Quarantänemaßnahmen im Seniorenheim
B: Hallo Gaby, als Bevollmächtigte einer an Demenz erkrankten Freundin bist du gerade selbst von Quarantänemaßnahmen betroffen. Sie lebt im Seniorenheim und steht für zwei Wochen unter Quarantäne. Wie kam es dazu?
G: Hallo Birte, ich bekam eine E-Mail aus dem Heim mit der Information, dass der gesamte Wohnbereich, auf dem meine Freundin lebt, für zwei Wochen keinen Kontakt zur Außenwelt haben darf. Eine Pflegekraft, die auf dem Wohnbereich arbeitet, hatte Kontakt zu einer Person, die positiv auf Corona getestet wurde.
B: Naja, wir wissen, was es bedeutet, mit einem PCR-Test positiv auf SARS-CoV-2 getestet zu werden…Nämlich gar nichts.
G: Ich wurde informiert und meine Freundin wusste von nichts. Das fand ich nicht in Ordnung. Sie leidet zwar an Demenz, aber ist deswegen kognitiv noch nicht völlig eingeschränkt. Immer wenn sie auf dem Flur war, wurde sie ins Zimmer zurückgeschickt. Sie hat bei mir angerufen und ich habe ihr das erklärt. Auf ihrem Zimmer soll sie stets einen Mund-Nasenschutz griffbereit haben, damit sie ihn sofort bei Eintritt einer Pflegeperson aufsetzen kann. Sie war dann so verängstigt, dass sie den Schutz gar nicht mehr abnahm. Ich habe sie natürlich darüber aufgeklärt, als sie mich aufgeregt anrief. Sie wusste ebenfalls nicht, für wie lange diese Freiheitsberaubung galt, und ich stellte anhand unserer Telefonate fest, dass ihre Demenz schneller fortschritt als befürchtet. Die Mitarbeiter scheinen mit der Situation ebenfalls überfordert zu sein, da sie die Bewohner nicht vernünftig informieren.
B: Mangelnde Ansprache und fehlende Beschäftigung begünstigen das Fortschreiten der Demenz. Das ist bekannt. Wie gehen die Mitarbeiter damit um?
G: Viele sind unglücklich über die Situation. Sie sind selbst von der Quarantäne betroffen, müssen zu Hause bleiben oder arbeiten mit viel zu wenig Kolleg*innen.
Meine Freundin bewältigt viele Alltagstätigkeiten noch einigermaßen selbstständig. Die Mitarbeiter kommen zum Essen bringen und zum Abräumen. Morgens kommt eine Pflegekraft zum Duschen, zwischendurch zur Hilfe beim Toilettengang. Ein Beschäftigungsangebot oder Einzelbetreuung gibt es nicht. Die Betreuungskräfte sind mit hauswirtschaftlichen Arbeiten beschäftigt. Frischluft bekommt sie lediglich durch das Öffnen des Fensters.
B: Wenn es den Senioren erlaubt wäre, Kontakt mit ihren Kindern und Enkeln zu pflegen, wäre ihr Immunsystem immer auf dem neusten Stand (Lungenfacharzt Dr.Wolfgang Wodarg).
G: Genau. Viele Senioren nehmen das Risiko einer Ansteckung in der Grippesaison in Kauf. Ihnen ist der Kontakt gerade zu den Kindern wichtiger. Und viele von ihnen sind kognitiv noch so auf der Höhe, das selbst entscheiden zu können.
Bürgerreporter:in:Gaby Brinke aus Hamburg |
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