie Fingerfertigkeit und Musikgefühl nicht allein stehen, wie sie Stimmungen unterstreichen oder auch vorzeichnen können. Dieser musikalische Teil des Abends bekam ebenso viel Applaus wie die Figur Wilhelm Busch. Ein gelungener Abend in der St. Barbara-Kirche.
Reinhören in den Abend kann man hier: https://barbara-kirchengemeinde.wir-e.de/aktuelles
Bürgerreporter:in:Evelyn Werner aus Seelze |
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