Für Hamburger und Hamburg-Besucher: Ein Tagesausflug ins Unesco-Weltnaturerbe Wattenmeer
„Dat Watt is nich bloß good för de Fööt, de ganze Körper ward fit.“ Das behaupten die Einwohner der schleswig-holsteinischen Nordseeküste, ihrer Inseln und Halligen.
Jeder kann es bei einem Ausflug nachprüfen. Mit der Nord-Ostsee-Bahn und dem Veranstalter regiomaris (www.regiomaris.de) geht es ab Hamburg-Altona in zwei Stunden nach Husum. Von da bringt ein Bus die Ausflügler via Nordstrand in den Beltringharder Koog nach Lüttmoorsiel. Vom Koog geht es in Begleitung eines Wattführers barfuß zur Hallig Nordstrandischmoor (www.nordstrandischmoor.de).
„Hin und her und kreuz und quer / Patschen wir durchs Wattenmeer, / Schließt Euch alle, Frau und Mann, / Unserer Polonaise an.“
Eine Postkarte von 1880, die Herren mit hochgekrempelten Hosen, die Damen in hochgeklemmten Röcken, ansonsten total bekleidet, demonstriert das Wattwandern zu jener Zeit. Gepriesen wird da das Waten durch den Meeresschlick gegen Schlaf- und Appetitlosigkeit.
Alle wollen jetzt die Wunderwelt Watt näher kennenlernen. Ein aufregendes Abenteuer.
Für die Vögel ist immer ein reicher Tisch gedeckt. Dank ihrer unterschiedlich langen und gebogenen Schnäbel erreichen sie die entsprechend tief wohnenden Wattbewohner. Auf den rotbraunen Wattwurm, auch Sand- oder Pierwurm genannt, der in einer U-förmigen Röhre lebt und so seltsame Häufchen an der Oberfläche hinterlässt, warten am Flutsaum die Möwen, wenn er denn gerade seinen Kot an die Oberfläche bringt und dazu sein Hinterteil hochreckt. Der Säbelschnäbler grast das Watt nur von oben ab. Die Meeräsche hinterlässt Spuren, wenn sie sich übers Watt schlängelt und die Kieselalgen vertilgt.
Einen netten Versuch darf der Wattführer machen. Er gräbt mit dem Finger aus einer zehn mal zehn Zentimeter kleinen Fläche sage und schreibe 28 Herzmuscheln aus. Hochgerechnet bedeutet das, dass auf einem Quadratmeter 2.800 Herzmuscheln leben. Kaum vorstellbar, und noch weniger vorstellbar, dass sie sich, sobald es ruhig ist, mit ihrem Grabefuß, der einer Zunge gleich aus der leicht geöffneten Muschel tritt, wieder eingraben. Wunderwelt Wattenmeer.
Nach der Tour durchs Watt erwartet der Hallig-Krog alle zu Kaffee und Kuchen oder einem Imbiss. Anschließend wird man über die kleine Hallig geführt, um mehr über das Leben und die Natur zu erfahren. Die wenigen Häuser stehen auf sechs Meter hohen Warften, um bei Flut nicht überspült zu werden. In der Schule, die an Feiertagen als Kirche dient, werden gerade mal vier Kinder der 20-köpfigen Gemeinde unterrichtet. Vor der Schule zeigt der Sturmflutpfahl, 2002 vor der Schulwarft aufgestellt, die wichtigsten Sturmfluten mit Messingstreifen an. Der Katastrophentag, die Groote Manndrenke vom 12. Oktober 1634, dem Entstehungstag der Hallig Nordstrandischmoor, ist dabei nicht einmal an der höchsten Stelle des Pfahles zu sehen. Es gab höhere Fluten, etwa 1962 und 1976. Die Marke für die durchschnittliche Wasserhöhe der jährlich etwa dreißig Landunter verläuft auf dem Pfahl ungefähr in Bauchhöhe.
Am Nachmittag bringt einen das Ausflugsschiff „Adler V“ zur Halbinsel Nordstrand, von wo es nach einem Bummel durch den kleinen Hafen und einem Spaziergang am Deich mit dem Linienbus zurück nach Husum geht.
Während der Schifffahrt fischt einige Minuten lang ein Schleppnetz den Meeresboden ab und taucht mit nettem Fang wieder auf. An erster Stelle tummeln sich da Langschwanzkrabben, auch Nordseegarnelen oder Granat genannt. Der Schiffseigner persönlich erklärt und zeigt, was alles gefangen wurde. Eine wahre Fundgrube.
Ein Einsiedlerkrebs eilt mit dem Haus einer Wellhornschnecke davon. Die Schwimmkrabbe erhielt ihren Namen, weil sie „Propeller“ an den Füßen hat. Die Strandkrabbe sei ein Allesfresser und Räuber erster Klasse. Ihr Panzer wachse nicht mit. Sie häute sich, wobei auch die Paarung stattfinde, und bilde einen neuen Panzer. Man lernt auch, Männlein und Weiblein an ihren Hinterteilen zu unterscheiden. Über die Scholle hört man, dass sie bis zu einer Größe von zehn Millimeter schwimme wie ein Fisch. Danach ändere sich ihre Kopf- und Augenstruktur, so dass der Kopf nicht symmetrisch ist, sie aber so zum Platt- und Grundfisch wird. Ihre Größe kann die eines Klodeckels erreichen. Die Kliesche ähnelt der Scholle, aber ihre Haut ist nicht glatt, sondern borstig. Der Seestern knacke die Miesmuschel, indem er ihr eine Art Betäubungsgift einspritze, ihr dann seinen Magen überstülpe und sie gleich verdaue. Seeskorpion, Steinpicker, Sandgrundel, Meeräsche, Aal und Dorsch lernt man zu unterscheiden und eine Seepocke auf dem Krebspanzer zu erkennen.
Doch dann heißt es, sich ruhig zu verhalten. Wir nähern uns einer Sandbank mit Seehunden. Unzählige tummeln sich da, einige schwimmen. Austernfischer beäugen das Ganze.
regiomaris GmbH, Liebermannstraße 46, 22605 Hamburg, Tel. 040/50690700, www.regiomaris.de
Preise: Einzelkarte 49 Euro (gültig für 1 Erw.),
Partnerkarte: 98 Euro (gültig für 2 Erw.), Familienkarte: 119 EUR (gültig für 2 Erw. + 3 Ki.). Auch als Gutschein zum Verschenken.
Bürgerreporter:in:Elke Backert aus Hamburg |
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