Was ist Salafismus? Was sind Salafisten?
In den letzten Tagen haben Salafisten mit ihrer kostenlosen Koranverteilung in mehreren deutschen Städten in der Medienlandschaft für Aufsehen gesorgt. Doch was sind Salafisten überhaupt? Laut CSU-Innenexperte Hans-Peter Uhl sind „Salafisten (..) gefährliche Extremisten und Verfassungsfeinde“ (Bild.de). Doch nicht alle sind gewaltbereit.
Das Begriff Salafismus ist vom arabischen Wort „Salafiyya“ (oft auch Slafiya) abgeleitet. Die Silbe „Salaf“ bedeutet Vorgänger bzw. Altvordere und die Endung „iyya“ entspricht u. a. dem deutschen „heit“. Salafismus kann als „Orientierung an den frommen Altvorderen“ übersetzt werden. Er orientiert sich am Ideal der muslimischen Urgemeinde in Medina und neigt zu den Methoden eigenständiger Rechtsfindung. Seine Anhänger halten sich streng an die religiösen Vorgaben, tragen weite Gewänder, Bärte und Kopfbedeckungen. Die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau wird als unislamisch angesehen und strikt abgelehnt, so wie auch der Demokratie-Gedanke. Denn dort herrschen Menschen über Menschen. Nach Ansicht der Salafisten gebührt dieses Recht nur Gott. Nur wer dem Weg der Salafiyya folgt, wird als gläubig bezeichnet. Alle anderen werden als Ungläubige (arabisch kuffar) angesehen. Darunter u. a. Juden und Christen jedoch auch alle nicht-salafistischen Muslime.
Die Formen des Salafismus
Die salafistische Strömung splitterte sich nach einiger Zeit in zwei Bewegungen auf, die sich in bestimmten Punkten stark voneinander unterscheiden. Nach dem irakischen Überfall auf Kuwait im August 1990 kam es in Folge dessen zum Bruch dieser beiden Bewegungen.
Auf der einen Seite gibt es den puristischen Salafismus. In diesem gilt die Politik als ein unreines Betätigungsfeld, von dem sich seine Anhänger fernzuhalten haben. Selbst der Aufstand gegen jegliche politische Herrschaft wird teilweise abgelehnt. Selbst wenn sie noch so „ungerecht“ erscheint. Er beschränkt sich auf die Regelung in den privaten Lebensbereichen. Die puristische Form des Salafiyya ist streng gewaltablehnend und ausschließlich auf Missionsarbeit ausgerichtet. Sie distanzieren sich von sämtlichen Organisationen und Gruppierungen, die gewaltsam eine politische Veränderung herbeiführen wollen. Ihre politische Langzeitvorstellung ist ein islamischer Staat in dem auschließlich die Gesetze Gottes gelten.
Auf der anderen Seite gibt es den jihadistischen Salafismus. Seine Anhänger predigen eine strenge sowie fundamentalistische Auslegung des „reinen Islam“, so wie er nach Ansicht seiner Verfechter kurz nach den Offenbarungen durch den Propheten Mohammed gelebt wurde. Sie wollen eine vollständige Umgestaltung von Staat, Gesellschaft und individuellem Lebensvollzug nach dem Islam durchsetzen. Sie streben einen Staat in Form eines Kalifat* auf Basis der Scharia* an. Wie der Bezeichnung zu entnehmen ist, befürworten die Anhänger den Dschihad* und werden daher zu den gewaltbereiten Islamisten gezählt.
Aus den Bewegungen des puristischen und jihadistischen Salafismus hat sich in jüngerer Zeit eine dritte Strömung herauskristallisiert. Der Mainstream Salafismus ist deutlich schwieriger abzugrenzen als die zuvor genannten. Ihre Ideologie ist eine Mischung aus dem puristischen und dem jihadistischen Glauben. Der radikale Salafismus wird zwar nicht offen unterstützt, der militante Dschihad allerdings nicht grundsätzlich abgelehnt. Dadurch verschwimmen die Grenzen zum jihadistischen Salafismus. Diese Gruppierung bewegt sich auf legalem und verfassungskonformen Gebiet. Seine Anhänger sind aber durchaus bereit Gewalt bei der Schaffung eines Religionsstaates anzuwenden. Entgegen des ursprünglichen Ideals der Salafisten nutzen sie das Internet um ihre Grundgedanken und Vorstellungen zu verbreiten und neue Anhänger zu rekrutieren.
Salafisten in Deutschland
Die Zahl der in Deutschland lebenden Salafisten variiert in Abhängigkeit unterschiedlicher Quellen von 2.500 bis 4.000. Zu den führenden Köpfen gehören u. a. der deutsche Konvertit Pierre Vogel, der Prediger Abou Maleeq (auch bekannt als Rapper „Deso Dogg“) und der Initiator der Koranverteilung Ibrahim Abou Nagie.
Bis Mitte Mai sollen 25 Millionen Koran-Exemplare in Deutschland, Österreich und der Schweiz kostenlos verteilt werden. Seit Oktober 2011 sollen bereits rund 300.000 Bücher verschenkt worden sein. Durch die Verteilung sollen vor allem junge Muslime angesprochen werden, die aufgrund ihrer schwierigen Lebensituation leicht für radikale Ansichten zu gewinnen sind. Aber auch junge Deutsche, die keine Muslime sind, sollen in Form von Bekehrung und Konversion als Nachwuchs rekrutiert werden. Alle dem Verfassungsschutz bekannten Terroristen, hatten in irgendeiner Form Kontakt zu salafistischen Strömungen.
Anmerkungen:
*Kalifat: Herrschaft oder Reich eines Nachfolgers oder "Stellvertreters des Gesandten Gottes"
*Scharia: Religiöses Gesetz des Islam
*Dschihad: Im europäischen Sprachraum meist als "Heiliger Krieg" übersetzt
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Als Informationsgrundlage für diesen Beitrag zum Salafismus dienten der Verfassungsschutz NRW, wikipedia, bild.de.
Am 14. Juni 2012 gab Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich bekannt, dass das Salafisten-Netzwerk "Millatu Ibrahim" (dt. "Religion Abrahams") verboten wird. "Es ist wichtig, dass wir allen Verfassungsfeinden signalisieren: Bis hierher und nicht weiter", sagte Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger. Zudem wird ein Verbot der Gruppen "Dawa FFM" aus Frankfurt und "Die wahre Religion" um den Prediger Ibrahim Abou-Nagie geprüft. Dieser geriet zuletzt aufgrund von Koran-Verteilungen in mehreren deutschen Großstädten in die Schlagzeilen.
Bürgerreporter:in:Franziska Müller aus Hamburg |
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